Zurück auf dem Betze

Erinnert sich noch jemand an den August 2018? Martin Kobylanski knallte damals einen nahezu epischen Freistoß ins Tor des 1. FC Kaiserslautern. Es war die 92. Minute, es war der Treffer zum 2:1-Sieg des SC Preußen Münster und das alles geschah mehr als 50 Jahre nach dem letzten Pflichtspiel der Preußen gegen den FCK. Das war nicht nur ein Kulturschock für die „roten Teufel“, es war damals auch für den SCP eine irre Sache, denn es war eine ganz unerwartete Neuauflage.
Dass der SCP noch einmal gegen den langjährigen Bundesligisten und vierfachen Deutschen Meister antreten würde, war schließlich noch wenige Jahre zuvor völlig utopisch. Mag man das aus heutiger Sicht auch für völlig normal halten – es ist aber nicht normal. Noch immer nicht. Nach Jahrzehnten im unterklassigen Fußball war die Begegnung im August 2018 schon einer der seltenen Momente, die einen von mehr träumen ließen.
Allerdings waren vor sieben Jahren nur rund 18.000 Zuschauer am Betze. Das immerhin wird sich am Freitag ändern, die Gastgeber rechnen mit mehr als 44.000 Fans, darunter werden mindestens 1.400 aus Münster sein. An einem Freitagabend. Normal? Nein, ist es nicht. Es ist so wild wie die letzten drei Jahre beim SC Preußen Münster selbst waren. Alte Überzeugungen fallen weg, es ist eine neue Zeit.
Leichter Schleier
Kaiserslautern. Man hat sich daran gewöhnt, dass dieser Klub „nur“ zweitklassig spielt – dabei hat er vier deutsche Meisterschaften gewonnen, zwei DFB-Pokale, einen Supercup. Champions League, Europa League… und der SC Preußen Münster feiert eine Deutsche Amateurmeisterschaft von 1994. Welten liegen zwischen diesen Klubs. Und eben nicht mehr. Denn beide Klubs spielen sportlich in der gleichen Klasse und – aufgepasst, FCK! – der SCP im September 2025 ist nicht mehr der SCP aus dem Vorjahr, als die Adler mit 1:2 verloren. Natürlich, ja, auch am Freitagabend können die Preußen wieder eine Partie am Betzenberg verlieren. Dann werden sie sich erst recht ärgern über die fast absurde Niederlage gegen Düsseldorf, die sich der SCP ganz allein „erarbeitet“ hatte.
Dieser kleine Schleier liegt über der Partie. Falls das Spiel am Betze verloren geht, steht der SCP plötzlich wieder ernüchtert da, nachdem sich schon diese leise Hoffnung eingeschlichen hatte, dass es vielleicht nicht nur um den reinen Klassenerhalt gehen könnte. Man kann sich kaum davon frei machen, zu hoffen. Und der SCP lieferte zuletzt ja auch beste Zeichen, um diese Hoffnung zu stützen.
Tempofußball Münster
Der Fußball, den Alexander Ende spielt, war viele Jahre nicht zu sehen in Münster. Das Tempo, die Ballsicherheit, der Ballbesitz. Das sieht nach Fußball aus. Nach Agieren, nicht Verwalten. Leider klappt das nicht über 90 Minuten. Aber auch das kann eine Qualität sein: Spielen, wenn es geht. Kämpfen und kratzen, wenn es sein muss. Beides ist Fußball.
Man erwischt sich dabei, sich auch am Betzenberg etwas auszurechnen. Wer Hertha Paroli bietet, Bochum und Düsseldorf, der kann es auch mit der Wucht des Betzenbergs aufnehmen.
Personal
Joshua Mees fehlt bekanntlich wieder mehrere Wochen. Dafür melden sich nun Spieler wie Etienne Amenyido oder Oscar Vilhelmsson zurück. Möglicherweise rutscht Charalambos Makridis wieder ins Team, der gut in die Saison startete, dann seinen Platz verlor. Irgendetwas wird sich Alexander Ende einfallen lassen.
