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Regionale Chaosliga West

Regionale Chaosliga West
Der 1 FC Düren.

Als Corona das Land im Würgegriff hatte und der Fußball fast überall ruhte, da durfte (musste?) neben den drei Profiligen nur die Regionalliga West weiterspielen. 2022 war das und das Land NRW hatte die Liga damals als „Profiliga“ eingestuft. Man muss darüber schmunzeln, wenn es nicht so absurd wäre. Denn was die Regionalliga im Westen derzeit veranstaltet, spottet jeder Beschreibung.

Die Regionalliga West ist ein buntes Sammelsurium ganz unterschiedlicher Klubs. Darin unterscheidet sie sich kaum von den anderen vier Staffeln. Ambitionierte ehemalige Profiklubs treffen auf Dorfvereine und reine Amateurklubs, für die die Viertklassigkeit das Maximum darstellt. Über Jahre galt der Westen als stärkste Klasse, auch weil sich darin so viele Traditionsklubs tummelten. Essen, Aachen, Münster, aber auch Oberhausen, Fortuna Köln, Wuppertal. Aktuell muss der MSV Duisburg diese Erfahrung durchleben, steht aber kurz vor der Rückkehr in die 3. Liga – auch wenn die Feierlichkeiten dazu aktuell auf ganz kleiner Flamme gehalten werden. Dazu gleich mehr.

Duisburg hat in dieser Saison das Glück, dass die Konkurrenz praktisch nicht teilnimmt. Zwischenzeitlich war Lotte mal nah dran, auch Mönchengladbach II, aktuell steht Gütersloh auf Platz 2, was aber keinerlei Rolle spielt, weil der FCG mangels Zulassungsantrag gar nicht aufsteigen dürfte. Ohne echte Konkurrenz darf der MSV seine Kreise ziehen, da hatten es die Vorgänger aus Essen, Aachen und Münster deutlich schwerer.

Dass die Regionalliga West – und damit vor allem der zuständige Westdeutsche Fußballverband (WDFV) – in diesem Jahr aus ganz anderen Gründen ein schlimmes Bild abgibt, liegt aber nicht am Sport. Sondern an dem Chaos, das einige Klubs in der Liga veranstalten.

Den Anfang machte Türksspor Dortmund. Einer dieser Klubs ohne Geschichte, ohne Fans, aber mit viel zu großen Ambitionen einzelner Männer. Nicht einmal ein ansatzweise regionalligataugliches Stadion konnte Türkspor stellen. Eigentlich wollte der Klub in Hagen spielen, das ging aber wegen notwendiger Umbauarbeiten nicht. Der Ausweichstandort Velbert (offenbar sehr beliebt bei Klubs dieser Machart) war dann Übergangsheimat, konnte aber nicht mehr bezahlt werden. Eine Partie verlor Türkspor am „Grünen Tisch“, weil gar kein Stadion zur Verfügung stand. Eine völlig wirre Personalpolitik mit wechselnden Verantwortlichen verschärfte das Chaos – vier Trainer verschliss der Chaosklub zwischen Sommer und Winter. Im März war klar: es geht nicht weiter. Der Klub zog die Reißleine, meldete sich vom Spielbetrieb ab. Alle Spiele wurden aus der Wertung genommen – und der WDFV hat bis heute nicht erklärt, wie er diesen Verein überhaupt antreten lassen konnte.

Düren ohne Mannschaft

Dann kippelte der 1. FC Düren, der schon in der Vergangenheit mit seltsamen Entscheidungen aufgefallen war. Preußen Münster wird sich an die Posse mit dem Stadionumbau in Düren erinnern – im Wissen um das anstehende Gastspiel der Preußen hatte der Klub Umbauarbeiten gestartet, ignorierte jede Warnung des Verbands und hatte dann zum Zeitpunkt des Preußen-Spiels kein Stadion mehr zur Verfügung. Die Punkte verlor Düren am „Grünen Tisch“, mit seinem Einspruch hätte der Verein fast den Aufstiegskampf beeinflusst, ehe er dann doch reagierte und den Protest aufgab.

