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Lauter Fragezeichen

Lauter Fragezeichen
Fans des SC Preußen Münster.

Sonntag, Montag, Dienstag. Viel Drama, aber noch keine Auflösung in Sicht. Was genau da beim SC Preußen Münster in den vergangenen Tagen eskaliert ist, ist noch immer unterm Teppich verborgen. Das medial vertraute Spiel „was wir wissen und was nicht“ fällt deswegen etwas vage aus…

Im Kern ist bekannt, dass es zwischen Trainer(team) und Mannschaft, mindestens Teilen davon, seit längerer Zeit Unstimmigkeiten gibt. Diese Tatsache hat aktuell Mannschaftskapitän Marc Lorenz via „Bild“ auch öffentlich bestätigt. Damit ist das grundsätzliche Handeln des Klubs erst einmal nachvollziehbar.

Die Gerüchte und Aussagen über diese Fakten hinaus sind vielfältig, außer den direkt Beteiligten weiß niemand wirklich Bescheid. Entsprechende Aussagen über „Spielerrevolten“ sollten mit großer Vorsicht genossen werden, insbesondere dann, wenn sie mit großer Gewissheit vorgetragen werden.

Sport-Geschäftsführer Ole Kittner und Kapitän Marc Lorenz sind die einzigen, die bisher öffentlich nachlesbar über die Lage gesprochen haben. Und in den kommenden Tagen wird außer Ole Kittner und Christian Pander auch niemand reden. So hat es der SC Preußen Münster vorgegeben. Es soll Ruhe herrschen im Durcheinander, die Spieler sollen sich konzentrieren. Um alles andere abzufangen, sind Pander und Kittner angetreten.

Der eine – Kittner – muss für den Kurs des gesamten Klubs einstehen. Der andere – Pander – ist dafür da, das Tagesgeschäft über die anstehenden Wochen zu moderieren. Das wird alles schwer genug, denn die Ausbeute in der bisherigen Saison und die Entwicklung der vergangenen Wochen spricht nicht gerade für den SC Preußen.

Das Restprogramm
Der SC Preußen spielt zuerst in Magdeburg, dann gegen Hertha und zum Schluss in Ulm.
Ulm wiederum erwartet am kommenden Samstag erst Hannover und muss dann zum Hamburger SV. Hannover hat nur noch theoretische Chancen auf Platz 3, da sollte man beim SCP nicht zu sehr auf die 96er setzen. Regensburg (in Köln, gegen Karlsruhe und in Darmstadt) ist mit sechs Punkten Rückstand der unwahrscheinlichste Konkurrent. Braunschweig (gegen Düsseldorf, in Elversberg, gegen Nürnberg wiederum ist mit fünf Punkten Vorsprung vermutlich schwer einzuholen, rechnerisch möglich wäre es.

So richtig schlau wird man aus dem jüngsten Vorgehen der Preußen dennoch nicht. Wie Marc Lorenz sagte, gab es schon seit längerer Zeit keinen echten Schulterschluss zwischen Trainer und Team mehr. Die Gründe? Verrät er nicht. Hinter den Kulissen ist die Rede von Trainingsinhalten, Taktik oder Aufstellung. So weit, so erwartbar für einen Abstiegskandidaten. Eher überraschend klingt, dass die Probleme schon länger vorliegen sollen, selbst über die aktuelle Saison hinaus. Und dann ist auch überraschend, dass der SCP nicht zeitgleich mit der Freistellung auch das neue und temporäre Trio präsentierte. War das alles nun spontan entschieden, schlecht vorbereitet, hineingestolpert? Es ist schwer, das von außen einzuordnen.

Sicher ist auch, dass der SC Preußen, insbesondere Ole Kittner, nicht übereilt gehandelt hat. Lange hielt man offenbar trotz Kritik an Sascha Hildmann fest, so muss man die Aussagen jetzt deuten. Im Rückblick ist dies dann vielleicht der Kardinalfehler? So wie einst Malte Metzelder im Fall Sven Hübscher ließ Ole Kittner vielleicht hier die Dinge zu lange laufen? Den Eindruck könnte man zumindest gewinnen. Im Willen, Kontinuität und Vertrauen nach außen zu tragen, fiel die Beurteilung vielleicht zu freundlich aus. Das können aber nur die direkt Beteiligten verlässlich sagen. Oder der Fortgang der Saison gibt Aufschlüsse.

Denn das ist die nächste offene Frage: Welche Einfluss hatten die unterschiedlichen Auffassungen von Trainer und Team eigentlich auf den Sport selbst? Hat Holmbert Fridjonsson deswegen seine Chancen nicht verwandelt? Gab es deswegen ärgerliche Elfmeter gegen den SCP? Sicher nicht. Also: Was genau wurde durch die Unstimmigkeiten verursacht – und was wird sich jetzt verändern?

