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Rückkehr zum Nachbarn in Paderborn

Rückkehr zum Nachbarn in Paderborn
Oktober 2002: Münster zu Gast im alten Hermann-Löns-Stadion in Paderborn.

Es ist schon einige Jahre her, seit der SC Preußen Münster in einem Pflichtspiel zu Gast war in Paderborn. 2017 war das, Paderborn schlug den SC Preußen vor 8.229 Zuschauern mit 2.1. Der frühere Preuße Massih Wassey drehte die Führung der Preußen. Irgendwie fühlt es sich an, als sei die Partie erst vorgestern gespielt worden – aber es sind acht Jahre.

Veränderungen sind zu spüren. Adriano Grimaldi spielte damals noch für die Preußen, heute für Paderborn. Sven Michel war 201 dabei, ist jetzt wieder beim falschen SCP. Und natürlich, Simon Scherder – wer sonst? – ist noch immer Adlerträger. Steffen Baumgart trainierte Paderborn, Benno Möhlmann die Preußen. Fußball ist ein schnelles Geschäft.

Und es lohnt sich noch einmal darauf hinzuweisen, wie schnell sich auch Paderborn entwickelt hat. Der Klub, der die meiste Zeit seiner Klubgeschichte nur ein mittelmäßiger Amateurverein war und der im sagenumwobenen Hermann-Löns-Stadion unter der Stromtrasse spielte, ist heute ein vollwertiger Proficlub und damit den Preußen sogar voraus.

TuS Paderborn/Neuhaus, TuS Schloß Neuhaus, 1. FC Paderborn: Der Gen-Pool der Paderborner ist reichhaltig, aber wo immer Paderborn ab Anfang der Achtzigerjahre unterwegs war, war der SC Preußen Münster nicht weit. 25 Punktspiele gegen Paderborn-Neuhaus, noch einmal fast 20 Partien gegen den heutigen SC Paderborn – lange marschierten die beiden Klubs gemeinsam durch die Liga, meistens drittklassig.

Die Geschichte veränderte sich ab 2005 zugunsten der Ostwestfalen. 2005 stieg der SC Paderborn nämlich unerwartet für den deutschen Fußball plötzlich in die 2. Bundesliga auf und mit dem Aufstieg kam das neue Stadion. Die oft als Wellblechhütte verspottete Arena war indes perfekt zugeschnitten auf den Standort. Der SC Paderborn überhob sich nicht und vor allem: Seit 2005 ist der Klub fast ununterbrochen im Profi-Fußball unterwegs, schaffte es 2019/2020 sogar bis in die Bundesliga.

Wer sich heute die umgebaute Arena in Paderborn und das moderne Trainingsgelände anschaut, kann neidlos anerkennen, dass Paderborn derzeit noch den deutlich besseren Standort besitzt. Erst mit dem umgebauten Stadion und dem Leistungszentrum wird der SCP infrastrukturell aufholen – und in Sachen Stadion sogar erheblich überholen.

Oktober 2002: Münster zu Gast im alten Hermann-Löns-Stadion in Paderborn.
2001: Der SCP auswärts in Paderborn.

In mancher Hinsicht kann der SC Paderborn als Vorbild dienen, wie Infrastruktur einen Klub verändert. Eher weniger lernen kann der SCP daraus, dass Paderborns Aufschwung natürlich eng verknüpft war mit dem potenten Geldgeber Wilfried Finke, der 2019 starb. Ohne Finke wäre der SC Paderborn nicht, wo er ist – aber Finkes eigener wirtschaftlicher Erfolg oder auch Misserfolg schlug schnell durch auf den Klub, der 2017 mal in einer echten finanziellen Krise steckte. Münster machte eigene Erfahrungen mit Thomas Bäumer, der im Laufe der Jahre als Hauptsponsor erhebliche Beträge in den Klub pumpte – aber die Abhängigkeit war selten so deutlich spürbar wie die in Paderborn.

Die Zeiten hat der SCP07 lange hinter sich gelassen. Im Januar meldete Paderborn einen Umsatz von 34,2 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2023/2024 und einem positiven Ergebnis von 200.000 Euro. Da dürfte der SCP eher neidisch hinüberschauen an die Pader.

Und der SC Paderborn investiert weiter in seine Infrastruktur: Zwei weitere Trainingsplätze, ein neues Funktionsgebäude am Stadion – Stück für Stück arbeitet der Klub daran, die Rahmenbedingungen zu verbessern. Das wird man in Münster sicher verfolgen.

Indirekt trägt der SC Paderborn seinen Anteil am Aufstieg des SC Preußen in die 2. Bundesliga. Das Testspiel im Winter 2024, das der SC Paderborn vor einem Jahr mit 6:1 gewann, sorgte beim SCP für eine Systemumstellung, die wiederum in der 3. Liga für eine der besten Rückrunden der Klubgeschichte sorgte. Ohne diese Klatsche im Test wäre es wohl anders gelaufen.

Blick auf die Konkurrenz

Die Preußen werden ebenfalls verfolgen, wie sich die Konkurrenz schlägt. Am Samstag tritt Eintracht Braunschweig nach dem unerwarteten Sieg in Karlsruhe daheim gegen Darmstadt an. Elversberg erwartet Fürth, Nürnberg spielt am Sonntag gegen Ulm und Regensburg am Sonntag daheim gegen den HSV. Die zwei bitteren Niederlagen in Kaiserslautern und gegen den HSV haben in der Tabelle für Druck gesorgt – auf der anderen Seite ist klar: Fußball ist ein schnelles Geschäft (siehe oben). 13 Spiele sind es noch für den SCP, jeder Punkt zählt.

Personell wird der SCP wieder auf Joshua Mees zurückgreifen können, der schon beim Spiel gegen den HSV im Stadion zusah, allerdings nach seiner überstandenen Erkrankung noch nicht fit genug war. András Németh fehlt mit einem Mittelhandbruch, Marc Lorenz ist nach seiner 5. Gelben Karte gesperrt. Das oft probate Mittel der Einwechslung von Flankengeber Lorenz und Offensivkraft Fridjonsson wird es also in Paderborn nicht geben.

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