Preußen-Forum
Ein Albtraum aus Granit und Kalkstein
Zitat von wow am 13. Oktober 2025, 14:30 UhrAllen, die kein Interesse an diesem Thema haben, sei geraten, sofort aufzuhören zu lesen.
Ich möchte nämlich etwas vielleicht ungewöhnliches tun. Ich möchte die Diskussion mit einem Reset versehen, und mit @olli noch einmal ins Gespräch kommen. Das Thema, um das es geht, ist viel zu interessant - jedenfalls aus meiner Sicht - als dass es mit den Resten einer verunglückten Kommunikation vermischt in den Erinnerungen dieses Forums verbuddelt werden sollte.
Ich würde deshalb gerne noch einmal mit einer - diesmal weniger zickigen - Antwort auf den ersten Beitrag von @olli reagieren.
Du schreibst: "Ja, wow, vielleicht bist du wirklich zu politisch aufgewachsen; das zeigt sich darin, daß (sic) Du Architektur und Stadtplanung nur durch eine aktuell politisch-historische Brille lesen willst, nicht durch eine andere, vielleicht eine zeitgenössische." Mir geht es überhaupt nicht um Architektur oder Stadtplanung, Das scheint eher Dein Steckenpferd zu sein. Mir geht es um die historische Bedeutung dieses Gebäudes.
Du schreibst: "Hitler hat hier nicht etwas aus dem Boden gestampft, um seine Diktatur im Rahmen der Olympischen Spiele feiern zu lassen." Ich habe den Satz jetzt mehrmals hin und her gewendet und komme zu keinem wirklich schlüssigen Ergebnis, denn natürlich war es Hitler, der den Bau des Olympiastadions verantwortete. Wer denn sonst? Hierzu ein Zitat aus der SZ vom 09.06.2021: Hans Pfundtner, einst Staatssekretär im Reichsministerium des Innern, bis 1936 mit dem Bau des Reichssportfeldes befasst ... beschrieb eindeutig die Funktion dieser "gewaltigen Schöpfung des Dritten Reichs für die Olympischen Spiele und die deutschen Leibesübungen". An einer Stelle zitiert er Adolf Hitler, nachdem der sich entschlossen hatte, die alten Baupläne durch ein völlig neues Konzept zu ersetzen: "Im Zusammenhang mit der Erweiterung des Stadions soll auch ein für Massenkundgebungen ausreichendes Aufmarschgelände entstehen." Gemeint war das Maifeld.
Du schreibst: "Hitler ... war kaum der gestaltende Geist des heute bestehenden Ensembles" Das zuvor Gelesene, scheint dies doch der Fall zu sein.
Die verschiedenen Orte, die Du als Beispiele für heute noch genutzte Nazibauten anführst, waren mir nicht alle bekannt. Dass die Waldbühne zum Beispiel dazugehört, wusste ich nicht. Aber ist das in seiner Dimension und seiner Wirkmächtigkeit wirklich vergleichbar? Du forderst, man solle dann alle Nazibauten abreißen, wenn man dies für das Olympiastadion vorschlage. Wenn Du meinen Post liest, wirst Du feststellen, dass mein Hauptanliegen etwas museales ist, besser ausgedrückt eine Überführung oder Begleitung in oder durch einen Gedenkstättencharakter. Den Abriss, oder das Platt-Machen, habe ich auch benannt, und da gebe ich Dir Recht: Das ist natürlich eine Zuspitzung, und die würde für mich nur dann in Frage kommen, wenn sich bestimmte Gruppen dieser Symbole wieder bemächtigen wollten. Abriss ist Quatsch. Punkt. Aber selbst wenn ich dies für das Olympiastadion fordern würde, hieße dies ja nicht automatisch das Gleich für alle anderen Bauten, die von Nazis erschaffen oder genutzt wurden. Es kommt doch auf das Symbol an, das damit verbunden ist. Mir jedenfalls.
Zum Tempelhof: Auch hier ein Vergleich, der nicht stimmig wirkt, in diesem Fall aber von mir eingebracht wurde. Räusper. Die Umwidmung des Tempelhofer Feldes wird übrigens von Berliner Politikern als gutes Vorbild für das Olympiagelände gesehen. Denn es überführt den Ort in eine neue Bestimmung. Den Begriff "Stadtteil" habe ich Bekannten entnommen, die in der Nähe wohnen und das dortige Flair nach eigener Aussage erleben, wie einen neuen Stadtteil. Von Bebauung habe ich nichts geschrieben.