Ist der SCP etwa in Magdeburg plötzlich auf Augenhöhe? Oder geht es tatsächlich nur um eine bessere Stimmung, ein besseres Gefühl, und damit einhergehend mehr Mut, mehr Einsatz? Fußball ist ja viel Kopfsache, insofern wäre auch das vorstellbar. Aber reicht ein bisschen bessere Stimmung wirklich?

Die Antwort? Die Preußen haben es in ihrer eigenen Hand. Am Ende geht es nämlich einfach nur noch um Sport. Die Mannschaft muss jetzt besser als Ulm punkten, ganz einfach. Und dann bestenfalls als Zweitligist die Relegation überstehen.

Die Relegation
Es kann nicht schaden, die Termine im Kopf zu haben. Sofern nicht Arminia Bielefeld noch Dritter wird, bleibt es bei zwei Spieldaten: Am Freitag, 23. Mai, findet das Hinspiel der Relegation statt – Heimrecht hat zunächst der Drittligist. Das Rückspiel findet am Dienstag, 27. Mai, statt, dann beim Zweitligisten. Derzeit deutet einiges auf ein Rennen zwischen Cottbus und Saarbrücken hin, beide kommen aktuell auf 59 Punkte. Außenseiterchancen hätten noch Hansa Rostock (fünf Punkte dahinter) sowie Verl und Viktoria Köln (je sechs Punkte dahinter).

4 thoughts on “Lauter Fragezeichen

  1. Das ist ja das, was ich nicht verstehe…WN schreibt gestern im Newsletter: viele Fragen/Hintergründe sind weiter ungeklärt….alle würden schweigen….Punkt….Aufgabe von (investigativen) Journalisten wäre es doch da nachzuhaken, zu recherchieren, bzw. den Verein über die Saison so eng zu begleiten, dass fast keine Fragen offen bleiben….auch störte mich immer die devote Haltung in den Spieltagspressekonferenzen….quasi NIE mal wirklich kritisches Nachfragen, ggf. mochte Hildmann sowas nicht, egal, da muss ich als Journalist halt auch mal in den Konflikt gehen….WN wirklich zu einer Haus- und Hof-Postille des Vereins geworden (ok, etwas zugespitzt formuliert).

    Es bleibt (zumindest für Nicht-Insider) eine Black Box, was die wahren Gründe angeht, ggf. verständlich zu diesem Zeitpunkt (Saisonende, Arbeitsrecht etc.)…erbärmlich finde ich jedoch, dass sich der SCP-Präsident nicht äußert…sofern ich nichts verpasst habe…das gibt ein ganz schlechtes Bild ab…Kittner wird von der Führung medial im Regen stehengelassen! Sehe ich jedenfalls so.

    1. Folgender Gedankenanstoß: Würden Journalisten immer alles schreiben, was sie wissen, wäre ständig nur Theater. Viele Dinge lassen sich auch einfach nicht im Detail nachvollziehbar erklären, vor allem nicht Fans, die nur von außen draufschauen. Man wird das auch künftig aushalten müssen, dass manche Dinge nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Das hat auch manchmal einfach mit dem Schutz der beteiligten Personen zu tun. Noch ein Gedanke: Für den Erfolg – gerade eines Fußballklubs – ist eine gewisse Ruhe wichtig. Welchem Ziel dient man, wenn man schmutzige Wäsche in aller Öffentlichkeit wäscht? Damit bedient man nur Sensationslust und bringt Unruhe rein. Manchmal entscheidet man sich, ganz bewusst nicht jedes Detail zu beschreiben. Doof, aber sinnvoll.

      1. Dem stimme ich grundsätzlich zu, niemand sollte von der Presse diffamiert werden, besonders auf der persönlichen Ebene. Trotzdem ist es seltsam, dass z.B. die WN (zumindest macht es den Anschein), aus allen Wolken zu fallen scheint über diese neuen „Erkenntnisse“ (von denen nicht wenige Anhänger schon länger etwas wussten/ahnten…um es mal so zu umschreiben). Entweder wusste die Zeitung mehr (dann muss man das auch berichten und dazu nachfragen/recherchieren, sofern es für den sportlichen Erfolg relevant ist…z.B. interne Kritik am Training) oder sie wussten es nicht, dann frage ich mich, was dort den ganzen Tag bei den 2.-Liga-Redakteuren gemacht wird. Ich vermute eher, wann wollte es nicht wirklich wissen/hat es verdrängt/unterdrückt/sich mit dem Verein gemein gemacht, um die schöne Heile-Aufstiegs-2.-Liga-Euphorie nicht beschmutzen…

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