preussenjournal.de auf             

Neues zum Fall Marc Lorenz

Neues zum Fall Marc Lorenz
Trainingsauftakt beim SC Preußen Münster am 23. Juni 2025. Marc Lorenz.

Unverständnis und (verbale) Prügel kassierte zuletzt vor allem der SC Preußen Münster. Nach der völlig überraschenden Kündigung für den Ex-Kapitän und Doppel-Aufstiegsheld Marc Lorenz war der Klub das Ziel wüster Beschimpfungen. Erst recht, seit Lorenz sich selbst zu Wort meldete und eine psychische Erkrankung als Grund angab. Der SCP als empathieloser Buhmann, als Klub, der nichts gelernt habe aus dem Fall Robert Enke – das ist seitdem der Tenor. So einfach ist es wohl nicht.

Ein aktueller Bericht der „Westfälischen Nachrichten“ bringt mehr Details ans Licht. Der SCP hatte auf „Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit Spendengeldern“ verwiesen – und was das war, konnte man schon am Montag in den üblichen WhatsApp-Gruppen nachlesen. Die „WN“ bestätigen: Es ging unter anderem, aber nicht ausschließlich, um die Spendenaktion zugunsten eines im Alter von sechs Monaten verstorbenen Kindes einer Familie. Zu deren Gunsten gab es im vergangenen September große Anteilnahme und vor allem Spendenaktionen von allen möglichen Beteiligten – darunter auch Marc Lorenz.

Doch während viele Spendengelder schnell und pünktlich ankamen, blieben die aus, die von Lorenz eingesammelt wurden. Die Rede ist von über 10.000 Euro.

Last-Minute-Überweisung

Dass das Geld fehlte, erfuhr der SCP erst, nachdem sich der Vater des Kindes am Dienstagmittag bei Geschäftsführer Ole Kittner meldete und um Unterstützung bat. Bis dahin seien verschiedene Absprachen der betroffenen Familie mit dem Spieler erfolglos geblieben, heißt es in den „WN“. Man habe das lange inoffiziell klären wollen, doch es habe immer wieder „Ausreden“ von Lorenz gegeben.

Das Gespräch mit dem Vater führte dann noch am Dienstag zu einer Krisensitzung im Klub, in der die Sachlage dem SC Preußen – auch nach juristischer Einschätzung – keine andere Möglichkeit als die fristlose Kündigung ließ.

Und Lorenz? Erst vor acht Tagen habe der ein Drittel der ausstehenden Summe überwiesen, wie es in dem Bericht heißt. Weitere 6.700 Euro seien am Dienstagabend ganz kurzfristig und per Echtzeitüberweisung bei der Familie eingegangen – nur kurz bevor Lorenz sich selbst öffentlich zu Wort meldete und den ganzen Fall auf eine psychische Erkrankung schob und betonte, die ausstehenden Gelder seien doch bereits überwiesen worden.

Weitere Vorwürfe

Seitdem hat in dieser Causa ausschließlich der Ex-Kapitän gesprochen. Der Klub hielt sich an die eigenen Aussage, keine weiteren Stellungnahmen zu veröffentlichen. Via „Bild“ erfuhren dagegen die Leser vom Spieler, dass er durch die „Krebserkrankung seiner Schwiegermutter“ belastet gewesen sei, dass eine „Depression“ vorliege. Dass ihn der Abstiegskampf mental belastet habe. Dass

In der „Bild“ steht allerdings auch, dass weitere Spendengelder, nämlich für die „Clinic Clowns“, nicht fristgerecht weitergeleitet wurden – es stünden „zahlreiche weitere finanzielle Verfehlungen“ im Raum, wie die „Bild“ schreibt.

In der Gesamtsumme ergab sich für den Klub das Bild, das zu der nun vorliegenden Entscheidung führte.

