Rückkehr nach Schalke… nur mehr los

Sommer 2008. Der SC Preußen Münster spielt am ersten Spieltag der Saison 2008/2009 bei Schalkes U23. Es ist eine Partie in der Regionalliga, es ist eine neue Liga, die der DFB unterhalb der neuen 3. Liga installiert. Beim SCP herrscht Vorfreude, zum Start in die Saison darf er in der Veltins-Arena antreten. Von den 5.237 Fans in der Arena sind sicher mehr als 3.500 aus Münster – aber dennoch bleiben rund 55.000 Plätze leer.
Das wird am Freitagabend anders sein. Am Freitagabend werden über 61.000 Fans da sein und diesmal auch mindestens 6.200 Fans aus Münster. Das Spiel auf Schalke elektrisiert, natürlich. Die letzten Pflichtspiele auf Schalke sind ja schon etwas länger her. 35 Jahre, um genau zu sein. Das bis heute letzte Pflichtspiel zwischen Münster und Schalke fand allerdings ein paar Meter weiter statt – im alten Parkstadion. Seine Geschichte ist allerdings genauso legendär: Uli Gähers Kopfballtor brachte dem SCP damals den völlig unerwarteten Auswärtssieg im Westfalenduell und soweit es die Preußen betrifft, könnte sich diese Geschichte sicher gern wiederholen.
Ob es ein Duell „auf Augenhöhe“ ist? Eher nicht. Schalkes Ansprüche, Schalkes Umfeld, Schalkes Geschichte: Nichts ist vergleichbar. Schalke gegen Münster ist ein Zweitligaduell, in dem zwei unter Druck stehende Klubs gegeneinander antreten. Aber es ist dennoch David gegen Goliath und daran ist nichts Schlechtes.
Chaos ist angekündigt, weil ein Streik am Freitag Busse und Bahnen lahmlegen wird. Transporte vom Gelsenkirchener Hauptbahnhof zur Arena sind teilweise organisiert, der SCP bestellte selbst noch ein paar Busse für 350 Fans (die er sich dann querfinanzieren lässt durch die Düsseldorf-Tour, aber dazu an anderer Stelle mehr). Alle anderen müssen schauen, wo sie bleiben. Allenthalben wird vor Verkehrschaos gewarnt, man möge rechtzeitig anreisen. Mal schauen, wie schlimm es wird.
Vor 17 Jahren, im Sommer 2008, spielte Marc Lorenz noch im Schalker Dress. Auch der frühere Preuße Alexander Thamm (2006/2007 im Preußen-Dress) trug königsblau, war sogar Kapitän der damaligen Schalker Elf. Das sind alles Geschichten von vor-vorgestern. Jetzt ist Heute, heute ist 2. Bundesliga, die Zeiten sind andere, in jeder Hinsicht.
Trainer Sascha Hildmann hat die freie Wahl. Nur Rico Preißinger (Gelbsperre) und Luca Bolay fehlen. Zurück sind Joshua Mees, Mikkel Kirkeskov und Torge Paetow. Man muss kein großer Prophet sein um zu ahnen, dass Mees und Kirkeskov zurück in die Startelf rücken. Eigentlich könnte sich auch Weitwurf-Spezialist Paetow anbieten – aber nach den bockstarken Auftritten von Marc Lorenz und Simon Scherder werden das keine einfachen Entscheidungen. Und vielleicht, vielleicht kommt es zur Überraschung und Malik Batmaz kehrt in den Spieltagskader zurück. Sechs Monate nach seiner schweren Bänderverletzung ist er fit, darf wieder Profifußball spielen. Ob er jetzt wirklich schon dabei ist? Vielleicht hilft allein seine Anwesenheit, das Gefühl, noch eine Option für den Fall der Fälle zu haben? Das wird der Trainer entscheiden.
Für den SCP wird es ein besonderes Spiel, keine Frage. Vor mehr als 61.000 Zuschauer spielte der SCP lange nicht, es wird in dieser Saison die größte Kulisse sein. Die Preußen sollte es nicht mehr stören – sie haben das in Hamburg, in Berlin oder in Kaiserslautern erlebt. Viele Spieler kommen mit Profierfahrung und kennen solche Kulissen. Nur die Fans nicht (mehr). Für sie wird es ein besonderer Tag sein, dieser Freitagabend auf Schalke. Und mit dem stabilen Preußen-Block auf den Rängen sind sie dann doch irgendwie auf Augenhöhe. Alles andere wird sich fügen.
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