Zum Schluss schreibst Du: "Wenn ihr mal wieder in Berlin seid, vielleicht im Sommer, dann besucht das Berliner Olympiagelände, spaziert herum, und erkennt anhand der vielen jugendlichen Sportler, ..., daß (sic) die deutsche (Sport)-geschichte nicht 1936 auf ewig festgelegt wurde." Zum einen würde ich entgegnen, dass das ja auch niemand behauptet hat. Viel wichtiger jedoch scheint mir der Tipp, sich dann auch Zeit für die monumentalen Skulpturen aus Muschelkalk von Karl Albiker zu nehmen. Sie sind sechs Meter hoch und tragen die Titel „Diskuswerfer“ und „Staffelläufer“. Beide gehören – wie auch „Zehnkämpfer“ und „Siegerin“ von Arno Breker – zu einem ganzen Skulpturenensemble, das um das riesige Stadionrund verteilt ist. Manche nennen dieses Ensemble das bis heute am besten erhaltene NS-Gesamtkunstwerk. Peter Strieder, Ex-Stadtentwicklungssenator forderte 2020: „Weg mit diesen Skulpturen!“ Zur Begründung schrieb er: „Eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem Erbe des Faschismus – auch dem baulichen – wurde versäumt.“ Und genau darum geht es mir auch, wenn ich sage: Ich denke nicht in erster Linie an Sport, wenn ich an dieses Stadion denke. Ich denke an die historische Bedeutung, die Symbolik und seinen Propagandazweck für den Faschismus nach Innen und nach Außen.
So sehe ich die Sache. Und weil Du mich mehrmals in dem Text angesprochen hast und - seien wir ehrlich - hin und wieder die eine oder andere polemische Spitze nicht gescheut hast, bin ich zu meinem Leidwesen - auch weil ich unterwegs war und nur das Smarti zur Hand hatte - ein wenig zu zickig geworden.
Dafür entschuldige ich mich und ich hoffe, mit dieser Antwort kannst Du meinen Standpunkt nachvollziehen.
Sollten wir uns im Stadion sehen (bist Du auf der West?) würde ich mich über ein gemeinsames Bierchen freuen.
In dem Sinne.
Lass es Dir gut gehen.
Allen, die kein Interesse an diesem Thema haben, sei geraten, sofort aufzuhören zu lesen.
Ich möchte nämlich etwas vielleicht ungewöhnliches tun. Ich möchte die Diskussion mit einem Reset versehen, und mit @olli noch einmal ins Gespräch kommen. Das Thema, um das es geht, ist viel zu interessant - jedenfalls aus meiner Sicht - als dass es mit den Resten einer verunglückten Kommunikation vermischt in den Erinnerungen dieses Forums verbuddelt werden sollte.
Ich würde deshalb gerne noch einmal mit einer - diesmal weniger zickigen - Antwort auf den ersten Beitrag von @olli reagieren.
Du schreibst: "Ja, wow, vielleicht bist du wirklich zu politisch aufgewachsen; das zeigt sich darin, daß (sic) Du Architektur und Stadtplanung nur durch eine aktuell politisch-historische Brille lesen willst, nicht durch eine andere, vielleicht eine zeitgenössische." Mir geht es überhaupt nicht um Architektur oder Stadtplanung, Das scheint eher Dein Steckenpferd zu sein. Mir geht es um die historische Bedeutung dieses Gebäudes.
Du schreibst: "Hitler hat hier nicht etwas aus dem Boden gestampft, um seine Diktatur im Rahmen der Olympischen Spiele feiern zu lassen." Ich habe den Satz jetzt mehrmals hin und her gewendet und komme zu keinem wirklich schlüssigen Ergebnis, denn natürlich war es Hitler, der den Bau des Olympiastadions verantwortete. Wer denn sonst? Hierzu ein Zitat aus der SZ vom 09.06.2021: Hans Pfundtner, einst Staatssekretär im Reichsministerium des Innern, bis 1936 mit dem Bau des Reichssportfeldes befasst ... beschrieb eindeutig die Funktion dieser "gewaltigen Schöpfung des Dritten Reichs für die Olympischen Spiele und die deutschen Leibesübungen". An einer Stelle zitiert er Adolf Hitler, nachdem der sich entschlossen hatte, die alten Baupläne durch ein völlig neues Konzept zu ersetzen: "Im Zusammenhang mit der Erweiterung des Stadions soll auch ein für Massenkundgebungen ausreichendes Aufmarschgelände entstehen." Gemeint war das Maifeld.
