Preußen-JHV mit Fragezeichen
Auf dem Papier geht es dem SC Preußen Münster blendend. Nach mehr als drei Jahrzehnten Abwesenheit von der 2. Bundesliga hält sich der Klub nun schon im zweiten Jahr in Folge in dieser Spielklasse. Das zeigen nun endlich auch die Wirtschaftszahlen. Das „abzurechnende“ Geschäftsjahr umfasst die Zweitligasaison 2024/2025 und da kratzt der SCP an der Marke von 30 Millionen Euro Umsatz. In diesem Lichte wirkt die „Anmoderation“ der JHV eher intransparent und sogar teilweise seltsam.
Zunächst: Mit einem Gewinn nach Steuern in Höhe von rund 3,47 Millionen Euro stößt der SC Preußen in Bereiche vor, die in den vergangenen Jahren eher nicht erwartbar waren. Die Strategie der Geschäftsführung, das Geld aus der ersten Zweitliga-Saison nach 33 Jahren nicht mit vollen Händen auszugeben, sondern vorsichtig einzusetzen, hatte gute Gründe. Mit einem der geringsten Etats der 2. Liga (wenn nicht sogar dem kleinsten Etat) gelang es, die Liga zu halten. Zugleich wäre der SCP aber für den Abstieg finanziell abgesichert gewesen. Und das gilt mit dem aktuellen Ergebnis ebenfalls für die laufende Saison.
Der Spagat ist klar: Die „Sparschraube“ darf nur vorsichtig gedreht werden, denn die 2. Bundesliga ist nun kein ferner Traum, sondern gelebter Alltag und so soll es vorerst auch bleiben. Dass der SCP aber noch weit davon entfernt ist, ein etablierter Zweitligist zu sein, dürfte ebenso auf der Hand liegen. Der Gewinn aus dem abgelaufenen Geschäftsjahr ist daher nichts, was der SCP nun verprassen könnte oder etwas, was ihn zu einem reichen Klub machte. Die Kosten rund um den Klub steigen, in den vergangenen Jahren blieben viele Investments in Strukturen und Personen ungetätigt – das alles muss der SC Preußen noch immer im Schweinsgalopp nachholen. Aber eben immer auch so, dass ein denkbarer Abstieg den Klub nicht in ein finanzielles Loch stürzt.
Vertrauensvorschuss
Die guten Zahlen gehen einher mit einer völlig anderen Wahrnehmung des Klubs. Viele werden sich erinnern können an die Jahre, in denen der SC Preußen in der Stadt ein bisschen das ungeliebte Stiefkind war. In den vergangenen Jahren hat sich die Klubkultur verändert, maßgeblich geprägt durch die Teams um Präsident Christoph Strässer und Aufsichtsrat Frank Westermann. Ruhige und solide Arbeit, Aufbau von Dialog-Strukturen hinter den Kulissen – das war eine Leistung, die den Erfolg von heute überhaupt erst möglich machte. Die Leistung und das Engagement vieler einzelner Personen, das dahinter steckt, wurde nur selten öffentlich, das ist ein bisschen das Wesen der Münsterländer: Tue Gutes, aber rede nicht so viel. Ein Vertrauensvorschuss dürften sich viele erarbeitet haben, denn die Erfolge und Entwicklungen der vergangenen Jahre lassen sich ja ziemlich einfach belegen.
Nun stehen die Wahlen des neuen Aufsichtsrats an. Und damit auch die Mitgliederversammlung. In deren Vorbereitung wurden in den vergangenen Wochen einige Mails an die Vereinsmitglieder verschickt, deren Tonfall mindestens verwunderlich ist, eigentlich eher seltsam. Wahlwerbung in eigener Sache, dazu noch teilweise formuliert und verschickt von Gremien der KGaA, die mit dem eingetragenen Verein formal gar nichts zu tun hat. Das hat ein Geschmäckle und sollte besser eine Ausnahme bleiben.
Vage Begründungen
Elf Kandidaten und eine Kandidatin bewerben sich am Sonntag um die sechs Aufsichtsratsposten. Und auch da bleiben ein paar Fragen unbeantwortet. Erst am Donnerstag, also drei, vier Tage vor der JHV, wurden alle Bewerbungen beim SCP offiziell vorgestellt, die Namen kursierten ab Mittwochabend. Das ist eigentlich zu spät. Eine Kritik, die sich an den Klub richtet, aber auch an die Kandidaten selbst. Der einzige, der sich frühzeitig öffentlich gemacht hatte, war Hendrik Brüggemann. Anfang November folgte Thomas Röttgermann via „BILD“. Alle anderen blieben aus welchen Gründen auch immer in der Deckung. Transparent ist das nicht unbedingt.
