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Zehn, neun, acht… reicht das für Preußen Münster?

Zehn, neun, acht… reicht das für Preußen Münster?
Fans des SC Preußen Münster in der Fiffi-Gerritzen-Kurve.

Man hofft für Sascha Hildmann, dass der Trainer des SC Preußen Münster diesen Text nicht liest. Es geht um Zahlenspiele und Tabellenrechnerei und kaum etwas nervt ihn mehr als exakt dies: Was wäre, wenn..? Sein Mantra lautet: Abgerechnet wird am Schluss. Dieser Text jedoch rechnet lieber vorher nach.

Und das darf er auch. Schließlich ist der SC Preußen Münster gerade erst nach 33 Jahren zurück in der 2. Bundesliga und jetzt, wo er da ist, würde er schon gerne bleiben. Bei allem notwendigen Respekt vor Münsters Gegnern in den vergangenen zwei, drei Jahren: Spiele gegen HSV, Nürnberg, Schalke oder Köln sind buchstäblich eine andere Liga …

Deshalb, aber nicht nur deswegen, wäre der Klassenerhalt eine schöne Sache. Zehn Spiele sind es noch, der Countdown läuft. Kaum hat die Saison begonnen, biegen wir schon auf die Zielgerade ein.

Und wie sieht es da aus? Nun: Derzeit kommen die Adlerträger auf 23 Punkte und einen Schnitt von 0,96 Punkten. Das wären am Ende 33 Punkte. Würden die zum Klassenerhalt reichen? Als die Preußen 1991 zuletzt aus der 2. Bundesliga abstiegen, wurde noch nach der alten Zwei-Punkte-Regel gespielt. Und mit 20 Mannschaften. Und damals reichten Münsters (umgerechnete) 37 Punkte nicht. 44 Punkte wären dafür notwendig gewesen. Aber wie gesagt: Andere Zeit, andere Rechnung, mehr Teams, zählt also nicht.

Schauen wir besser auf die Gegenwart und die jüngere Vergangenheit und die möglichen 33 Punkte der Preußen. Seit 1996 reichten diese 33 Punkte nur in vier (!) Spielzeiten zum Klassenerhalt. Wobei die Faustregel gilt: Heute reichen eher weniger Punkte als noch vor 20 Jahren. Ende der Neunzigerjahre bis in die frühen Zweitausenderjahre musste häufig die 40-Punkte-Marke geknackt werden – zuletzt passierte das 2018 (da waren 41 Punkte notwendig). Das Jahr 2018 war allerdings schon ein Ausreißer, denn ähnlich viele Punkte waren zuletzt 2006 notwendig. In den vergangenen zehn Jahren – damit es schön rund ist – mussten im Schnitt 36 Punkte für den Klassenerhalt her.

Hinrunde und Rückrunde

Also: Ob 33 Punkte diesmal reichen? Es sieht in der laufenden Spielzeit danach aus, als käme keiner aus dem aktuellen Quartett um Münster, Braunschweig, Ulm oder Regensburg auf deutlich höhere Zahlen. Der „Kicker“ hatte unlängst bereits über die „schwächsten Aufsteiger“ seit Jahren geschrieben – das dürfte sich in jedem Fall auf die Punkteausbeute beziehen. Vielleicht klappt es also.

Spannend ist aber, wenn man Hin- und Rückrunde vergleicht. Während die Preußen in der Hinrunde 0,96 Punkte im Schnitt holten, ist es in der Rückrunde ein Punkt pro Spiel. Ulm (0,71 Punkte gegenüber 0,82 Punkten in der Hinrunde) und Regensburg (0,57 gegenüber 0,65) sind in der Rückrunde beide schlechter als in der Hinrunde. Nur Eintracht Braunschweig ist erheblich stärker – statt 0,76 Punkten in der Hinrunde sind es nun 1,29 Punkte pro Spiel. Und das beeinflusst die Tendenz für die Saisonschlussphase spürbar.

Rechnet man den Rückrundenschnitt hoch, würde Münster sich in den verbleibenden zehn Partien noch zehn Punkte erspielen. Ulm käme auf sieben, Regensburg auf sechs. Und Braunschweig auf 13 Punkte.

Punkteschnitte

Münster und Braunschweig haben sich in der Rückrunde verbessert, Ulm und Regensburg bauen ab. Der Vergleich:

TeamSchnitt HinrundeSchnitt Rückrunde
Münster0,941
Braunschweig0,761,29
Ulm0,820,71
Regensburg0,650,57

Wenn man den Rückrundenschnitt anlegt und mit den zehn ausstehenden Spielen multipliziert, sähe die Abschlusstabelle so aus:

PlatzTeamPunkte aktuellMögliche Punkte in den letzten 10 Spielengesamt
15Braunschweig221335
16Münster231033
17Ulm19726
18Regensburg15621

Ein bisschen spricht der aktuelle Trend dabei gegen den SCP. Vier der letzten fünf Spiele verloren die Preußen – zwar stets knapp, aber eben doch. Das ist aktuell die schlechteste Ausbeute der vier Abstiegskandidaten. Braunschweig ist mit nur zwei Niederlagen derzeit besser.

