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Preußen Münster gegen Jena: Ein wilder Ritt

In München war eher defensive Ordnung, gegen Jena war phasenweise Offensivspektakel – aber hintenrum etwas wackelig. Aber das ist eine Sache für das Trainerteam. Die 6.009 Zuschauer dagegen feierten das 2:0 der Preußen gegen Carl Zeiss Jena an einem warmen Sommertag mit der Humba und viel Applaus. Und das war durchaus verdient, denn das erste Heimspiel der Saison verwandelten beide Teams in ein Spektakel.

Das Spiel im Forum diskutieren

Jena, weil ihr Trainer Lukas Kwasniok ungewöhnlich viel fußballerisch lösen möchte. Münster, weil das Team nach vorne hin viele Fesseln fallen ließ und sich reihenweise Chancen erspielte. Und beide zusammen, weil sich defensiv am Ende doch einige Räume anboten.

Die Preußen hatten die Startelf aus München auf zwei Positionen verändert: Für Lucas Cueto kam Luca Schnellbacher ins Team und für Nico Brandenburger übernahm Kevin Rodrigues Pires. Defensiv stellte der Trainer allerdings etwas um. Aus der Viererkette mit Schauerte, Kittner, Scherder und Heidemann wurde gegen den Ball eine Dreierkette mit Kittner, Wagner und Scherder. Fridolin Wagner wurde so etwas zur „rotierenden Masse“ in der Defensive der Preußen. Ungewohnt, aber weitgehend vernünftig gelöst.

Schon nach zwei Minuten hätte Jena allerdings in Münster führen können. Da donnerte Anton Donkor einen Ball volle Lotte gegen die Latte, Sekunden später blockte der SCP in letzter Sekunde den zweiten Schuss von Meris Skenderovic. Das ging ja munter los.

Aber die Preußen glichen nach vier Minuten aus. Mörschels Zuspiel auf Kapitän Schauerte wehrte Jena zur Ecke ab, aus der dann ein Lattentreffer durch Ole Kittner resultierte.

Nach 6 Minuten: Mörschel zog knallhart ab, Torwart Jo Coppens durfte werbewirksam durch die Luft fliegen. Nach 8 Minuten Einwurf, Mörschel legte ab auf Özcan, dessen Schuss aus elf Metern wurde gerade noch geklärt. Dann Jena! Skenderovic setzte einen Schuss knapp über das Preußentor. Dann wieder der SCP: Mörschel bekam den Ball etwa am Elfmeterpunkt – aber mit dem Rücken zu Jenas Tor. Seine Ablage kam dann zu schlecht. Und dann knallte Litka den Ball nach einem grandiosen Solo-Lauf nur an den Innenpfosten, von wo der Ball ins Feld zurücksprang. Und da waren gerade erst 21 Minuten gespielt …

Jena hatte vorerst sein Pulver verschossen, aber der SCP hatte noch Lust auf mehr. Özcans Schussversuch wurde nach 30 Minuten gerade noch abgeblockt, dann scheiterte Rodrigues Pires mit einem Schuss von der Strafraumgrenze. Deshalb ging es mit 0:0 in die Pause.

Raus mit Karacho

Kaum wieder draußen, setzte der SCP den wichtigen Nadelstich. Von rechts arbeitete sich Özcan grandios durch und lieferte eine passgenaue Flanke auf den Kopf von Julian Schauerte, der aus Kurzdistanz einköpfte. Was für ein Tor!

Drin ist er – und Julian Schauerte jubelt.

Fast hätte dem ersten Jubel direkt der zweite gefolgt – aber Ole Kittner köpfte nach einer Ecke knapp am Tor vorbei. Da war richtig Stimmung drin.

Münster stellte nach der Führung aber dann ein bisschen das eigene Spiel ein, wurde zu passiv. Das erlaubte Jena eine kleine Drangphase, in der Ballbesitz und Spielkontrolle eher bei den Gästen lagen. Gut für den SCP, dass die ganz großen Chancen nicht heraussprangen.

Die Preußen bekamen aber immer wieder Chancen mit ihren Angriffen. So auch nach 60 Minuten, als Özcan einen glänzenden Ball auf Schnellbacher spielte, der aber knapp über das Tor köpfte.

Es folgt eine Trinkpause – und überraschte Gesichter. Denn plötzlich lag Maurice Litka auf dem Feld. Ohne gegnerische Einwirkung hatte er sich eine Oberschenkelverletzung zugezogen, musste behandelt und dann mit der Trage vom Feld gebracht werden (60.). Für ihn kam Nico Brandenburger ins Spiel. Litka wird dem SCP einige Zeit fehlen, was angesichts seiner bisherigen Leistungen als ziemlich bitter bezeichnet werden müsste.

Maurice Litka muss vom Feld.

Auf dem Feld begann dann die Schlussphase des Spiels. Erneut legte Özcan prima vor – aber diesmal setzte Rodrigues Pires den Ball neben das Tor.

Das 2:0 lag einige Male in der Luft, während Jenas Chancen meist am Strafraum abgeblockt wurde. Die wenigen Bälle, die Jena aus der Distanz aufs Tor brachte, wurden sämtlich leichte Beute von Schulze Niehues.

Preußen-Trainer Sven Hübscher brachte noch Rufat Dadashov für den sehr agilen Heinz Mörschel (70.). Die echte, große Chance zum 2:0 bekam aber Luca Schnellbacher. Der setzte sich super durch, legte den Ball dann an Torwart Coppens vorbei – aber leider auch am Tor. Das musste eigentlich mehr sein (84.).

So dauerte es bis zur 90. Minute. Bis Julian Schauerte wieder einen dieser hellen Momente hatte und Lucas Cueto auf die Reise schickte. Preußenfans wissen: Wenn der Mann den Turbo einlegt, ist vieles möglich. Cueto behielt die Ruhe, ließ Torwart und Gegenspieler stehen und schob dann zum 2:0 ein. Da störten die folgenden vier Minuten Nachspielzeit auch nicht mehr. Die Sache war durch.

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Trainerstimmen

Lukas Kwasniok (Jena): Wir haben ein relativ wildes Spiel gesehen. Wild, weil fehlerbehaftet. Kein Team hat es geschafft, mit Ball das Spiel zu kontrollieren. Nach der Pause haben wir einmal falsch verteidigt, haben große Löcher, dann Zuordnungsprobleme – unn dann steht es 0:1 und du kannst bei diesen Temperaturen anlaufen. Tja, dann fällt nach 90 Minuten das 0:2. Unterm Strich kannst du das Ergebnis dann so akzeptieren. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.

Sven Hübscher (Münster): Ich freue mich, dass ich die erste Heim-Pressekonferenz lächelnd beginnen kann. Wenn es in der ersten Hälfte 3:3 steht, hätte sich niemand beschweren können. Wir haben die tiefen Läufe von Jena nicht gut verteidigt, haben ein bisschen geschwommen. Mit Ball war es deutlich besser, wir haben uns viel herausgearbeitet. Die Führung war wichtig, aber danach waren wir zu passiv. Die Mannschaft ist aber wieder zurückgekommen über ihre Mentalität. Jetzt haben wir vier Punkte und freuen uns, müssen aber dranbleiben.

Statistik

SCP: Schulze Niehues – Schauerte, Kittner, Scherder, Heidemann – Rodrigues Pires, Wagner – Özcan (83. Cueto), Litka (60. Brandenburger), Schnellbacher – Mörschel (70. Dadashov)

Tore: 1:0 Schauerte (48.), 2:0 Cueto (90.)

Zuschauer: 6.009

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