Heiner Backhaus: „Haben uns unsere Stärke genommen“

Bedient waren sie nach der Niederlage in Münster alle, die Braunschweiger. Und Häme gab es für die Eintracht noch kostenlos dazu: Aus Richtung Aachen füllten nämlich Fans der Alemannia die Kommentarspalten auf Facebook. In Aachen hat man Backhaus‘ fluchtartigen Abschied nach Braunschweig noch nicht ganz verdaut. Ein paar unfreundliche Worte durfte sich die Eintracht im Netz also noch anhören. Dabei gab es für Braunschweig viel Anlass zu Selbstkritik, denn der eigene Spielplan lief am Ende ein bisschen ins Leere.
Wie erwartet, hatte sich Braunschweigs Trainerteam mit Interesse angeschaut, wie der SCP in Kaiserslautern geschlagen wurde. „Wir hatten sehr guten Anschauungsunterricht“, so Backhaus nach dem Spiel. „Wir wussten, dass Münster viele Probleme bekommt mit Flanken und Spielverlagerung.“ Daher habe man sich bewusst auch für Sebastian Polter in der Startelf entschieden. Das Ziel war, hohe Bälle ins Zentrum zu bekommen. Das lief… nun ja: nur halb gut. „Über links nur ein bisschen, über rechts kam gar nichts“, ärgerte sich Backhaus. „Wir haben haben uns damit unsere Stärke genommen.“
Kaiserslautern als Vorbild taugt eben nur, wenn man dann auch so effektiv ist wie Kaiserslautern. Und das war Eintracht über 90 Minuten nicht. „Wir haben uns den Gegner in der ersten Halbzeit zwar ganz gut vom Leib gehalten, aber keinen Chancen erarbeitet“, gab Backhaus zu. Ein einziger echter Abschluss nach 44 Minuten war die gesamte Offensivausbeute der Gäste. Und das war dann eben zu wenig. „Mit dem ersten Abschluss geht Münster dann in Führung, das macht etwas mit einem. Wir haben uns trotzdem nicht aufgegeben, kassieren nach dem Wechsel schnell das 0:2. Anschließend hatten wir noch Halbchancen, aber mit dem drittem Gegentor war die Messe gelesen.“
Das 1:3 – mit freundlicher Unterstützung einer diesmal nachlässigen Preußen-Defensive – war kein Weckruf. Bis zum Schluss habe die Eintracht im Grunde keine Chancen mehr herausgespielt, so Backhaus ernüchtert. „Wir hatten einfach zu wenig Verantwortungsbewusstsein in den Boxen – defensiv wie offensiv.“ Backhaus‘ Fazit: „Der Sieg für Münster geht völlig in Ordnung.“
„Zufrieden“
„Zufrieden“ war Alexander Ende. „Wir haben unsere Ziele nach dem Spiel‘ in Kaiserslautern umgesetzt. Das waren gar nicht einmal die drei Tore, sondern unsere Abwehrarbeit, die in Kaiserslautern nicht gut war“, so Ende nach dem Spiel. „Wir waren heute viel kompakter, haben viele der gegnerischen Flanken schon in der Entstehung unterbunden. Das war die Basis für den Sieg.“
Ende hatte den „Finger in die Wunde gelegt“, wie er sagte. „Am Ende der Saison wird diese Abwehrarbeit, dieses Kettenverhalten entscheiden, wie erfolgreich man ist. Und wir hatten heute ein gutes Kettenverhalten.“
Aus Sicht von Ende lieferte die Partie in Kaiserslautern noch einen weiteren wertvollen Anschauungsunterricht. Gegner werden zunehmend darauf aus sein, das Kurzpassspiel der Preußen durch engmaschige „Betreuung“ auf dem Feld zu unterbinden. Münster ins Rollen kommen zu lassen, ist eine schlechte Idee – das dürfte nach sieben Spieltagen auch in der Liga angekommen sein. Wie sagte Backhaus? „Wir haben hier nicht so viel zugelassen wie andere Mannschaften vor uns…“

Münster kann aber auch bei enger Deckung und früh anlaufenden Gegnern erfolgreich sein: das zeigt das Spiel gegen Braunschweig. „Wenn der Gegner ins Risiko geht, uns hoch anläuft, dann muss ich Zweikämpfe gewinnen. Das erste Tor war genau so ein Beispiel dafür. Ich habe der Mannschaft vorher gesagt: Glaubt daran, dass ihr diesen einen Zweikampf gewinnt, diesen einen Ball erobert, dann werden die Räume groß.“
Spieldaten
Das Führungstor war wie eine Blaupause dafür: Lars Lokotsch sicherte sich mit seinem energischen Ballgewinn den Raum und prompt wurde es richtig gefährlich. Raumgewinn durch starkes Zweikampfverhalten: das ist die Lösung für Spiele wie am Sonntag. „Sehr schön, dass wir heute das mit ins Spiel bringen konnten, was wir in Kaiserslautern nicht geschafft haben.“ Es sei wohl gut und wichtig gewesen, manche Routinen und Pläne noch einmal in Erinnerung zu rufen, meinte Ende. Genau das sei auch Thema der Trainingswoche gewesen. „Wenn man sich sehr auf Selbstverständliches verlässt, kriegt man einen auf den Deckel.“ So war es in Kaiserslautern, aber nicht gegen die Eintracht. „Das haben wir einfach besser gemacht.“
Okay, ja, das „Haar in der Suppe“ fand Ende auch. „Ich hätte gerne die Null hinten gehalten, weil unsere Abwehrarbeit das heute auch hergegeben hätte“, so Ende.
Besser als nur die Startelf
Noch einen Punkt sprach Alexander Ende nach der Partie an. „Wir sind mehr als nur die Startelf“, hob er hervor. Gemeint ist: „Hut ab vor denen, die reingekommen sind. Das ist sehr, sehr gut, dass wir da nachlegen können und den Jungs auf der Bank so zeigen können: Ein Bankplatz ist nicht schön, aber ihr könnt ein großer Faktor sein, um Spiele massiv zu beeinflussen.“
Und so war es gegen Braunschweig. Etienne Amenyido war sofort da und wach. Charalambos Makridis, der zuletzt etwas den Schwung der ersten Wochen verloren hatte, brachte seine große Stärke sofort auf den Platz: Mit Tempo in das eins-zu-eins. Sein Tänzchen auf der linken Seite brachte das 3:0. „Das war wichtig, dass diese Jungs sich auch ein gutes Gefühl geholt haben.“