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Preußen-Präsident Maasjost tritt im „BILD“-Interview gegen Aufsichtsrat und Mitglieder

Preußen-Präsident Maasjost tritt im „BILD“-Interview gegen Aufsichtsrat und Mitglieder
Offizieller Anpfiff zum Umbau des Preußenstadions am 28. März 2025. Präsident Dr. Bernward Maasjost.

Jetzt hat der SC Preußen Münster pünktlich zum Jahresausklang doch noch einen schönen kleinen Streit. Auslöser ist einer, der wohl nach Lage der Dinge nicht mehr lang im Amt ist: Vereinspräsident Bernward Maasjost. Der gab kurz vor dem Weihnachtsfest der „BILD“ ein Interview, das in Teilen schon knapp an der Realität vorbeischrammte. Über Tage blieb das Thema fast eigenartig ruhig, doch spätestens seit die „Westfälischen Nachrichten“ am Silvestertag darüber schrieben, bekommt das Thema mehr öffentliche Wucht.

In Teilen ist das Maasjost-Interview an sich gar nicht weiter auffällig. Maasjost spricht in der „BILD“ über Sportliches, über die Hinrunde, über einige Punkte, die das Team habe liegen lassen. Und er bezieht sich auch auf mögliche Winter-Transfers, die man mit Bedacht tätigen müsse, um das intakte Teamgefüge nicht zu belasten. Das ist alles in Ordnung und dürfte kaum auf Widerspruch stoßen.

Problematisch wird dann der Teil, der sich sehr schnell anschließt. Über die Frage beispielsweise, ob Maasjost auch über Mitte Januar hinaus Präsident bleiben wird. Bis dahin läuft seine Amtszeit noch und Maasjost betont, dass sich an seiner persönlichen Bereitschaft, den Job weiter zu machen, nichts geändert habe – und auch, dass der Aufsichtsrat weiterhin keine anderen Aussagen tätige. „Still ruht der See“, so nannte es Maasjost. „Ich würde mir schon Klarheit wünschen“, sagt er. Auch das ließe sich im Kern nachvollziehen. Der Präsident legt allerdings nach. Maasjost formuliert, der Aufsichtsrat habe doch in den Wochen seit der Mitgliederversammlung ausreichend Zeit gehabt, sich zu positionieren. „Wie auch immer.“

So gesagt

Nun muss man bei der „BILD“ (wie im Journalismus grundsätzlich) zumindest bedenken, dass die exakte Wortwahl nicht zwingend auch im Interview so geklungen hat. Umformulierungen in der Schriftform sind zulässig und normal, solange sie nicht den Sinn des Gesagten verändern. Fast immer wird ein Interview aber vom Gesprächspartner gegengelesen und freigegeben – dass Maasjost also sinngemäß exakt das formuliert hat, ist unstrittig. Dass er nun, wie er sagt, „gelassen“ abwarte, lässt sich mit Blick auf das Interview eher nicht erkennen.

Problematisch an den Aussagen ist, dass es schwer vorstellbar erscheint, dass der Aufsichtsrat nicht längst Gespräche mit Maasjost geführt haben soll. Das passt eigentlich nicht zur Amtsführung von Frank Westermann. Wenn man davon ausgeht, dass es irgendeine Art von Information in Richtung des Präsidenten gegeben hat, wären einige Aussagen im Interview bedenklich. Oder schlichtweg falsch.

Und weiter: Maasjost verweist auf die Arbeit des „erfolgreichsten Präsidiums der Preußen-Geschichte“ und auch hier muss man Fragezeichen setzen. Der Erfolg des SCP geht nämlich nicht auf die Kappe des aktuellen Präsidiums oder des Präsidenten – es war vor allem das Team Strässer/Westermann, das in den vergangenen Jahren viele richtige Entscheidungen getroffen hatte. Der Neuanfang unter Einbeziehung der eigenen Nachwuchsabteilung 2020, Peter Niemeyer, der Stadionumbau – das alles ist eher Verdienst anderer Leute.

Starke Arbeit von Brüx, Mangelmans oder Weinfurtner

Nicht missverstehen: Die Arbeit, die einzelne Präsidiumsmitglieder für den SCP leisten, ist bockstark. Burkhard Brüx sei hier vor allem genannt, der unermüdlich für die Mitglieder und Fans des Klubs arbeitet. Unbedingt auch Christoph Mangelmans, der an so vielen Stellen hilft und unterstützt, mit seiner ansteckenden „Preußen-Verrücktheit“ auch Türen öffnet. Sicher hilft auch Finanzexperte Holger Averbeck seit seiner Berufung im Oktober 2024 dem Klub. Und natürlich Sören Weinfurtner, der für die Nachwuchsabteilung im Präsidium sitzt und einer der wichtigen Architekten im Hintergrund ist. Die Leistungen der einzelnen Amtsinhaber ist unstrittig.

Dass Maasjost im Januar 2023 als Präsident berufen wurde und nur wenige Monate später den Drittligaaufstieg feiern durfte, fiel ihm dagegen ohne eigenes Zutun in den Schoß. Das galt auch für den Zweitliga-Aufstieg, der auf die Kappe der sportlichen Leitung um Peter Niemeyer ging. Die strukturellen Veränderungen in der KGaA, auch jenseits des reinen Sports, wurden vor allem von den Geschäftsführern Kittner und Sass, später auch Deipenbrock, angestoßen. Die wirtschaftlichen Erfolge der Profiabteilung, der Mitgliederboom – alles eine direkte Folge der Arbeit in der Geschäftsführung.