Während beim SCP ein Sprachverbot zur Sache gilt, kocht die Gerüchteküche weiter hoch. Was genau dran ist, wird sich an zwei Stellen klären. Zum einen in einer arbeitsrechtlichen Auseinandersetzung, zum anderen in einem Strafverfahren, das die Staatsanwaltschaft laut „Bild“ bereits aufgenommen habe.

Hinweis
Der Fall SC Preußen Münster und Marc Lorenz: Das ist eine unschöne Geschichte, in der es viele Verlierer gibt. Der Reflex, den Verein als Täter darzustellen, dürfte nach Lage der Dinge nicht tragbar sein. Dafür ist hinter den Kulissen und auch aus den direkten Vereinskreisen längst viel zu viel zu hören. Weil es sich aber um in laufendes Verfahren handelt und weil vieles davon sehr persönlich ist, wird es auf Preußenjournal.de dazu keine weiteren Berichte geben, solange es keine offiziellen und öffentlichen Erkenntnisse gibt.

Rückblick:

20 thoughts on “Neues zum Fall Marc Lorenz

  1. Hallo Carsten,
    vielen Dank für die seriöse Berichterstattung und vor allem für Deine Entscheidung, erstmal nicht weiter über den „Fall“ Marc Lorenz zu berichten.

    1. Wer mich kennt, weiß, dass ich mich dabei stets auf das Höllenloch Facebook beziehe. Dort, u.a. auf den Seiten von Sky, Kicker und Co., geht es richtig ab. Dass hier auf der Seite etwas mehr Vernunft herrscht, weiß ich und das finde ich auch sehr gut.

  2. Danke für die Zusammenfassung. Für mich sieht das so aus, als wäre Marc Lorenz in Geldnot – anders kann man das Verhalten kaum erklären. Dahinter steckt vermutlich mehr – Spielsucht etc. alles möglich, aber alles Spekulation

  3. Vielen Dank für die ausführliche Einordnung. Natürlich ist nachvollziehbar, dass die neuen Details die Sache in einem ernsteren Licht erscheinen lassen. Aber bei aller Schwere der Vorwürfe darf man zwei Dinge nicht vergessen:

    Unschuldsvermutung gilt für alle. Auch wenn der Betrag hoch und die Vorwürfe schwerwiegend sind – rechtlich entscheidet am Ende ein Gericht. Bis dahin ist es gefährlich, wenn Verein oder Öffentlichkeit den Spieler bereits „verurteilen“.

    Kommunikation ist entscheidend. Der SC Preußen hat durch seine öffentliche Mitteilung eine Dynamik ausgelöst, die schnell zur Hetzjagd geworden ist. Selbst wenn die Entscheidung juristisch korrekt war, hätte man den Spieler auch vorübergehend suspendieren und die Ergebnisse abwarten können. Andere Vereine haben gezeigt, dass man Fairness und Integrität wahren kann, ohne jemanden vorschnell öffentlich bloßzustellen.

    Opferrolle überzeugt nicht. Dass sich der Verein nun als Zielscheibe „wüster Beschimpfungen“ darstellt, blendet aus, dass man selbst die Tür zur öffentlichen Vorverurteilung geöffnet hat. Kritik daran ist legitim.

    Am Ende bleibt: Das Gericht wird klären, was wirklich war. Aber die Art, wie Verein und Umfeld bisher kommuniziert haben, schadet beiden Seiten – Marc Lorenz und dem SCP. Fairness und Besonnenheit wären hier das bessere Signal gewesen.

