Preußen Münster feiert ein letztes Fest (für den Moment)

Man bekommt unwillkürlich das Gefühl, der SC Preußen Münster galoppiert von Jubelfeier zu Jubelfeier. Nach zwei Aufstiegen in Folge und Dauerpartys am Prinzipalmarkt wurde nun im Preußenstadion gefeiert. Und es fühlte sich am Montagabend trotzdem so an wie immer. Münster bestens gelaunt, Münster feiert, Preußen Münster, immer wieder. Die Preußen haben ihren Klassenerhalt so gefeiert, wie es Sascha Hildmann vor Wochen noch (oder schon) formuliert hatte: wie eine Meisterschaft.
Und tatsächlich ist es fast kaum zu glauben, wie sich der SCP nach dem 31. Spieltag noch einmal so ein bisschen neu erfunden hat und das Abstiegsgefühl vertrieben hat durch eine gewagte Aktion, die sich am Ende offenbar ausgezahlt hat. Und genau deshalb durften einige tausend Preußenfans – offiziell hatten sich rund 3.000 ein kostenloses Ticket für die improvisierte Party im Stadion gesichert – am Ende wieder in strahlende Gesichter schauen.
Alle durften auf die kleine Bühne vor der Ostkurve, deren Tage nun gezählt sind. Das Team der Geschäftsstelle, die Spieler und natürlich auch das Trainerteam und Ole Kittner als der, der vor drei Wochen den Kopf hingehalten hatte, um die unpopuläre Trennung von Sascha Hildmann zu moderieren. Kittner erhielt am Montagabend aber nur Applaus. Am Ende zählt eben doch das Ergebnis.
Für tiefe Analysen war im Stadion bei herrlicher Frühsommer-Atmosphäre kein Platz. Kapitän Marc Lorenz hob noch einmal hervor, was für einen „überragenden Charakter“ die Mannschaft habe.

„Scherdi Fußballgott“
Und Torwarttrainer Andre Poggenborg bekam die Rolle des Chefclowns – weil er das Publikum dazu anstiftete, Simon Scherder bitteschön künftig mit dem Spitznamen „Scherdi“ anzusprechen. Was Scherder dazu veranlasste, „Pogge“ Konsequenzen anzudrohen. „Das kostet dich“, grinste er. Alle feixten. Scherdi Fußballgott, so weit ist es gekommen.
Alles Friede, Freude, Eierkuchen beim SCP. Heute ist nicht der Moment für Analysen. Zu groß war die Freude, die Erleichterung über den starken Saisonendspurt und den Klassenerhalt. Auch im kommenden Jahr stellen sich Hertha, Schalke, Nürnberg und Co. vor. Außerdem der VfL Bochum und Arminia Bielefeld. Dynamo Dresden wird kommen und den Gästebereich der neuen Westtribüne demolieren, darauf kann man sich schon einstellen.
Aber das alles wird in der 2. Bundesliga stattfinden. Das war das große Ziel. Und vor drei Wochen sah es nicht so aus, als könnte das auf diese Art gelingen. Keine Schleife durch die Relegation, einfach direkt drin bleiben. Als einziger aus dem Trio der letztjährigen Aufsteiger ist der SC Preußen weiterhin zweitklassig. Der Trikotsponsor bleibt an Bord, außerdem gaben die ersten, am Montag installierten Dachträger einen Vorgeschmack auf die kommende Saison. Alles gut für den Moment. Nur fröhliche Gesichter. Der Alltag darf warten, die Sommerpause bietet allen die Möglichkeit, den Puls wieder etwas herunterzufahren.