Preußen Münster feiert die Eröffnung des Nachwuchsleistungszentrums

58 Nachwuchsleistungszentren gibt es im deutschen Fußball – das ist die aktuelle Zahl der DFL. Neben praktisch allen Zweitligisten verfügen 14 Drittligisten und 9 Viertligisten über ein solches NLZ. Einer der 58 kommt in Schwarz-Weiß-Grün daher. Der SC Preußen Münster gehört nun zu diesen 58 Zentren, war bisher mit einem Sternchen als „im Aufbau“ markiert. Seit wenigen Wochen ist Münster diesen Übergangsstatus los und ist jetzt auch ganz offiziell Teil der Liste. Am Samstag feierte der SCP mit geladenen Gästen diesen Anlass im Stadion.
„Wir sind Leistungszentrum.“ Auf LED-Wänden präsentierte sich der SC Preußen in der Tribüne stolz mit dem neuen Gütesiegel. Und warum auch nicht? Es ist ein elitärer Klub, auf den der SCP seit Jahren hingesteuert hatte – aber erst mit dem Zweitliga-Aufstieg entstand richtig Druck, man könnte auch sagen: Zwang. Schließlich ist so ein Leistungszentrum für Erst- und Zweitligisten vorgeschrieben. Deshalb ging nun vieles schneller als ursprünglich mal erwartet.

Sören Weinfurtner, Präsidiumsmitglied und Leiter des Nachwuchsbereichs, musste deshalb wohl ein bisschen schlucken, als er zurückschaute. „Ich bin 2009 zum Verein gekommen“, meinte er. „Und schon damals wurde hier auf höchstem sportlichen Niveau gearbeitet. Alles war super. Außer der Infrastruktur.“ Fast nichts passte, vieles ging nur mit Leidenschaft, mit ein bisschen persönlicher Ausbeutung – und mit Leuten, die voller Überzeugung hinter den Aufgaben standen. Genau diesen dankte Weinfurtner am Samstag besonders.
Auch ein kritischer Rückblick
„Die Jugendabteilung genoss nicht immer den größten Stellenwert im Klub“, schaute er auch kritisch auf Zeiten zurück, als der SCP sich Nachwuchsspieler gerne aus den Leistungszentren der Ruhrgebietsklubs angelte, statt sie selbst auszubilden. Weinfurtner klagte aber nicht zu sehr über die Vergangenheit, schlug vielmehr einen Bogen ins Hier und Heute. „Wir wollten die Nachwuchsarbeit hier auf ein neues Niveau bringen. Das war immer unser Traum“, meinte er mit Blick auf das Team aus dem Nachwuchsbereich. „Jetzt bin ich seit 16 Jahren hier und der SC Preußen Münster hat einen beeindruckenden Wandel hingelegt. Wir haben dann auf unseren Traum hingearbeitet.“

„Für mich ist das heute eine ganz besondere Ehre, das ist ein unbeschreibliches Gefühl.“ Dem Applaus folgend, durfte man annehmen, dass es am Samstag vielen im Saal auch so ging. „Unser Dank geht auch an unsere Geschäftsführer Philipp Deipenbrock, Ole Kittner und Markus Sass. Ihr habt uns immer das Gefühl gegeben, dass das NLZ hier wirklich gewollt ist und habt uns unterstützt und uns vor allem vertraut.“
In diese Chor stimmte Janis Hohenhövel gerne ein. Zuletzt half er als Teil des Übergangs-Trainerteams, dass der SCP auch in dieser Saison in der 2. Bundesliga spielt. Jetzt darf er sich wieder konzentrieren auf seinen Job, die Sportliche Leitung des NLZ. „Wir bereiten junge Menschen hier auf den Leistungssport vor, führen sie langsam heran. Und wollen auch ihre Persönlichkeiten stärken.“ Das gemeinsame Ziel sei es, Potenziale auszuschöpfen. Idealerweise führe der Weg dann aus dem Nachwuchs über die U23 in die erste Mannschaft. „Dann stehen wir hier alle Seite an Seite auf der Tribüne und feiern.“