Dass auch Düren über seine Verhältnisse lebt, wurde ebenfalls im März deutlich. Da wurde ein Insolvenzantrag gestellt, alle Spieler und das Trainerteam verließen den Klub, der seitdem mit einem bunten Mix aus Nachwuchsspielern antritt. Immerhin. Wettbewerbstauglich ist der Klub so nicht mehr, kassierte in den drei Spielen seit dem Antrag 14 Gegentore. Schön für die Klubs, die nun noch gegen Düren antreten dürfen, ärgerlich für alle anderen. Die neun Punkte, die Düren abgezogen wurden, waren am Ende noch das kleinste Problem. Jetzt sollen Spendenaktionen dabei helfen, den Klub vorerst zu retten. Ob das eine belastbare Perspektive ist?

Gegenüber dem „Reviersport“ teilte der Verband nach dem Düren-Desaster lediglich mit: „Die aktuell gehäuft auftretenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind bedauerlich und in dieser Form erstmalig vorgekommen. Eine fundierte Bewertung der Ursachen ist ohne detaillierte Einblicke in die jeweilige Finanzlage der Vereine nicht möglich. Der Verband nimmt die Entwicklung sehr ernst und hat eine strukturierte Aufarbeitung eingeleitet, um mögliche Maßnahmen für die Zukunft zu identifizieren.“

Dauerkrise in Uerdingen

Für die aktuelle Saison reichte es nicht mehr. Das bewies dann nur wenige Wochen später der KFC Uerdingen. Über diesen einstigen Bundesligisten ließe sich ein ganzes Buch schreiben. Seit Jahren herrscht blankes Chaos beim KFC. Nahezu unfassbar ist der ständige Wechsel der Klubführung, immer neue schillernde und weniger schillernde „Geschäftsleute“ bauen den KFC um, versprechen eine goldene Zukunft und hinterlassen dann einen Scherbenhaufen. Wer dem FC heute Geld gibt, sollte das besser abschreiben. Irgendeinem seriösen Ziel dient es nicht.

Anfang April musste der Klub wieder einmal in die Insolvenz – fast Normalität in Krefeld. Kurz nach den Osterfeiertagen schlug die Meldung ein: Uerdingen müsse den Spielbetrieb sofort einstellen.

Ob das nun tatsächlich passiert, ist weiterhin offen. Der Insolvenzverwalter Thomas Ellrich habe am Dienstag den Spielbetrieb eingestellt, heißt es. Damit würden die Spiele aus der Wertung genommen, der MSV Duisburg sei damit Meister und stehe als Aufsteiger in die 3. Liga fest. Doch der KFC wütet: Man habe Zusagen von Geldgebern und Spielern, die Fortführung des Spielbetriebs sei möglich. Man sei nicht einbezogen worden in die aktuellen Überlegungen.

Duisburg hält den Ball flach

Was nun passiert? Uerdingen wolle juristische Maßnahmen prüfen. Der MSV Duisburg beobachtet die Entwicklung genau, hält sich aber bewusst zurück. „Um den vorzeitigen Aufstieg zu finalisieren (…), fehlt ein allerletzter Schritt. Diesen möchten wir am kommenden Freitagabend, 25. April 2025, beim Spiel im Borussia-Park, eigenmächtig und ohne Schulterblick auf andere Vereine, mit der erforderlichen Zielstrebigkeit vollbringen“, schreibt der MSV. Der muss bei Mönchengladbach II antreten und wird dort von mindestens 16.000 MSV-Fans begleitet. Den Aufstieg sichert sich Duisburg ganz locker und auch ohne Uerdingen. Aber voreilig feiern will man am Niederrhein eben auch nicht.

Sicher ist: Wenn diese Saison in der Regionalliga West beendet ist, wird sich der WDFV ein paar Gedanken machen müssen. So nebenbei und gleichgültig wird er nicht noch einmal agieren können.

Aufsteiger in die 3 Liga
Der MSV Duisburg kehrt zurück, das ist sicher. Nur der exakte Zeitpunkt ist noch unklar. Im Norden steht der TSV Havelse bereits als Meister fest und trifft in den Aufstiegsspielen auf den Meister der Regionalliga Nordost – vermutlich wird das Lok Leipzig sein. In Havelse gibt es das alte Problem: Das Stadion dort ist selbst nach den deutlich gesenkten Ansprüchen für die 3. Liga viel zu klein. Erneut müsste der Vorort-Klub umziehen. Im Südwesten wird nach Lage der Dinge die TSG Hoffenheim II das Rennen machen. Und in Bayern steht der 1. FC Schweinfurt vor dem Aufstieg in die 3. Liga.

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