Ole Kittner muss erklären, was schwer zu erklären ist

Üblicherweise hat Ole Kittner stets ein Lächeln auf den Lippen. Derzeit fällt ihm das nicht so leicht wie üblich. Seit der Freistellung des Doppel-Aufstiegstrainers Sascha Hildmann steht Kittner bei vielen Fans in der Kritik, teils heftig, teils deutlich über die Grenzen des guten Stils hinaus. Für ihn nicht überraschend, aber dennoch sagt er: „Wir sahen keine andere Möglichkeit.“
Es war in den vergangenen Jahren eine wirklich wohltuende Abwechslung, dass der SC Preußen insgesamt besonnener wirkte, ruhiger. Nicht so hektisch wie früher. Dazu gehörte Kontinuität in schwierigen Zeiten. Eine Haltung, die beim SC Preußen auch weiterhin Gültigkeit haben soll, wie Ole Kittner betont. Er verweist auf den mehr als holprigen Start in die 2. Liga und dass der SCP damals die Ruhe bewahrt hatte. Und Fakt ist: Sascha Hildmann hatte vom Klub die ganzen Jahre über stets öffentlichen Rückhalt – nicht nur vom Klub selbst, auch von Medien und Fans. Der dicke Kredit war Lohn des Erfolgs.
Andererseits muss man alle Zeichen so deuten, dass abseits des Erfolgs, unter der Oberfläche, Probleme bestanden, für deren Lösung irgendwie nie der richtige Zeitpunkt war. Ein Thema, das schon Peter Niemeyer begleitete, nun auch Ole Kittner. Und der Sport-Geschäftsführer musste nun für eine Entscheidung den Kopf hinhalten. „Wir sahen keine andere Möglichkeit, um neue Energie freizusetzen“, sagt er nun. Details will er bewusst nicht ausführen – nein, es gab kein Drama hinter den Kulissen. Es war eher kein gemeinsamer Weg mehr erkennbar – was letztlich nicht weniger schlimm wäre.
Man darf Kittner also sicher unterstellen, dass die Trainerfreistellung nicht einfach so lässig aus den Ärmeln geschüttelt wurde. Denn: „Wir sind nicht der Klub, der nach ein paar erfolglosem Spielen den Trainer entlässt.“ Zumal einen Trainer, der sich um den Klub ja verdient gemacht hat. Mag auch der eine oder andere jetzt so tun, als sei der Erfolg ein Selbstläufer, der Misserfolg aber allein Schuld des Trainers: Wäre es so, bräuchte es gar keine Trainer mehr, dann täte es auch ein dressierter Golden Retriever am Spielfeldrand.
„Der Auslöser war nicht das 1:1 gegen Darmstadt“, hat Kittner in den vergangenen Tagen oft gesagt. Die Situation jetzt sei einfach eine andere als noch vor Monaten. Die Gesprächsrunden mit Spielerrat und dem gesamten Team seien nicht ursächlich gewesen für die Freistellung. Eher ein „Mosaikstein“, wie Kittner formuliert.
Aufarbeitung später
Was seit Samstagabend in Münster passiert ist, soll für den Augenblick in den Hintergrund rücken – das wünschen sich alle Beteiligten. Vergessen wird es allerdings nicht. Ein „Versprechen“ sei es, so Kittner, dass nach Abschluss der Saison eine interne Aufarbeitung folgen werde. „Mit allen Konsequenzen“, wie Kittner erneut sagte. „Wir werden dann Gespräche führen, schließlich gibt es immer Argumente dafür und dagegen. „Doch der Moment jetzt ist aus meiner Sicht richtig.“ Natürlich seien die Reationen absehbar gewesen, gibt Kittner zu. „Das geht nicht spurlos an uns und auch nicht an mir vorüber.“
Bis dahin sei man „zu 100 Prozent überzeugt“, dass die getroffene Entscheidung richtig sei. Diese Einschätzung habe nach den ersten Einheiten in neuer Konstellation umso mehr Bestand. „Ich bin damit fein und dass es jetzt eine Konfrontation gibt, muss man aushalten.“
Auch die Lösung mit einem internen Trio sei letztlich das Ergebnis einer Abwägung gewesen. „Das ist eine Preußen-Münster-Lösung“, sagt Kittner. Und die ersten Reaktionen, die ersten Tage, hätten ein „gutes Gefühl“ gebracht.
Keine Spur von Depressionen im Team. Eher eine sehr gute Energie, wie Kittner wertet. Das dürfte auch der vorrangige Anstoß sein. Eine Veränderung auf Kopfebene. „Vieles wird auf dieser Stimmungsebene stattfinden“, sagt Kittner, wenngleich natürlich auch Stellschrauben bei Aufstellung und Spielsystem gedreht werden.