Bautagebuch 34: So ist der Stand beim Stadionumbau in Münster

Was war das kurzzeitig für ein Drama. Nein, nicht der Blindgängerfund im Preußenstadion am vergangenen Freitag. Im Zuge der Entdeckung wurde auch der Livestream gekappt – und blieb bis zum Dienstagmorgen unsichtbar. Alles war ein bisschen hektisch, denn weil der Blindgänger von der Baggerschaufel bewegt worden war, musste alles ganz schnell gehen. Stadion und Umgebung wurden geräumt, der Livestream aus (nachvollziehbaren) Gründen gestoppt. Und dann bekam für dreineinhalb Tage niemand zu sehen, was sich auf der Baustelle so tat. Und das war einiges. Ein Überblick über den aktuellen Stand der Arbeiten im Preußenstadion in Münster.
Zeit für ein neues Bautagebuch.
Im Osten
In der Ostkurve laufen derzeit die Arbeiten an den WC-Anlagen, die unterhalb des Spielfeldniveaus liegen. Weil die Webcam mit ihrer Perspektive täuscht: Die Decken der WC-Anlagen liegen in etwa auf der Höhe des Spielfelds. Es geht also wirklich in die Tiefe.
Derzeit werden die Decken der WC-Anlagen gegossen. Im Gegensatz zum „Fertigteilbau“ wird hier sogenannter Ortbeton verwendet, der also „vor Ort“ direkt gegossen wird. Vorteil: Größere Bauteile können flexibel errichtet werden und Änderungen noch bis kurz vor dem Betonbau aufgenommen werden. Nachteil: Es dauert eben länger als der Bau mit Fertigteilen, denn zum einen müssen die Verschalungen und Armierungen vor Ort vorgenommen werden und es das Material braucht länger zum Aushärten.
Zuletzt fanden weitere Sondierungsarbeiten für Blindgänger statt – aber außerhalb des eigentlichen Baubereichs. Also eher in dem Bereich, der später einmal den Umlauf ums Stadion selbst bilden wird.
Im Westen
Zwei Webcams unterhält der SC Preußen Münster. Doch im Westen, wo die erste der drei neuen Tribünen entstanden ist, lässt sich derzeit kaum eine Bautätigkeit erkennen. Doch der Eindruck täuscht natürlich. Innen drin, unterhalb der Ränge, geht der Ausbau der Kioske und WC-Anlagen weiter. Wann genau diese nutzbar sind? Auf einen Termin will sich Preußen-Geschäftsführer Dr. Markus Sass bewusst nicht einlassen. Zu viel sei im Fluss, zu viele äußere Einflüsse spielten hinein. „Wir bekommen immer wieder aktualisierte Zeitpläne, beispielsweise für Zuwegungen“, so Sass. „Das Tempo ist insgesamt aber weiterhin sehr hoch und darüber freuen wir uns natürlich.“
Vertraglich geregelt sei eine Übergabe bis Ende 2025, so sah es auch der ursprüngliche Zeitplan vor. Doch wenn es hier und da noch ein paar Tage länger dauere, sei das sicher auch kein Problem, formuliert Sass.
Alte Lautsprechermasten
Zwei Provisorien stören derzeit noch den Gesamteindruck: Die ziemlich heruntergekommenen und fast 25 Jahre alten Lautsprechermasten, die übergangsweise vor die West montiert wurden, stören die Sicht. Und die grün bemalten Verkleidungen vor den Geländern wirken ebenfalls etwas… nun ja: provisorisch. Die gute Nachricht: Für die Lautsprecheranlage wurde bereits ein Auftrag vergeben. Gleiches gilt für die neue und viel größere Anzeigetafel unter dem Dach der West. Hier soll sich in nächster Zeit etwas tun, so Sass.
Dass es nicht viel schneller vorangeht, hat einen sehr einfachen Grund mit erheblichen Auswirkungen: Sowohl die neue Beschallungsanlage wie auch die neue Anzeigetafel müssten mit einem neuen technischen System bespielt werden. Die dafür eingeplante Technikzentrale ist allerdings in der Nordtribüne eingeplant und die steht bekanntlich noch gar nicht. Die Herausforderung ist also, Neues und Altes so zu verbinden, dass die Funktion überall erhalten bleibt. Das ist, wie man sich vorstellen kann, nicht ganz trivial. Bis das Neue integriert ist, muss das Alte irgendwie in Betrieb gehalten werden.
