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Dauerkarten: Das LVM-Preußenstadion ist ein teures Pflaster

Dauerkarten: Das LVM-Preußenstadion ist ein teures Pflaster
Das Wappen des SC Preußen Münster.

Es werde manchmal „unangenehm“ werden – das hatte der SC Preußen Münster mit dem Blick auf den Stadionumbau schon oft so formuliert. Dass das ohnehin schon rare Gut Tickets jetzt noch einmal knapper wird, gehört auch dazu. Und seit Freitag steht fest, dass auch Preußenfans richtig tief in die Tasche greifen müssen.

Am Freitag hatte der SC Preußen wieder Emails mit den ersehnten Neuigkeiten zu den Tickets verschickt. Weil die Ostkurve abgerissen wird, fallen zur neuen Saison etliche tausend Stehplätze weg. Zugleich können auf der neuen Westtribüne vorerst nur etwa 4.000 Zuschauer Platz nehmen, darunter aber auch rund 2.000 Gästefans (Steh- und Sitzplätze). Heißt: Für Preußenfans bleiben nur knapp 2.000 Sitzplätze übrig.

Zum Saisonstart geht der SCP nur von etwa 10.500 Plötzen im LVM-Preußenstadion aus – das sind knapp 2.000 weniger als noch in der abgelaufenen Saison. Und das wiederum bedeutet auch, dass für die Vergabe dieser raren Plätze besondere Bedingungen gelten. Eine Dauerkarte kann nur erwerben, wer in der abgelaufenen Saison bereits eine hatte und zudem Vereinsmitglied ist. Ohne Mitgliedschaft besteht vorerst gar keine Chance mehr auf eine Dauerkarte. Der Stichtag für die Vereinsmitgliedschaft ist der 2. Juni 2025, schreibt der SCP.

Fans mit Dauerkarte in der Ostkurve sollen ein Angebot für die neue West erhalten – allerdings dann eben nur als Sitzplatz. Und damit auch deutlich teurer als bisher. 555 Euro werden dort fällig als Vollzahler – was nur theoretisch relevant ist, denn Tickets erhalten ja ohnehin nur Mitglieder und die zahlen dann 528 Euro – was aber auch ein happiger Aufschlag zu den bisherigen Stehplatzkarten ist. Immerhin gibt es ein paar kleine Pluspunkte: Man kann sich mit maximal vier Sitznachbarn zusammentun und kann auch Wunschpositionen angeben – lieber ganz oben oder lieber unten?

Perfekter Sturm

Geringe Kapazität, eine starke Liga, große Nachfrage: Es ist in gewisser Weise der perfekte Sturm, den der SC Preußen da ausreiten muss. Er muss den Spagat schaffen zwischen einer wirtschaftlichen Einnahmesituation, aber er muss auch zugänglich bleiben – und um das vorwegzunehmen: diesen Spagat bekommt der SCP trotz besten Willens nicht hin, kann das auch gar nicht.

Ein Blick auf die Ticketpreise sorgt für kräftiges Durchatmen. Mit knapp 16 Euro für einen unüberdachten Stehplatz oder knapp 18 Euro für einen überdachten Stehplatz ist der SCP schon nicht günstig. Sitzplätze gibt es für Preise zwischen 37 und 45 Euro (jeweils Vollzahler).

Richtig happig wird es für Dauerkarten. Die West (siehe oben) kommt neu dazu. Auf der heutigen Haupttribüne werden nun 675 Euro für Vollzahler fällig und real 642 Euro für Mitglieder. Auch wenn sich die Preise des SCP nur bedingt vergleichen lassen, ist das Ligaspitze – und sicher nicht „Mittelfeld“, wie der SCP formuliert.

Wenn man den Mitgliederpreis bei den Preußen zur Grundlage nimmt und dann mit den jeweils teuersten Tickets (Kategorie 1) der abgelaufenen Saison bei der Zweitligakonkurrenz vergleicht, gibt es nur wenige Klubs mit teureren Plätzen. Beispiele?

  • Hertha BSC: Im Berliner Olympiastadion verlangt Hertha für „Comfort Seats“ in allerbester Lage 739 Euro (Mitglieder). Ermäßigte Tickets gibt es für 665 Euro.
  • Der 1. FC Köln bietet seine besten Plätze für 736 Euro ohne jede Ermäßigung an. Die zweitbeste Kategorie liegt bei 646 Euro und damit schon wieder auf dem Niveau von Münster – deutlich bessere Infrastruktur inklusive. Zur Erinnerung: Die ersten Reihen auf der Südtribüne in Münster sind deshalb günstiger, weil bei Regen die Dusche eingebaut ist.
  • Auch beim HSV ist es teurer: Die besten Tickets gehen für 782 Euro weg – die zweite Kategorie für 646 Euro. Und auch hier bietet das Stadion erheblich mehr Komfort als in Münster.
  • Und der FC Schalke hat mit 776 Euro ebenfalls teurere Tickets im Angebot – allerdings sind das nun wirklich die besten Plätze der Veltins-Arena jeweils mittig des Spielfelds und direkt am Seitenrand.

