Neues zum Fall Marc Lorenz

Unverständnis und (verbale) Prügel kassierte zuletzt vor allem der SC Preußen Münster. Nach der völlig überraschenden Kündigung für den Ex-Kapitän und Doppel-Aufstiegsheld Marc Lorenz war der Klub das Ziel wüster Beschimpfungen. Erst recht, seit Lorenz sich selbst zu Wort meldete und eine psychische Erkrankung als Grund angab. Der SCP als empathieloser Buhmann, als Klub, der nichts gelernt habe aus dem Fall Robert Enke – das ist seitdem der Tenor. So einfach ist es wohl nicht.
Ein aktueller Bericht der „Westfälischen Nachrichten“ bringt mehr Details ans Licht. Der SCP hatte auf „Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit Spendengeldern“ verwiesen – und was das war, konnte man schon am Montag in den üblichen WhatsApp-Gruppen nachlesen. Die „WN“ bestätigen: Es ging unter anderem, aber nicht ausschließlich, um die Spendenaktion zugunsten eines im Alter von sechs Monaten verstorbenen Kindes einer Familie. Zu deren Gunsten gab es im vergangenen September große Anteilnahme und vor allem Spendenaktionen von allen möglichen Beteiligten – darunter auch Marc Lorenz.
Doch während viele Spendengelder schnell und pünktlich ankamen, blieben die aus, die von Lorenz eingesammelt wurden. Die Rede ist von über 10.000 Euro.
Last-Minute-Überweisung
Dass das Geld fehlte, erfuhr der SCP erst, nachdem sich der Vater des Kindes am Dienstagmittag bei Geschäftsführer Ole Kittner meldete und um Unterstützung bat. Bis dahin seien verschiedene Absprachen der betroffenen Familie mit dem Spieler erfolglos geblieben, heißt es in den „WN“. Man habe das lange inoffiziell klären wollen, doch es habe immer wieder „Ausreden“ von Lorenz gegeben.
Das Gespräch mit dem Vater führte dann noch am Dienstag zu einer Krisensitzung im Klub, in der die Sachlage dem SC Preußen – auch nach juristischer Einschätzung – keine andere Möglichkeit als die fristlose Kündigung ließ.
Und Lorenz? Erst vor acht Tagen habe der ein Drittel der ausstehenden Summe überwiesen, wie es in dem Bericht heißt. Weitere 6.700 Euro seien am Dienstagabend ganz kurzfristig und per Echtzeitüberweisung bei der Familie eingegangen – nur kurz bevor Lorenz sich selbst öffentlich zu Wort meldete und den ganzen Fall auf eine psychische Erkrankung schob und betonte, die ausstehenden Gelder seien doch bereits überwiesen worden.
Weitere Vorwürfe
Seitdem hat in dieser Causa ausschließlich der Ex-Kapitän gesprochen. Der Klub hielt sich an die eigenen Aussage, keine weiteren Stellungnahmen zu veröffentlichen. Via „Bild“ erfuhren dagegen die Leser vom Spieler, dass er durch die „Krebserkrankung seiner Schwiegermutter“ belastet gewesen sei, dass eine „Depression“ vorliege. Dass ihn der Abstiegskampf mental belastet habe. Dass
In der „Bild“ steht allerdings auch, dass weitere Spendengelder, nämlich für die „Clinic Clowns“, nicht fristgerecht weitergeleitet wurden – es stünden „zahlreiche weitere finanzielle Verfehlungen“ im Raum, wie die „Bild“ schreibt.
In der Gesamtsumme ergab sich für den Klub das Bild, das zu der nun vorliegenden Entscheidung führte.
Während beim SCP ein Sprachverbot zur Sache gilt, kocht die Gerüchteküche weiter hoch. Was genau dran ist, wird sich an zwei Stellen klären. Zum einen in einer arbeitsrechtlichen Auseinandersetzung, zum anderen in einem Strafverfahren, das die Staatsanwaltschaft laut „Bild“ bereits aufgenommen habe.
Hinweis
Der Fall SC Preußen Münster und Marc Lorenz: Das ist eine unschöne Geschichte, in der es viele Verlierer gibt. Der Reflex, den Verein als Täter darzustellen, dürfte nach Lage der Dinge nicht tragbar sein. Dafür ist hinter den Kulissen und auch aus den direkten Vereinskreisen längst viel zu viel zu hören. Weil es sich aber um in laufendes Verfahren handelt und weil vieles davon sehr persönlich ist, wird es auf Preußenjournal.de dazu keine weiteren Berichte geben, solange es keine offiziellen und öffentlichen Erkenntnisse gibt.
Rückblick:
Hallo Carsten,
vielen Dank für die seriöse Berichterstattung und vor allem für Deine Entscheidung, erstmal nicht weiter über den „Fall“ Marc Lorenz zu berichten.
Wer prügelt denn auf den Verein ein? Im Forum war ein ganz anderer Tenor!
Wer mich kennt, weiß, dass ich mich dabei stets auf das Höllenloch Facebook beziehe. Dort, u.a. auf den Seiten von Sky, Kicker und Co., geht es richtig ab. Dass hier auf der Seite etwas mehr Vernunft herrscht, weiß ich und das finde ich auch sehr gut.