Du schreibst: "Hitler ... war kaum der gestaltende Geist des heute bestehenden Ensembles" Das zuvor Gelesene, scheint dies doch der Fall zu sein.
Die verschiedenen Orte, die Du als Beispiele für heute noch genutzte Nazibauten anführst, waren mir nicht alle bekannt. Dass die Waldbühne zum Beispiel dazugehört, wusste ich nicht. Aber ist das in seiner Dimension und seiner Wirkmächtigkeit wirklich vergleichbar? Du forderst, man solle dann alle Nazibauten abreißen, wenn man dies für das Olympiastadion vorschlage. Wenn Du meinen Post liest, wirst Du feststellen, dass mein Hauptanliegen etwas museales ist, besser ausgedrückt eine Überführung oder Begleitung in oder durch einen Gedenkstättencharakter. Den Abriss, oder das Platt-Machen, habe ich auch benannt, und da gebe ich Dir Recht: Das ist natürlich eine Zuspitzung, und die würde für mich nur dann in Frage kommen, wenn sich bestimmte Gruppen dieser Symbole wieder bemächtigen wollten. Abriss ist Quatsch. Punkt. Aber selbst wenn ich dies für das Olympiastadion fordern würde, hieße dies ja nicht automatisch das Gleich für alle anderen Bauten, die von Nazis erschaffen oder genutzt wurden. Es kommt doch auf das Symbol an, das damit verbunden ist. Mir jedenfalls.
Zum Tempelhof: Auch hier ein Vergleich, der nicht stimmig wirkt, in diesem Fall aber von mir eingebracht wurde. Räusper. Die Umwidmung des Tempelhofer Feldes wird übrigens von Berliner Politikern als gutes Vorbild für das Olympiagelände gesehen. Denn es überführt den Ort in eine neue Bestimmung. Den Begriff "Stadtteil" habe ich Bekannten entnommen, die in der Nähe wohnen und das dortige Flair nach eigener Aussage erleben, wie einen neuen Stadtteil. Von Bebauung habe ich nichts geschrieben.
Zum Schluss schreibst Du: "Wenn ihr mal wieder in Berlin seid, vielleicht im Sommer, dann besucht das Berliner Olympiagelände, spaziert herum, und erkennt anhand der vielen jugendlichen Sportler, ..., daß (sic) die deutsche (Sport)-geschichte nicht 1936 auf ewig festgelegt wurde." Zum einen würde ich entgegnen, dass das ja auch niemand behauptet hat. Viel wichtiger jedoch scheint mir der Tipp, sich dann auch Zeit für die monumentalen Skulpturen aus Muschelkalk von Karl Albiker zu nehmen. Sie sind sechs Meter hoch und tragen die Titel „Diskuswerfer“ und „Staffelläufer“. Beide gehören – wie auch „Zehnkämpfer“ und „Siegerin“ von Arno Breker – zu einem ganzen Skulpturenensemble, das um das riesige Stadionrund verteilt ist. Manche nennen dieses Ensemble das bis heute am besten erhaltene NS-Gesamtkunstwerk. Peter Strieder, Ex-Stadtentwicklungssenator forderte 2020: „Weg mit diesen Skulpturen!“ Zur Begründung schrieb er: „Eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem Erbe des Faschismus – auch dem baulichen – wurde versäumt.“ Und genau darum geht es mir auch, wenn ich sage: Ich denke nicht in erster Linie an Sport, wenn ich an dieses Stadion denke. Ich denke an die historische Bedeutung, die Symbolik und seinen Propagandazweck für den Faschismus nach Innen und nach Außen.
So sehe ich die Sache. Und weil Du mich mehrmals in dem Text angesprochen hast und - seien wir ehrlich - hin und wieder die eine oder andere polemische Spitze nicht gescheut hast, bin ich zu meinem Leidwesen - auch weil ich unterwegs war und nur das Smarti zur Hand hatte - ein wenig zu zickig geworden.
Dafür entschuldige ich mich und ich hoffe, mit dieser Antwort kannst Du meinen Standpunkt nachvollziehen.
Sollten wir uns im Stadion sehen (bist Du auf der West?) würde ich mich über ein gemeinsames Bierchen freuen.
In dem Sinne.
Lass es Dir gut gehen.
Zitat von Standfussballer am 13. Oktober 2025, 15:23 UhrWieder einiges gelernt. So zum Beispiel auch, dass man Statuen von Breker und Albiker durchaus entfernen könnte.