Aber damit wären die wenigen Klubs auch schon erwähnt, die teurer als Münster sind. Der Rest der Liga bleibt teilweise deutlich unter dem Niveau in Münster – in praktisch allen Fällen sogar mit den nicht reduzierten Dauerkarten. Eine kurze Liste der Preise für die abgelaufene Saison 2024/2025 (ermäßigte oder Mitglieder-Preise angegeben, wo verfügbar):

KlubSitzplatz VollzahlerTeurer?
Münster zum Vergleich:Süd: 675,00 (ermäßigt 642,00)
West: 555,00 (ermäßigt 528,00)
Eintracht Braunschweig565,00 (ermäßigt 362,00)Günstiger
SV Darmstadt627,00 (ermäßigt 597,00)Günstiger
Fortuna Düsseldorf660,00 (ermäßigt 605,00)Günstiger
SV Elversberg460,00 (ermäßigt 305,00)Günstiger
SpVgg Greuther Fürth490,00Günstiger
Hannover 96610,00 (ermäßigt 380,00)Günstiger
1. FC Kaiserslautern580,00 (ermäßigt 510,00)Günstiger
Karlsruher SC590,00 (ermäßigt 531,00)Günstiger
1. FC Magdeburg544,00 (ermäßigt 522,00)Günstiger
1. FC Nürnberg650,00 (ermäßigt 585,00)Günstiger
SC Paderborn605,00 (ermäßigt 558,00)Günstiger
SSV Jahn Regensburg532,00 (ermäßigt 462,00)Günstiger
SSV Ulm420,00 (ermäßigt 350,00)Günstiger

Also: Wer im Preußenstadion sitzen will, zahlt auf der Südtribüne ligaweit einen der höchsten Preise – und auf der Hintertortribüne (sowie den ersten Reihen auf der Süd) noch immer einen Betrag, der teurer ist als die besten Plätze in acht anderen Stadien und nur leicht unterhalb der Preise in fünf weiteren Stadien liegt.

Die vier Klubs, die mit ihren absoluten Top-Sitzplätzen deutlich vor den Preußen liegen, bieten allerdings auch internationale Top-Stadien auf: Berlin, Köln, Hamburg, Schalke. Und zur Wahrheit gehört, dass Sitzplatzdauerkarten in diesen Stadien angesichts vieler Preiskategorien auch deutlich günstiger als in Münster zu haben sind. Auf Schalke beispielsweise zwischen 364 und 451 Euro, in Köln zwischen 367 und 526 Euro.

Mehr Mobilität

Einen Vorteil muss man allerdings noch einrechnen: Die Tickets besitzen ab Sommer eine größere Reichweite als bisher: Zukünftig wird die Eintrittskarte nämlich als Kombiticket auf den gesamten Verkehrsverbund Münsterland ausgeweitet und beschränkt sich nicht mehr nur auf die Preisstufe 0 im Stadtgebiet. Das sei auch eine Folge der Mobilitätsumfrage, an der zuletzt rund 2.500 Personen teilgenommen hatten. Die größere Reichweite spiegelt die Realität wider, in der eben viele Fans von deutlich außerhalb der Stadt Münster kommen. Wegen des erhöhten ÖPNV-Zuschlags werden daher auch die Tickets teurer.

So oder so: Günstig ist es nicht, den SC Preußen Münster in der 2. Bundesliga zu sehen. Andererseits sind Erlebnisse wie Siege in Berlin oder Spiele in Köln, auf Schalke oder in Nürnberg auch kaum in Geld aufzuwiegen. Es ist eben eine emotionale Tour, auf die sich der SCP aufgemacht hat und vielleicht wird erst das umgebaute Stadion ab 2027 eine größere Bandbreite an Ticketpreisen ermöglichen. Bis dahin ist es … nun ja: unangenehm.

3 thoughts on “Dauerkarten: Das LVM-Preußenstadion ist ein teures Pflaster

  1. Ja, die Preise sind happig und der Sprung ist gewaltig. Aber man kann doch die Situation in deutlich größeren Stadien, für die man im Heimbereich so gut wie immer noch eine Karte erhält, und das sind die meisten, nicht mit der Situation im Preußenstadion mit seiner Minikapazität vergleichen. Hier waren die Preise bei einem Nachfrageüberhang bisher eigentlich zu günstig und trotz der vorgesehenen Preiserhöhungen werden die Preußen zumindest in den nächsten zwei Jahren bei den Zuschauereinnahmen sicherlich nach wie vor ziemlich weit hinten stehen. Es ist äußerst fraglich, ob man mit dem billigsten Kader der Liga auch in den nächsten beiden Spielzeiten die Klasse halten kann, es war ja gerade knapp genug, und wir wollen doch hoffentlich alle die Premiere im runderneuerten Stadion in der 2. Liga feiern. Die eigentlich spannende Frage wird sein, wie sich die Kartenpreise in zwei Jahren darstellen, wenn das Stadion fertiggestellt ist.

  2. Aufruf:

    Liebe Preußenfans, freut euch, dass wir auch in der neuen Saison in der 2. Liga dabei sind und hoffentlich wieder den Klassenerhalt schaffen. Die Situation ist nun mal aufgrund der Rahmenbedingungen so wie sie ist. Endlich geht es mit dem Stadion vorwärts, und das in einem rasanten Tempo. Der Profikader muss doch zwingend an die 2. Liga angepasst werden, um eine 2. Zittersaison zu vermeiden. Wem die Eintrittspreise zu hoch sind, mag doch bitte auf den Livesteamsender Sky ausweichen. Für ein 30 €-Monatsabo bekommt man alle Preußenspiele und noch mehr live nach Hause geliefert. Das ist doch erheblich billiger. Man ist zwar nicht im Stadion selbst, aber trotzdem immer live dabei. Das ist doch besser als garnichts.

    Auf geht’s Preußen …

  3. Die Zuschauereinnahmen machen nur einen kleinen Teil der Gesamteinnahmen des Vereins aus.
    Wir werden auch nächstes Jahr den kleinsten Etat der Liga haben, egal wie hoch die Kartenpreise sind.
    Ich find es absolut befremdlich die Leute in die Mitgliedschaft zu zwingen nur um an Karten zu kommen. Fans die seit Jahren oder Jahrzehnten eine Dauerkarte haben ohne Mitglied zu sein haben keine Chance auf eine Karte.

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