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Trotz DFL-Geld: „Wir verbrennen hier das Geld der Investoren“

Es gibt in der unsicheren Corona-Zeit immerhin eine bekannte und planbare Tatsache: Bis zum 31. August kann der SC Preußen Münster keine Zuschauereinnahmen generieren. Großveranstaltungen mit Zuschauern sind bis dahin untersagt. Immerhin darf der SCP jetzt mit Geld von der DFL rechnen.

Es sind also vier Monate zu überbrücken – zusätzlich zu den bereits sieben Wochen ohne Fußball. Das trifft den SC Preußen so schmerzhaft wie die meisten anderen Drittligisten. Auch emotional, denn gerade erst war der SCP ja auf dem Weg, seine Verbindlichkeiten abzubauen. Emotional ist das, weil der Klub dank seines disziplinierten Kostenmanagements jetzt ein Opfer seines eigenen vorsichtigen Handelns wird. Der SCP verfügt nämlich über Eigenkapital und am Ende wird das unter der zusätzlichen wirtschaftlichen Belastung leiden. Schließlich müssen laufende Kosten gestemmt werden. Geschäftsführer Bernhard Niewöhner formulierte das gegenüber 100ProzentMeinSCP eher drastisch: „Wir verbrennen hier das Geld von Investoren.“

Aus der etwas groben Formulierung spricht aber Realismus. Denn eines liegt auf der Hand: Externes, frisches Geld wird der SC Preußen Münster in diesen Tagen nicht einsammeln, in denen bereits klar ist, dass jeder Euro aufgefressen wird durch laufende Kosten ohne sportlichen Wert. „Und wir können gerade auch keine Verbindlichkeiten abwerfen“, so Niewöhner.

Der Blick dürfte hier Richtung Kaiserslautern gehen, wo über eine Planinsolvenz gesprochen wird. Was für ein eleganter Ausweg für Misswirtschaft. Mit ein paar Unterschriften kann sich der FCK sanieren und dann einfach so weitermachen wie bisher. Was kostet die Welt?

Und der SC Preußen? Der wird jetzt neue Darlehen aufnehmen, wie Niewöhner bestätigt. Gelder, die dann mit Zinsen zurückgezahlt werden müssen. Gelder, die den Etat belasten. Gelder, die dem SCP später fehlen werden.

Sollte die Saison fortgesetzt werden, überschlägt Niewöhner den finanziellen Aufwand dafür beim SCP auf rund 750.000 Euro. Denn „Geisterspiele“ sind teuer. Das beginnt mit den hygienischen Auflagen: Künftig müssten Spieler bei Auswärtsspielen Einzelzimmer beziehen. Der DFB regt an, man möge doch bitte mit zwei Bussen zu Auswärtspartien fahren. Das sind Beispiele für Zusatzaufwände, die ohne Zuschauereinnahmen finanziert werden müssen. Und noch etwas: „Unsere Vereinsärzte haben doch auch eigene Praxen. Um die Corona-Auflagen einzuhalten, müssten wir vielleicht ja zusätzliche Ärzte beauftragen“, so Niewöhner über bisher gar nicht diskutierte Ausgaben.

In der kommenden Woche will der SCP für sich genauer definieren, was auf ihn zukommt in den verschiedenen Szenarien. Vielleicht ist man dann auch noch etwas schlauer in Sachen 3. Liga.

Dass die vier Klubs aus Dortmund, München, Leverkusen und Leipzig jetzt 7,5 Millionen Euro bereitstellen wollen, sei natürlich ein „gutes Signal“. Nach dem bisher bekannten Verteilungsschlüssel würden 25 Klubs aus der 3. Liga und der Frauen-Bundesliga davon profitieren. Aus der 3. Liga fällt der FC Bayern München II raus, in der Frauen-Bundesliga alle Teams, die auch mit Herren-Teams im Profi-Fußball vertreten sind. Dort blieben als Empfänger nur noch fünf von zwölf Klubs: FF USV Jena, SC Sand, FFC Frankfurt, Turbine Potsdam und SGS Essen.

Jeder der 25 Klubs würde also rund 300.000 Euro aus der Solidarzahlung erhalten. Wann und wie Geld wirklich fließt, ist noch unklar. Der DFB ist gemeinnützig und kann nicht wie eine Bank Geld verteilen. Vielleicht zahlt die DFL selbst? Die Summe ist da eher weniger das Problem, eher die steuerrechtliche Verfahrensweise.

Also: 750.000 Euro gegen 300.000 Euro plus die Erlöse aus der Supporters-Aktion. Über 85.000 Euro kamen da bisher zusammen. Zehn Prozent, derzeit eben rund 8.500 Euro, gehen an die Aktion Lichtblicke. „Das Geld geben wir gern weiter, denn wir vergessen sicher nicht, dass es Menschen gibt, denen es viel schlechter geht“, so Niewöhner.

Moralische Verpflichtungen

Der SCP vertritt nach wie vor die Auffassung, dass ein sauberer Abbruch die beste Lösung sei. Nicht nur wirtschaftlich. Sondern auch moralisch.

Niewöhner: „Wollen wir unsere Spieler zurück in die Schlacht schicken?“ Was der Fußball da vorhat, passt einfach nicht zu dem, was draußen sonst vor sich geht. „In unseren Fanshop dürfen wir immer nur eine Person reinlassen“, so Niewöhner. „Aber auf dem Platz gehen die Spieler dann in Zweikämpfe.“ Und noch mehr: Die Spieler dürften auch keinesfalls nach Hause kommen und dort jemanden anstecken. Das sind Fragen nach Verantwortung.

Wie jetzt die Liga sich entscheidet? Die Argumente sind ausgetauscht, Einigkeit noch nicht in Sicht. Aber immerhin sollen die Klubs jetzt wieder intern diskutieren und nicht öffentlich.

Bernhard Niewöhner weiß auch nicht, wie diese Diskussion ausgeht. Seine ganz persönliche Vermutung? „Wenn eine Entscheidung fällt, dann wohl eher für einen Abbruch. Uns läuft einfach die Zeit davon. Und mit nur zwei Wochen Trainingszeit wird es schwer, wieder zu spielen.“

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