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SSV Ulm entlässt seinen Aufstiegstrainer Thomas Wörle

SSV Ulm entlässt seinen Aufstiegstrainer Thomas Wörle
Thomas Wörle und Sascha Hildmann beim Hinspiel in Münster.

Da schaut man mindestens mit einem Auge hin: Preußen Münsters Konkurrent SSV Ulm hat sich von Aufstiegstrainer Thomas Wörle getrennt. Nach der 0:1-Heimniederlage gegen Köln wollte der Klub offensichtlich ein Zeichen setzen – und stellte Wörle frei, wie er am Dienstagabend in einer Pressemitteilung schrieb.

151 Spiele, dreieinhalb Jahre: Wörles Weg in Ulm ähnelte durchaus dem von Sascha Hildmann in Münster – mit dem einzigen Unterschied, dass der SC Preußen nach dem Abstieg aus der 3. Liga an Hildmann festhielt, ihm dann die Zeit gab und am Ende mit dem Sprung in die 2. Bundesliga belohnt wurde.

Ganz so lang war Wörle nicht in Ulm, doch auch sein Weg fiel ganz ähnlich aus: Mit zwei Aufstiegen in Folge hievte er die Spatzen von der Regionalliga hoch in den Profifußball. Und dessen „Gesetze“ holten ihn und den SSV Ulm nun ein. Neben Wörle müssen auch Co-Trainer Max Knauer und Athletiktrainer Christoph Zellner gehen. Neuer Cheftrainer der Spatzen wird Robert Lechleiter. Der 44-jährige ist seit Februar 2024 im Verein, zunächst als NLZ-Leiter, dann übernahm er die U19.

Ulm selbst beschrieb in der Klubmitteilung die Zusammenarbeit mit Wörle als „Erfolgsgeschichte“, die aber in der 2. Bundesliga ihr natürliches Ende fand.

„Das ist kein schöner Tag für uns alle. Aber jeder Verein, jeder Manager, jeder Trainer kommt in solch eine Situation. Und das hat nichts mit mangelnder Wertschätzung oder ähnlichem zu tun. Im Gegenteil“, so SSV-Geschäftsführer Markus Thiele. Jetzt erhofft sich Thiele einen „Neustart“.

Kaum Kritik

Liest man die lokalen Medien quer, stellt man fest: In der Kritik stand Wörle dort nicht. Vom üblichen Gemecker einmal abgesehen (das es übrigens auch beim SCP gibt, wenn man sich einschlägige Facebook-Fangruppen anschaut), gab es keine öffentliche Bewegung gegen den Trainer. In der „Südwestpresse“ haben in einer Online-Umfrage über 80 Prozent der Nutzer die Entlassung negativ bewertet, ein redaktioneller Kommentar zur Entlassung ist überschrieben mit „Die falsche Entscheidung“. Im Kommentar heißt es, gerade in einer Zeit, in der es auf Geschlossenheit und Selbstbewusstsein“ ankomme, sei die Entlassung ein „unkalkulierbar hohes Risiko“.

Unwillkürlich fragt man sich, ob in Münster solche „Gesetze“ des Fußballs auch greifen. Bisher gibt es keine Anzeichen dafür, Sportchef Ole Kittner hat in der Vergangenheit oft darüber gesprochen, dass ein Klassenerhalt keine natürliche Entwicklung sei und ein Abstieg einzukalkulieren sei. Zudem hatte er schon im vergangenen Spätsommer und mit Blick auf Niederlagen in der 2. Bundesliga im „Kicker“ betont: „Es wird entscheidend sein, dass wir in diesen Phasen Ruhe bewahren und weiter hart arbeiten.“

Wirkung von Wechseln

Hält die Ruhe beim SC Preußen? Bisher sieht es so aus. Auch im Stadion folgt das Publikum dem Trainer und dem Team. Wie in Ulm war auch der SCP fast immer auf Augenhöhe – die vielen knappen Niederlagen hat der SC Preußen mit dem SSV Ulm gemeinsam. Es sind diese kleinen Unterschiede, die am Ende zwischen einem Aufsteiger und einem etablierten Zweitligisten stehen. Ob diese Qualitätsunterschiede durch einen Trainerwechsel verändert werden können? Schon 2011 hat eine Studie der Uni Münster herausgefunden: „Entlassungen haben keinen Einfluss auf Erfolg“. Ein Trainerwechsel habe in der Regel keinen nachhaltigen Einfluss. „Glück oder Pech“ sei die Folge, heißt es in der Studie.

Ausnahmen bestätigen die Regel: Preußens Dauerrivale VfL Osnabrück hat sich nach der Verpflichtung von Marco Antwerpen in der 3. Liga aus dem Tabellenkeller hochgearbeitet – mit dem wichtigen 2:1-Auswärtssieg bei Stuttgart II kletterte Osnabrück vorerst auf Platz 12. Hier wirkte der Wechsel durchaus. Doch welchen Einfluss Antwerpens Verpflichtung auf die kommende Saison haben wird, ist die offene Frage. Bei der Uni Münster heißt es: „Der Beitrag des neuen Trainers zum Spielerfolg in der folgenden Saison ist dabei recht bescheiden (kleiner als 15 Prozent).“

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