    1. „Der SC Preußen hat durch seine öffentliche Mitteilung eine Dynamik ausgelöst, die schnell zur Hetzjagd geworden ist“
      Meinst Du eine solche gegen ML selber? Kann ich persönlich keine erkennen. Die allermeisten äußern sich sehr moderat und zurückhaltend ihm gegenüber. Das Gegenteil ist wohl richtig. Vielmehr gibt es eine Hetzjagd gegen den Verein. Und die Hetzer eint allesamt eines. Sie lassen ganz bewusst entscheidende Dinge einfach unter den Tisch fallen. Mittlerweile ist völlig klar, das intern schon seit sehr langer Zeit um und mit der „Causa Lorenz“ gerungen wird. Was sich hier nun zugespitzt hat, war das I-Tüpfelchen. Das Argument gegen den Verein, er hätte vorschnell, unprofessionell oder nicht besonnen genug reagiert, ist wiederlegt, überholt und greift komplett ins Leere. Auch das wird am Ende unter dem Strich stehen. ML wäre gut beraten, es nicht auf gerichtliche Auseinandersetzungen ankommen zu lassen. Nur so wird er sein Gesicht waren können!

      1. Dass intern schon länger mit dem Fall gerungen wurde, mag sein – und genau deshalb hätte der Verein umso mehr Grund gehabt, nach außen mit Bedacht zu handeln. Die fristlose Kündigung samt öffentlicher Mitteilung hat eine Dynamik in Gang gesetzt, die nicht mehr einzufangen ist.

        Ob man das „Hetzjagd“ gegen Lorenz nennt oder nicht – Fakt ist: Sein Ruf ist massiv beschädigt, noch bevor ein Gericht entschieden hat. Auch das wird man unter dem Strich nicht ausblenden können.

        Natürlich gibt es auch unsachliche Kritik am Verein, das ist keine Frage. Aber sachliche Kritik daran, wie kommuniziert wurde, bleibt berechtigt. Man hätte durch eine vorübergehende Suspendierung und Zurückhaltung in der Öffentlichkeit sowohl den Verein als auch den Spieler schützen können.

        Am Ende gilt: Ein Gericht klärt die Schuldfrage. Die öffentliche Kommunikation klärt dagegen, wie professionell und fair ein Verein mit seinen Spielern umgeht. Und da bleibt ein schaler Beigeschmack – unabhängig vom Ausgang des Verfahrens.

    2. „Dass sich der Verein nun als Zielscheibe „wüster Beschimpfungen“ darstellt…“ Nur mal zur Klarheit: Der Verein hat außer der Pressemitteilung rein gar nichts gesagt und sich schon gar nicht in irgendeiner Weise „dargestellt“.

      1. Mag sein, dass der Verein sich offiziell nur mit der Pressemitteilung geäußert hat. Aber die Wirkung entsteht nicht nur durch Worte, sondern auch durch die Art, wie Medien nah am Verein die Sache weiter einordnen. Wenn man ausschließlich die Sicht des Vereins betont, Kritik relativiert und Fans in eine Ecke stellt, ist das eben nicht mehr neutraler Journalismus, sondern wirkt wie ein verlängerter Arm der Pressestelle.

        Gerade weil es um ein sensibles Thema geht, wäre echte Distanz und kritische Reflexion nötig. Stattdessen klingt es oft eher wie die Reaktion eines angeschossenen Hundes – und das schadet am Ende sowohl dem Verein als auch dem Vertrauen in die Berichterstattung.

        1. Wovon redest Du da jetzt bitte?
          „Reaktion eines angeschossenen Hundes…., Kritik wird relativiert…, Fans in eine Ecke gestellt….“
          Das klingt mir jetzt doch alles ein wenig wirr und komplett drüber. Da bin ich raus.