Natürlich kann man auf dem Standpunkt stehen, drei bis vier Tage vorher seien genug. Aber warum eigentlich? Warum nicht zwei Wochen vorher? Warum nicht aktiv an die Öffentlichkeit gehen und sich vorstellen? Die ungewollte oder unfreiwillige Geheimniskrämerei ist eigentlich überflüssig.
Das gilt nun auch für die offizielle Vorstellung der zwölf Bewerber/innen auf der Webseite des SC Preußen. Ein paar ziemlich vage Fragen über schöne Preußenspiele, die persönliche Verbindung zum SC Preußen oder Wünsche für die Gremienarbeit dürften für Mitglieder keinen übergroßen Erkenntnisgewinn bringen. Man hätte stattdessen gerne mehr erfahren über die eigentliche Motivation der einzelnen Personen.
Warum zum Beispiel will Thomas Röttgermann zurück ins Gremium? Das selbe Gremium, das er gerade 2024 verlassen hatte – offiziell wegen unterschiedlicher Auffassungen über die Entwicklung des Klubs. In der damaligen Mitteilung des SCP über seinen Abschied aus dem Gremium gab es keinerlei Informationen über die Hintergründe seines Abschieds. Erst später teilte er mit, er habe „in einigen Punkten andere Ideen, was Prioritäten in der Entwicklung und Dynamik“ betreffe. Das dürfte nur die halbe Wahrheit sein. Dass es Spannungen gab, ist mittlerweile einigermaßen bekannt. Was wiederum die Frage aufwirft, was sich nun geändert hat oder was sich ändern soll.
Und auch Dr. Ursula Paschke ist so ein Fall: Warum der erwünschte Wechsel vom Präsidium in den Aufsichtsrat? Im Fragebogen auf der Preußen-Homepage gibt es dazu nur dürre Hinweise. Ist ein Posten im Aufsichtsrat wirklich die „logische Fortsetzung“ des bisher Erreichten und des Engagements? Warum die Kehrtwende, nachdem es zuletzt mehrfach geheißen hatte, das gesamte Präsidium stehe für eine weitere Amtszeit zur Verfügung? Ist das nun Uneinigkeit?
Vielleicht erklären die Bewerber am Sonntag etwas konkreter, warum sie eigentlich antreten.
Jostmeier in schwieriger Rolle
Und da ist noch ein Thema. Martin Jostmeier, 2016 Teil des damals neuen „Strässer-Präsidiums“, bewirbt sich für einen Platz im Aufsichtsrat. Gleichzeitig soll er am Sonntag aber auch die gesamte JHV leiten – das mag formal korrekt und zulässig sein. Aber das gehört sich nicht, für so etwas greifen in großen Unternehmen Compliance-Regeln. Das hätte der SC Preußen anders lösen müssen und Martin Jostmeier auch – der hat jetzt eine große Bühne, um Präsenz zu zeigen, die anderen Kandidaten verwehrt bleibt. Das wirkt einfach nicht gut und warum sagt im Klub niemand, dass das so nicht geht? Für Jostmeier dürfte es auch nicht leicht sein, den Spagat zwischen Versammlungsleitung und eigener Bewerbung zu finden. Warum also musste das überhaupt sein?
Wenn man die medialen Berichte der vergangenen Tagen verfolgte, ahnt man, dass im Hintergrund schon etwas um Posten gekämpft wird. Da spricht der Präsident über „aus dem Hut gezauberte Gegenkandidaten“ für das Amt des Präsidenten – dabei steht der ja nicht einmal zur Wahl. Das sind Töne, die man bisher so nicht kannte.
Die gute Nachricht dürfte sein, dass der SC Preußen Münster nun auch nicht gerade vor irgendeiner Zerreißprobe steht. Der Klub ist wirtschaftlich stabil, verfügt über eine starke sportliche Leitung und kann auf drei Geschäftsführer zählen, denen der Klub nachweislich am Herzen liegt und die nachhaltiges Handeln vor schnellen Erfolg stellen. Insofern wird der SCP – egal wie die JHV am Sonntag endet – gut aufgestellt sein. Und natürlich darf man eigentlich allen Bewerberinnen und Bewerbern um den Aufsichtsrat unterstellen, dass sie das Ziel haben, den SC Preußen Münster voranzubringen.
Daher wirkt die Art, wie alle Beteiligten diese JHV anmoderiert haben, unnötig intransparent. Eine Baustelle, die gar nicht geöffnet werden musste.


So richtig Transparent war des SCP noch nie. Man denke da nur an die Kosten Verein insgesamt / erste Mannschaft. Vielleicht sollte man da mal Umdenken,,,