Wieder einiges gelernt. So zum Beispiel auch, dass man Statuen von Breker und Albiker durchaus entfernen könnte.
Zitat von olli am 13. Oktober 2025, 18:25 Uhr@wow
ich war das Wochenende nicht da und komme jetzt erst wieder dazu, mich hier einzulesen. Ich kann alles gut nachvollziehen, was Du schreibst. Ich habe Schwierigkeiten mit der ganzen Bilderstürmerei(geht nicht gegen Dich), denn sie ändert nichts und läßt das Gewesene einfach verschwinden. Ich denke die deutsche Geschichte, gerade die NS-Geschichte, wird ausreichend thematisiert und problematisiert und seit der Weizsäckerrede 1985 herrscht auch großer Konsens in der Gesellschaft. Ich meine, wenn man da noch weiter "verbessern" will, läuft man auch Gefahr viele Gutgesinnte zu verlieren. Naja, es bleibt ein schwieriges Thema. lch wollte mit meinen Posts nur berichten, was hier täglich auf dem Gelände stattfindet und dass es ein heiterer Ort für die jugendlichen Sportler ist. Und die sind auch alle im Bilde, was es mit dem Gelände auf sich hat. Und es ist wirklich erstaunlich, wie kleinformatig die damalige Olympiade gewesen sein muss, gemesssen an der modernen Gigantomanie. Aber es war damals auch noch ein kleiner, größtenteils europäischer Club, der daran teilnahm. Von meiner Großmutter und anderen Berliner Verwandten, die die Olympiade erlebt haben, weiß ich, dass die Berliner die Olympiade als sehr heiteres Fest erlebt haben, weil die NS-Diktatur einen guten Eindruck machen wollte und die Propaganda während der Zeit etwas zurückfuhr. Auch waren die Berliner ganz begeistert von Jesse Owens, vielleicht auch aus politischem Protest. Aber vor allem waren sie(meine Verwandten) damals alles junge Leute und man ging tanzen und vergnügte sich. Da sieht man natürlich alles viel positiver, als ein späterer Historiker es vielleicht einordnen würde.
Na schön, zurück zum Fußball. Im Moment komme ich gar nicht an Karten, auch nicht für die West. Ich hoffe aufs Frühjahr und die neue Ost. Dann können wir gerne bei einem Bier die Köpfe zusammenstecken.
ich war das Wochenende nicht da und komme jetzt erst wieder dazu, mich hier einzulesen. Ich kann alles gut nachvollziehen, was Du schreibst. Ich habe Schwierigkeiten mit der ganzen Bilderstürmerei(geht nicht gegen Dich), denn sie ändert nichts und läßt das Gewesene einfach verschwinden. Ich denke die deutsche Geschichte, gerade die NS-Geschichte, wird ausreichend thematisiert und problematisiert und seit der Weizsäckerrede 1985 herrscht auch großer Konsens in der Gesellschaft. Ich meine, wenn man da noch weiter "verbessern" will, läuft man auch Gefahr viele Gutgesinnte zu verlieren. Naja, es bleibt ein schwieriges Thema. lch wollte mit meinen Posts nur berichten, was hier täglich auf dem Gelände stattfindet und dass es ein heiterer Ort für die jugendlichen Sportler ist. Und die sind auch alle im Bilde, was es mit dem Gelände auf sich hat. Und es ist wirklich erstaunlich, wie kleinformatig die damalige Olympiade gewesen sein muss, gemesssen an der modernen Gigantomanie. Aber es war damals auch noch ein kleiner, größtenteils europäischer Club, der daran teilnahm. Von meiner Großmutter und anderen Berliner Verwandten, die die Olympiade erlebt haben, weiß ich, dass die Berliner die Olympiade als sehr heiteres Fest erlebt haben, weil die NS-Diktatur einen guten Eindruck machen wollte und die Propaganda während der Zeit etwas zurückfuhr. Auch waren die Berliner ganz begeistert von Jesse Owens, vielleicht auch aus politischem Protest. Aber vor allem waren sie(meine Verwandten) damals alles junge Leute und man ging tanzen und vergnügte sich. Da sieht man natürlich alles viel positiver, als ein späterer Historiker es vielleicht einordnen würde.
Na schön, zurück zum Fußball. Im Moment komme ich gar nicht an Karten, auch nicht für die West. Ich hoffe aufs Frühjahr und die neue Ost. Dann können wir gerne bei einem Bier die Köpfe zusammenstecken.