„Never change a winning team“,

Der problematische Teil des Interviews folgt am Ende. Da geht es um die Bereitschaft des gesamten Präsidiums, die Arbeit in „gleicher Besetzung“ fortzusetzen. „Never change a winning team“, behauptet Maasjost hier. Unverändert? Warum wollte dann Dr. Ursula Paschke aus dem Präsidium in den Aufsichtsrat wechseln? Kein Wort darüber.

Dass diese geplante Rochade dazu dienen sollte, den Präsidenten zu stützen, scheint nicht völlig an den Haaren herbeigezogen. Jedenfalls schienen das viele Vereinsmitglieder genau so verstanden zu haben – und straften dieses Manöver mit einem miserablen Ergebnis für Paschke ab. Hunderte Nein-Stimmen für sie waren ein klares Votum. Maasjost nennt das im Interview „unwürdig“.

Erinnerungen werden wach. Im Frühjahr 2014 hatte der SC Preußen Münster Detlev Dammeier als neuen Sportlichen Leiter des SCP vorgestellt. Eine von Dammeiers ersten Amtshandlungen war ein scharfes Interview in der „BILD“, in dem er seine Kompetenzen und Befugnisse hervorhob und Trainer Ralf Loose anzählte. Das Interview fiel so scharf aus, dass der Klub sich nur wenige Tage später von Dammeier trennte. Nach nur 42 Tagen im Amt. Vorsicht vor dem Boulevard…

Aber warum? Mitglieder wählen demokratisch einen Aufsichtsrat. Wenn das Ergebnis einer Person nicht gefällt, ist das eine persönliche Sache – kann aber passieren, wenn es Kandidat/innen nicht gelingt, ihre Motivation glaubhaft zu erklären. Aus gleichem Grund wurde ja auch Thomas Röttgermann mit ähnlich desaströsem Ergebnis verhindert.

Giftpfeile in Richtung Vereinsmitglieder

„Übel vorgeführt“ worden sei Paschke, behauptet dagegen Maasjost, Noch einmal: Warum? Wer sich einer Wahl stellt, erhält doch keine Garantien! Das „Gegröle“ in der Halle war das deutliche Signal der Mitglieder, dass hier eine unsaubere Taktik gewählt wurde und natürlich überraschte das brutal klare Ergebnis für Paschke/Röttgermann im Augenblick auch die über 1.000 Mitglieder. Und Maasjost? Nennt die Nein-Stimmen und die heftige Reaktion der Mitglieder „unsäglich“und „abgekartet“ und verweist auf Leitbild und „Diversität“. Nichts für ungut, das ist eine solche Herabwürdigung der Vereinsmitglieder, dass man sich wundert, warum der Aufsichtsrat nicht schon viel schneller einen neuen Präsidenten berufen hat.

Denn genau darauf wird es hinauslaufen. Bernward Maasjost wird der erste Präsident seit langer Zeit (oder jemals?) sein, der gegen seinen erklären Willen nicht erneut berufen wird. Und wenn Maasjost intern ähnlich aufgetreten ist, wie er im „BILD“-Interview spricht, dürfte die ganze Sache ohne niemanden mehr wundern. Kandidaten gibt es nämlich durchaus, insbesondere einen, nämlich Christian Pander.

Mit Blick auf die jüngste Berichterstattung in den „WN“ wäre es nun nicht überraschend, wenn sich der Aufsichtsrat kurzfristig doch zu einer Klarstellung berufen fühlen würde. Die bisherige Ruhe konnte man ja durchaus so werten, dass die Nachfolgeregelung und die Gespräche mit dem potenziellen künftigen Präsidium im Hintergrund geführt wurden. Doch der aktuelle Druck dürfte dazu führen, dass irgendeine Reaktion notwendig wird.

Wir mögen in der Winterpause stecken. Aber Ruhe ist gerade nicht (mehr). Aber das lässt sich ändern.

3 thoughts on “Preußen-Präsident Maasjost tritt im „BILD“-Interview gegen Aufsichtsrat und Mitglieder

  1. Hallo Carsten,
    vielen Dank für Deine Erläuterungen. Der WN Artikel ist online ja nur gegen Bezahlung zu lesen und den gedruckten Artikel werde ich erst am 17.01 lesen können. Von daher habe ich mich sehr über Deinen Artikel dazu gefreut. Ein Christian Pander wurde schon mal vor einiger Zeit im „Kicker“ als neuer Präsident ins Spiel gebracht. Ich finde diese Personalie durchaus sehr reizvoll und spannend. Letztendlich liegt das tägliche und operative Geschäft ja eh in den Händen anderer kompetenter Leute.
    Allen einen guten Rutsch und ein frohes und gesundes 2026!!

  2. Von dem Wechsel an der Spitze gehe ich inzwischen fest aus. Gespannt bin ich, wen man unter dem neuen Präsidenten wieder sieht. Einige von dir aufgezählte machen ja einen wirklich guten Job.

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