Hohenhövel sprach aber auch eine andere Seite an. „Es ist ja eher die Regel, dass der Sprung nicht für jeden klappt. Dann ist es wichtig, dass die jungen Menschen trotzdem ihre Erfahrungen gemacht haben und ein gutes Gefühl bekommen. Enttäuschungen sind auch Teil des Lebens.“
Beide, Hohenhövel wie Weinfurtner, betonten, dass die Rahmenbedingungen natürlich die Grundlage seien. „Aber den Unterschied machen die Menschen.“
Einen „Meilenstein“ nannte Sport-Geschäftsführer Ole Kittner die Eröffnung des NLZ. „Es war ein langer Weg und ihr seid ungewöhnliche Wege gegangen, habt mehr getan als es vielleicht vernünftig war“, richtete er seinen Dank und Anerkennung stellvertretend an das Team um Sören Weinfurtner, Janis Hohenhövel und Max Siebert. „Und ich freue mich darüber, dass diese Anerkennung bald auch mit dem NLZ-Schild am Stadion zu sehen ist.“
Kittner verwies auf die Bedeutung des SC Preußen in der Region. „Wir sind der Verein im Herzen des Münsterlands, der Heimatverein. Das ist unser Selbstverständnis in einer Region mit 1,6 Millionen Menschen.“ Ein Erfolg des NLZ sei, dass junge Menschen für eine professionelle Ausbildung im Fußball nun nicht mehr ins Ruhrgebiet fahren müssten, sondern diese Bedingungen in Münster finden.
Mehr noch: „Es ist etwas schwerer greifbar und nicht messbar. Aber Kultur ist wichtig. So viele unterschiedliche Menschen wie hier im Raum findet man selten. Das sind Kulturträger, Identitätsstifter.“ Das seien die Menschen, die auch den oft nicht so sichtbaren Teil der Jugendabteilung ausmachten, so Kittner.
Er erinnerte noch einmal an den schwierigen Moment rund um die Hildmann-Entlassung, als der Klub dann eine Lösung aus den eigenen Reihen gefunden habe. „Da sind wieder viele ganz bedingungslos eingesprungen“, freute er sich. „Das macht Münster aus und so etwas entsteht nicht aus dem Moment, sondern über Jahre. Und auch deswegen bin ich unfassbar dankbar dafür, dass wir jetzt einen professionellen Rahmen schaffen.“
Prominente Glückwünsche
Glückwünsche gab es reichlich. In einem Video-Einspieler sandten Vertreter wie Eintracht Frankfurts NLZ-Leiter Alexander Richter, Marco Bode, Hannes Wolf (Nachwuchs-Sportdirektor des DFB), Ex-Preuße Lennart Stoll und Ex-Trainer Helmut Horsch Grüße nach Münster. Sogar Hermann „Tiger“ Gerland beglückwünschte den SC Preußen zum offiziellen Start.
Eine schöne Geste – und die breite Auswahl der Gratulanten (und Gäste) zeigte zugleich auch, wie vernetzt die Nachwuchsabteilung der Preußen ist.

Der frühere Marketingleiter des SCP Daniel Feld ist heute bei der DFL Leiter Nachwuchs & Leistungszentren – auch er weilte am Samstag vor Ort.
Von der Stadt gab es natürlich auch einen Schulterklopfer. Bürgermeister Klaus Rosenau übernahm das für Oberbürgermeister Markus Lewe. „Es ist eine tolle Sache, heute hier zu sein“, meinte Rosenau, selbst Stadiongänger beim SCP. „Dieser Traditionsverein wurde fit gemacht für die Zukunft. Als Stadt ist uns klar, dass viel Arbeit dafür notwendig war, dass wir als Stadt auch davon profitieren.“ Rosenau verwies auch auf die Gemeinsamkeit, die der SCP leben will. „Wir haben über 200 Sportvereine in der Stadt und sehen, wie hier die Nachbarschaft gepflegt wird.“ Das sei ein gutes Zeichen.
Vom Nachwuchs-Sponsor LVM gab es ebenfalls lobende Worte: Marketingchef Georg Kaldewei übernahm das. „Wir sind seit Jahren Förderer des SC Preußen Münster“, meinte er. Die Verbindung zwischen schulischer Ausbildung und Leistungssport brauche auch starke Partner – und als solcher wolle de LVM wahrgenommen werden. Nicht zufällig engagiert sich das Unternehmen auch seit Jahren beim Nachbarn USC Münster.

