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Unterschiedliche Gefühlslage nach dem 1:1 in Wuppertal

So richtig zufrieden war nach dem 1:1 zwischen dem Wuppertaler SV und Preußen Münster niemand. Die Gastgeber trauerten ihren Chancen in der ersten Halbzeit hinterher, die Preußen gingen erneut verschwenderisch mit ihren Szenen um. Irgendwie musste es dann wohl doch gerecht sein.

Der Punkt ist: Kaum hatte der SC Preußen Münster seine Freude über das späte 1:1 durch Nicolai Remberg (88.) verarbeitet, da rissen alle Preußen die Hände zum Kopf und rauften sich die Haare. Es war eben jener Remberg, der nur zwei Minuten später diese eine 100-Prozent-Chance zum späten Sieg auf dem Kopf hatte. Wo er Sekunden zuvor noch alles richtig gemacht hatte, ging es diesmal in die Hose. „Das ist eigentlich ein sicheres Tor“, ärgerte sich Remberg nach Abpfiff. „Ich muss den Ball nur noch nach vorn drücken, dann krieg ich ihn rein.“ Statt des späten Höhepunkts gab es etwas Frust. Remberg machte keinen Hehl daraus, meinte aber auch: „Ich darf mich jetzt auch nicht zu viel darüber aufregen, das bringt nichts.“

Wieder bekam der 20-Jährige etwas Einsatzzeit in der Regionalliga. Im fünften Spiel der fünfte Einsatz, diesmal 21 Minuten. „Das bringt mich persönlich weiter“, freute sich Remberg immerhin über diese Situation. „Ich bin auch erleichtert, dass ich getroffen habe, nachdem ich gegen Homberg zwei Chancen liegengelassen habe.“

Diese Botschaft sollte nicht untergehen: Es war eben auch Remberg, der für den SC Preußen Münster die Niederlage verhinderte. Und bessere Argumente für den Kurs des SC Preußen, junge Spieler aufzubauen, könnte es geben?

Am Ende war auch Simon Scherder halbwegs besänftigt. Er hatte in der letzten Szene mit Remberg den Ball in Perfektion rübergehoben, besser kann das niemand machen. „Wir sind noch immer ungeschlagen“, meinte er nach dem Spielende. „Jetzt geht es nach der Pause mit frischen Kräften weiter.“

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Die Trainer waren nach Abpfiff auch unentschlossen. Beide verwiesen auf ihre Chancen. Münster war auf den Punkt da, bestimmte die ersten 15, 20 Minuten klar – und lag dann trotzdem zurück, weil Marco Königs traf. Natürlich Königs. „Da hätte ich 1000 Euro drauf setzen können“, so Sascha Hildmann später seufzend. Diese Art von Fußball-Geschichten sind einfach zu logisch, oder?

Möglich wurde der Treffer, weil der SCP den Ball in der Szene einfach nicht entschlossen genug aus dem eigenen Strafraum klärte. WSV-Trainer Alexander Voigt war zufrieden mit dem Auftritt seines Neuzugangs. „Man merkt schon, dass er uns besser macht. Er macht den Ball fest, ist immer gefährlich.“ Eigentlich einer, der auch dem SCP hätte helfen können, aber die Preußen haben sich für ein anderes Spielerprofil entschieden. Der Transfer von Osman Atilgan deutet das an – bei SCP ist Flexibilität gefragt. Königs ist der klassische Zielspieler, der Strafraumstürmer. Tempo ist nicht sein Ding – und in Wuppertal wurde auch deutlich, dass dem 30-Jährigen schnell die Puste ausgeht. Aber das muss der WSV jetzt klären. Voigt: „Er hatte keine Vorbereitung, nach 60 Minuten ließen die Kräfte nach. Wir müssen jetzt sehen, dass wir ihn langsam auf 90 Minuten bringen.“

Das soll dem SC Preußen mit Neuzugang Atilgan nicht passieren. Der 21-Jährige hat mit Dynamo Dresden die gesamte Vorbereitung mitgemacht und ist fit, wie Hildmann betont.

Der Preußen-Trainer ärgerte sich darüber, dass das Gegentor zu viel Wirkung hinterließ. „Das ist ein Lernprozess, dass wir uns nach einem Treffer nicht sofort abhängen lassen.“ Immerhin genügte die Halbzeitpause, um das Team wieder neu einzustellen. Mit „gefühlt 90 Prozent Ballbesitz“ (Hildmann) bekam der SCP wieder Zugriff auf die Partie und kam folgerichtig zu Torchancen. „Ich hätte gern gesehen, dass wir uns mit den drei Punkten belohnen, aber das ist eben kein Wunschkonzert.“

Nicht alle hätten am Mittwoch zu 100 Prozent ihre Form abgerufen. Alexander Langlitz arbeitete sich beispielsweise auf der Seite enorm ab, aber entwickelte nicht die Durchschlagskraft, die man von ihm schon sah. „Das passiert sonst nicht“, so Hildmann. Der Trainer machte die vier Spiele in zwei Wochen schon als Faktor aus. Eine gewisse Müdigkeit sei nicht von der Hand zu weisen. Die Pause komme jetzt ganz gelegen. Erst am Montag steigt der SCP wieder ins Training ein, das Wochenende ist frei. „Jetzt musst du Luft holen.“

Die Einstellung stimmte beim SCP. Allerdings suchte das Team zu oft den Weg durch die Mitte. Da war kaum ein Durchkommen. Zwar sei es durchaus Idee gewesen, den WSV auch im Zentrum zu beschäftigen. Aber dann haben wir oft den Moment verpasst, das Spiel wieder aufzufächern. Rauszuspielen, wenn es im Zentrum dicht wird.“ Ein Zufall war es sicher nicht, dass die besten Szenen über die Flügel eingeleitet wurden.

Auf Wuppertaler Seite war die Stimmungslage auch nicht völlig klar. „Wir haben 15 Minuten gebraucht, um Zugriff zu bekommen“, so WSV-Trainer Voigt. „Danach war es umso besser.“ Nach dem 1:0 hätte der WSV das 2:0 nachlegen können. „Wenn wir etwas abgezockter gewesen wären“, so Voigt. Davon konnte der SCP später ja auch ein Liedchen singen. In der zweiten Halbzeit habe man sich in alles reingeworfen, relativ viel „wegverteidigt“. Die wenigen Kontersituationen habe man dann nicht richtig zu Ende spielen können – was auch daran lag, dass der SCP nicht mehr allzuviele Fehler machte.

„Der Zeitpunkt des 1:1 war natürlich bitter, aber alles in allem müssen wir mit dem Punkt leben.“ Anders geht es ja auch nicht.

Am 6. Spieltag ist der SCP wegen des Corona-Falls bei Alemannia Aachen gezwungenermaßen spielfrei. Das nächste Ligaspiel steht am 3. Oktober an, wenn der SCP beim 1. FC Köln II spielt.

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