Die blau-weiße Hertha und der SCP…

Nur noch die ganz, pardon, alten Fans werden sich erinnern. Noch zu Beginn der Neunzigerjahre klang es durchs Stadion. „Die blau-weiße Hertha und der SCP…“. Es gab Beziehungen zwischen den Fanszenen, da machte es keinen Unterschied, dass Hertha den Preußen beim letzten Punktspiel in Münster sechs Tore einschenkte. Das war im November 1989, es war der 20. Spieltag der 2. Bundesliga. Das Hinspiel in Berlin war damals das erste Zweitligaspiel der Preußen nach acht Jahren Abwesenheit. Wie das „Kaninchen vor der Schlange“ titelte damals die „WN“ über das 0:2 der Preußen im Olympiastadion.

Wer weiß, vielleicht sind die Vorzeichen etwas anders? Fakt ist: Im Hinspiel der aktuellen Saison feierte der SC Preußen einen dieser unvergesslichen Siege. Im Olympiastadion, dem Ort so vieler Fußballgeschichten, schlugen die Adler zu, gewannen 2:1. Es war ein magischer Abend in Berlin, eines dieser Spiele, zu denen man sich hinträumt, wenn man gegen Lippstadt oder Lotte spielt. Da war es Realität.

Anschließend wurde es phasenweise auch anstrengend, mühsam. Aber jetzt, zwei Spieltage vor dem offiziellen Saisonschluss, ist die alte Dame wieder da. Vergessen wir für den Moment einmal die beiden Pokalspiele (beide 1:3 verloren, eines 2009, eines 2021). In einer gemeinsamen Liga, als Konkurrenten auf dem gleichen Spielfeld, gab es diese Partie lange, lange nicht mehr. Die Saison hält sich die letzten Höhepunkte für die letzten Meter auf. Preußen gegen Berlin, Adler gegen Bären. Und das an einem Flutlichtabend an der Hammer Straße bei frühlingshaften Temperaturen. Ehrlich, Fußballherz, was willst du mehr?

Einen Heimsieg, mutmaßlich.

Okay, jeder kann die Tabelle lesen.

32. Spieltag
	Mannschaft	Sp.	Tore	Diff.	Punkte
1	Hamburger SV	32	70:40	30	56
2	1. FC Köln	32	47:37	10	55
3	SV 07 Elversberg	32	59:36	23	52
4	SC Paderborn 07	32	54:42	12	52
5	1. FC Magdeburg	32	59:48	11	50
6	Fortuna Düsseldorf	32	53:48	5	50
7	1. FC Kaiserslautern	32	54:50	4	50
8	Hannover 96	32	39:34	5	49
9	Karlsruher SC	32	52:53	-1	48
10	1. FC Nürnberg	32	55:54	1	45
11	Hertha BSC	32	48:48	0	43
12	SV Darmstadt 98	32	52:52	0	39
13	FC Schalke 04	32	51:58	-7	38
14	SpVgg Greuther Fürth	32	41:56	-15	35
15	Eintracht Braunschweig	32	37:57	-20	35
16	SC Preußen Münster	32	36:41	-5	32
17	SSV Ulm 1846	32	33:40	-7	29
18	SSV Jahn Regensburg	32	20:66	-46	24

Zur Erinnerung. Ulm muss in Hamburg ran (und verlieren, versteht sich). Ein einziger Punkt für Münster gegen Hertha und der direkte Abstieg wäre ausgeschlossen. Das Endspiel in Ulm? Wäre nur noch eines, um sogar den direkten Klassenerhalt zu schaffen. Denn auch der ist plötzlich oder besser: immer noch möglich. Ein paar andere Klubs müssen mitspielen, die Ergebnisse stimmen. Aber das Abstiegsgefühl der zwei Wochen vor der Magdeburg-Partie ist einem anderen Gefühl gewichen. Zuversicht. Hoffnung. Was so ein läppisches 5:0 in Magdeburg so anrichten konnte, oder?

Muss man dem SCP irgendetwas raten? Vermutlich nicht. Das Team ums Team wird die Mannschaft gut eingestellt haben. Nüchterne Arbeit, intensive Vorbereitung, die Rahmenbedingungen sollten stimmen. Vorsichtshalber sollten sich auch Fans der Preußen darauf einstellen, dass da nicht plötzlich ein Aufstiegsfavorit aus Münster über den Gegner hinwegfegt. Das Spiel gegen Berlin wird viel Arbeit werden, die Hertha ist aktuell in der 2. Bundesliga das formstärkste Team (gleichauf mit Elversberg, Braunschweig und Karlsruhe). Elf Punkte aus den jüngsten fünf Partien. Aus den letzten sieben Partien ging Hertha in fünf Spielen als Sieger hervor. Das wird ein knallharter Kampf, keine Frage. Ein richtig dicker Brocken.

Aber das war Magdeburg auch.

Personal
Mikkel Kirkeskov steht doch wieder zur Verfügung, nachdem es anfangs der Woche nicht gut aussah. Lukas Frenkert und Thorben Deters fallen bekanntermaßen aus, Jano ter Horst kassierte in Magdeburg eine Blitz-Karte nach wenigen Sekunden und fehlt. Die HSV-Leihgabe András Neméth ist wohl nicht dabei.

Rückblick auf das bis heute letzte Heimspiel gegen Hertha BSC im Jahr 2021.

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