Wann genau Beschallung und Anzeige montiert werden, ist allerdings noch nicht öffentlich bekannt. Zumal für die Installation ja erneut ein gewisser Aufwand nötig sein wird: Die LED-Banden vor der West müssen abgebaut werden, damit Hubsteiger dort fahren können. Gut möglich also, dass alle Arbeiten gemeinsam in einem Aufwasch erledigt werden – doch das wird eher nicht in den kommenden Tagen geschehen.
Übrigens: Die Webcam deutete an, dass nach den vergangenen Heimspielen bereits mehrere der neuen Sitzschalen ausgetauscht werden mussten. Doch der Eindruck täuscht. Bisher sei nur eine Sitzschale beschädigt worden und musste ersetzt werden, betont Markus Sass. Allerdings habe man hier und da ganz schlicht auch mal ein paar Schrauben nachgezogen und gleichzeitig hier und da – eher im Gästeblock – gesichert.
Das Südwest-Gebäude
Die Visualisierung des neuen LVM-Preußenstadions zeigt im Südwesten eine freie Ecke. Das Gebäude, das dort zur Berg-Fidel-Seite hin entstehen soll, war auch nicht Teil der Ausschreibung und wird daher auch „nebenher“ geplant. Der SC Preußen übernimmt die Realisierung selbst, hat wohl auch bereits einen Ankermieter als Nutzer gefunden. Auch hier vermag Sass keine konkreten Zeitpläne preisgeben, nur soviel: „Es wäre sinnvoll, das schnell zu bauen und daran arbeiten wir. Aber Wasserstandsmeldungen sind nicht sinnvoll.“ Geduld ist also noch gefragt.
Das Südost-Gebäude
Anders sieht es im Südosten aus. Neben der heutigen Haupttribüne zur Hammer Straße hin entsteht ein viergeschossiges Eckgebäude, das neben der Geschäftsstelle des SCP auch eine Kita enthält. Laut Zeitplan war das Gebäude erst im letzten Abschnitt des Gesamtumbaus vorgesehen – doch auch hier ist vieles im Fluss.
Wie zu hören ist, versucht das Unternehmen Hellmich diesen Bau kurzfristig(er) zu errichten. Hier steht allerdings ein ganz konkretes Hindernis im Weg: der Flutlichtmast im Südosten. Der kann nicht einfach gekappt werden, denn das Licht dort wird dringend benötigt – zumal sich das Licht direkt auf der Seite der TV-Kameras befindet.
Um das Eckgebäude früher zu errichten, müsste also logischerweise eine Alternative her, um ein Flutlicht bereitzustellen. Denkbar wäre hier unter anderem ein temporäres Gerüst im Bereich der Ostkurve, an dem das Flutlicht montiert würde. Auch zu diesem Thema gibt es derzeit einige Überlegungen – aber keine konkreten Termine oder gar Entscheidungen.
Die Nordtribüne
Bisher noch gar nicht zu erahnen ist die neue Nordtribüne. Die heutige Gegengerade ist das letzte Stück des alten Preußenstadions, das noch vom ursprünglichen Stadion erhalten ist – mindestens der Wall mit den Stehrängen und dem alten Marathontor. 2008 bekam die Gegengerade (zeitgleich mit dem Abriss der alten Haupttribüne) einen „Wetterschutz“ – eine Wortwahl, die seinerzeit bewusst gewählt war, um rechtliche Klippen zu umschiffen.
Die neue Nordtribüne mit umfangreichen Business- und VIP-Bereichen und zahlreichen Logen wird frühestens ab Mitte 2026 in Angriff genommen. Doch während äußerlich derzeit nichts zu erkennen ist, laufen die Planungen im Hintergrund weiter.
Details verrät Markus Sass nicht, sagt aber grundsätzlich: Man stehe in Gesprächen mit einem Architekten für die Detail-Gestaltung dieses Bauteils. Grundsätzlich gelte auch hier: „Wir wollen Schritt halten mit dem Totalübernehmer“, so Sass.
Geht doch. 😁
Bin entzückt . Das sind mal gute Nachrichten