Zur Geschichte gehört, dass auch Darmstadt und Hertha eine desaströse Rückrunde spielen – aber mit 26 bzw. 28 Punkten haben sie bereits ein vergleichsweise dickes Polster, das die anderen vier derzeit nicht verringern können. Als Update: Nach dem 3:0 von Darmstadt gegen Karlsruhe kommt Darmstadt mittlerweile auf 31 Punkte.

Und zur Geschichte gehört ebenfalls, dass der SC Preußen Ende März noch Braunschweig im eigenen Stadion empfängt sowie am letzten Spieltag nach Ulm reist. Über den Abstieg entscheiden sicher auch andere Partien und überraschende, nicht planbare Ergebnisse – aber Spiele gegen die direkte Konkurrenz haben eine besondere Bedeutung. Dass Darmstadt und Hertha noch in Münster vorstellig werden, sei am Rande erwähnt.

Der Abstiegskampf in der 2. Bundesliga: Es wird ein harter Kampf um jeden einzelnen Punkt. Ein Marathon bis zum letzten Spieltag. Und alle Rechnerei einmal außen vor: Es werden spannende, heiße, aufreibende zehn Spiele für die Preußen.

Noch eines: Zahlen sind das eine. Fußball bemisst sich nach ihnen. Aber der Fußball bringt eben auch Unerwartetes mit sich. Überraschende Ergebnisse. So wie Münsters Sieg bei Hertha. Oder der Sieg gegen Düsseldorf. Dass die Abstiegskandidaten zum Ende einer Saison plötzlich punkten gegen Teams aus dem Niemandsland der Tabelle. All das lässt sich mit Zahlen nicht bewerten. Und das ist gut so. Zahlen sagen eben nicht alles …

10 thoughts on “Zehn, neun, acht… reicht das für Preußen Münster?

  1. Also wenn schon, denn schon. Hertha und Darmstadt könnte man in die Berechnung auch noch mit hereinnehmen. Zumal im Text falsch erwähnt wird, dass Hertha aktuell 28 Punkte hätte, sie haben aber nur 26.

    Platz Team Punkte Mögliche Punkte gesamt
    aktuell in den letz-
    ten 10 Spielen
    13 Braunschweig 22 13 35
    14 Darmstadt 28 6 34
    15 Münster 23 10 33
    16 Hertha 26 6 32
    17 Ulm 19 7 26
    18 Regensburg 15 6 21

      1. Artikel und Kommentar sind von gestern. Deine Antwort von heute – weißt du selber. Nach den Regeln deiner Zahlenspielerei hätte es total Sinn ergeben auch Darmstadt mit reinzunehmen. Dass die Wirklichkeit am Ende woanders stehen könnte, hast du ja auch am Ende selbst geschrieben.

        1. Darmstadt war auch zum Zeitpunkt des Textes schon fünf Punkte weg und mein Fokus lag – das ist meine redaktionelle Entscheidung – auf dem Quartett, dass seit Monaten da unten steht. Ich habe in meiner Antwort auf Darmstadt verwiesen, weil es jetzt sogar schon acht Punkte sind. Ich gehe davon aus, dass Darmstadt nicht unten reinrutscht, ganz einfach. Verstehe daher, ehrlich gesagt, diese Aufregung nicht so ganz.

  2. Zudem werden in den verbleibenden 10 Begegnungen noch drei Elfmeter für Preußen gepfiffen werden. Und alle drei werden verwandelt werden. Der erste bereits am Sonntag gegen die Clubberer. Und zwar durch Batmaz.

  3. Eben die pressekonferenz gesehen ist da keiner von der Presse????.Da kommen keine Fragen ich glaube das ist einmalig im Profifußball oder trauen die sich nicht. Denn fragen gibt es bestimmt genug. Die pressekonferenz kann man sich sparen.

    1. Meine Güte. Journalisten holen sich Antworten im direkten Gespräch in der Mixed Zone. Fragen an den Trainer werden nach der offiziellen PK im kleinen Kreis besprochen, um nicht die Gäste mit Fragen zu langweilen bzw. aufzuhalten. Die PK ist Pflichtprogramm für ein offizielles Statement der Trainer, der Rest läuft abseits der Kameras. Und so laufen die meisten Pressekonferenzen im Profifußball. Keine Ahnung haben, aber rummotzen – können wir das nicht einfach sein lassen?

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