Schon schräg, dass in den vergangenen Wochen gleich mehrere Gegner leise Vergleich zwischen Münster und dem „Tikitaka“ des FC Barcelona anstellten. Das darf man ruhig als Auszeichnung verstehen. Wie sagte Daniel Thioune in der Vorwoche? „Das sieht schon gut aus, was ihr da zockt.“ Punkte gab es dafür nicht, aber vielleicht bringt die Wut im Bauch ja in Kaiserslautern etwas?
Wie auch immer. Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel nannte einer der Journalisten den SCP einen Klub, der etwas unter dem Radar fliege. Der Tonfall deutete an: Münster ist der kleine Klub, der Emporkömmling. So ist wohl noch immer die Sicht bei vielen Zweitligisten, die Münster teils über Jahrzehnte nicht als Gegner hatten.
Als Selbstversicherung sei daher hier einmal erwähnt: Der SC Preußen Münster ist ein Klub im Aufbruch. In zwei Jahren wird er eine moderne Arena bespielen, er kann als Herz des Münsterlandes auf ein Einzugsgebiet setzen, nach dem sich Klubs wie Duisburg, Oberhausen, Bochum oder andere die Finger lecken würden. Binnen weniger Monate wuchs der SCP auf mehr als 14.000 Mitglieder. Nein, Freunde, dieser SCP ist nicht mehr der kleine Amateurklub. Und der Fußball, den der SCP spielt, sollte Warnung genug sein. Das nur mal am Rande.
Tabelle 5. SpieltagKlub | Sp. | S | U | N | Tore | Verh. | P | |
1.) | Hannover 96 | 5 | 4 | 0 | 1 | 8:5 | 3 | 12 |
2.) | Karlsruher SC | 5 | 3 | 2 | 0 | 7:3 | 4 | 11 |
3.) | Arminia Bielefeld | 5 | 3 | 1 | 1 | 11:4 | 7 | 10 |
4.) | SV Darmstadt | 5 | 3 | 1 | 1 | 8:5 | 3 | 10 |
5.) | SV Elversberg | 5 | 3 | 1 | 1 | 7:5 | 2 | 10 |
6.) | 1. FC Kaiserslautern | 5 | 3 | 0 | 2 | 8:4 | 4 | 9 |
7.) | FC Schalke 04 | 5 | 3 | 0 | 2 | 5:4 | 1 | 9 |
8.) | SC Paderborn 07 | 5 | 2 | 2 | 1 | 5:4 | 1 | 8 |
9.) | SC Preußen Münster | 5 | 2 | 1 | 2 | 8:8 | 0 | 7 |
10.) | Eintracht Braunschweig | 5 | 2 | 1 | 2 | 6:7 | -1 | 7 |
11.) | Fortuna Düsseldorf | 5 | 2 | 1 | 2 | 5:9 | -4 | 7 |
12.) | Holstein Kiel | 5 | 2 | 0 | 3 | 5:6 | -1 | 6 |
13.) | SpVgg Greuther Fürth | 5 | 2 | 0 | 3 | 10:14 | -4 | 6 |
14.) | Hertha BSC | 5 | 1 | 2 | 2 | 4:4 | 0 | 5 |
15.) | Dynamo Dresden | 5 | 1 | 1 | 3 | 7:9 | -2 | 4 |
16.) | VfL Bochum | 5 | 1 | 0 | 4 | 5:9 | -4 | 3 |
17.) | 1. FC Magdeburg | 5 | 1 | 0 | 4 | 7:12 | -5 | 3 |
18.) | 1. FC Nürnberg | 5 | 0 | 1 | 4 | 2:6 | -4 | 1 |
Die Klubs auf den Plätzen 1 und 2 steigen direkt in die Bundesliga auf. Der Drittplatzierte der 2. Bundesliga spielt in der Relegation gegen den Drittletzten der Bundesliga. Der Tabellen-16. der 2. Bundesliga spielt in der Relegation gegen den Dritten der 3. Liga, die beiden Klubs auf den Plätzen 17 und 18 steigen direkt in die 3. Liga ab.