  4. Hier wird jetzt von außen viel eingebracht, was völlig unredlich ist aus meiner Sicht. Sogar, dass schon „intern“ mit der „Causa Marc Lorenz gerungen“ wird.
    Fakt ist für uns Unwissende:
    1. Preußen hat Lorenz gefeuert.
    2. Der Angestellte hat eine öffentliche Stellungnahme abgegeben.
    Punkt.
    Alles Weitere wird man wahrscheinlich noch mitbekommen in Zukunft. ML ist halt eine Person des „öffentlichen Interesses“ und deswegen sind solche Fact-News halt Usus. Leider auch „soziale“ Medien.
    Ich wünsche Marc Lorenz einfach nur alles Gute! Ohne (Vor-)Verurteilung und ohne Parteinahme.
    Alles andere ist eine zivil-, möglicherweise parallel auch strafrechtliche Angelegenheit. Ändert für mich nichts daran, dass ML nach meiner persönlichen Einschätzung (aus der Ferne) ein ganz normaler Mensch ist. Ich – persönlich – denke, dass er nicht mutwillig etwas „versemmelt“ hat. Da stecken womöglich bzw. wahrscheinlich Dinge dahinter, die niemand von außen kennt; und das ist auch gut so.
    Ob der Verein richtig agiert hat; nun, da gilt genau das Gleiche. Wir wissen zu wenig bzw. müssen das auch erstmal nicht…

  5. Das das alles sehr unglücklich für beide Seiten ist ist nicht wegdiskutieren. Was klar ist das er suspendiert wurde kann ich verstehen, das Preußen ihn angezeigt hat verstehe ich nicht. Wäre es nicht Aufgabe der Klinik Clowns gewesen das zu tun.Ich kann mich täuschen aber für mich hat Preußen zu schnell reagiert. Ich hoffe nur für beide Seiten das sich alles aufklärt besonders für Marc Lorenz.

  6. man muss sich doch nur mal selbst fragen, wie man es finden würde, wenn man vom arbeitgeber öffentlich in der zeitung straftaten beschuldigt würde, bevor es ein gerichtliches urteil gibt und schon kann man die sache besser einordnen. berechtigt oder nicht, der gang an die öffentlichkeit über die presse ist einfach ganz schlechter stil und höchst unprofessionell. und die frage stellt sich, warum der verein dies als nötig empfindet, wenn er doch angeblich im recht ist. man hätte das verfahren doch ganz einfach entspannt abwarten können und dann nach dem urteil eine Erklärung abgeben. hat man evtl angst, dass das urteil zu gunsten des spielers ausfällt und versucht sich hier einfach mit hilfe der öffentlichkeit im vorfeld besser darzustellen? sehr eigenartige vorgehensweise. und der bericht ist eindeutig nicht neutral, sondern macht ganz stark den eindruck, dass er indirekt vom verein kommt. damit tut man sich keinen Gefallen, das bringt nur die fans auf linie, die eh schon dem verein glauben. für andere, die auf seite des spielers stehen ist es wasser in die mühlen für ihre argumentation…und für neutrale wie mich, ist es einfach nur merkwürdig und wirft fragen zur Integrität des vereins auf

    1. Lesekompetenz ist wichtig! Der Verein hat niemanden „beschuldigt“, mit keinem Wort. Er hat geschrieben, es gebe „Unregelmäßigkeiten“ und dass handeln musste. Ob und wie das am Ende zu bewerten ist, wird im Zuge der Verfahren geklärt. Und nix für ungut: Ich mache keine Pressearbeit für den Verein. Ich weiß, was ich schreibe und ich weiß, an welchen Stellen ich lieber mal den Mund halte. So einfach, so lästig.

  7. So, es ist passiert, ich habe heute nicht die geringste Lust, mir das Spiel anzuschauen. Kernis Gequatsche von der guten Stimmung brauche ich heute nicht. Völlig unabhängig von der Sachlage: Kommunikativ ist der Verein ein einiges Desaster. Katastrophe! Die dümlichen Kommentare aus Bixlefällt und Exxen ertrage ich noch, aber alle reden und schreiben nun über den Fall bis hin zur Süddeutschen. 70 % aller Kinder laufen in MS mit Trikots rum, auf denen die Namen Lorenz, Grodowski oder Scherder stehen. Egal, was Lore nun gemacht hat oder nicht – so kann man einen solchen Fall einfach nicht kommunizieren! Punkt! Schon der Rauswurf vom Angler war schlecht vorbereitet, dann Johnny plötzlich Publikumsliebling in Ostwestfalen und jetzt das. Einfach nur zum Kotzen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert