Heute vor 8 Jahren: Als Tobias Rühle ins Frankfurter Herz traf

Tobias Rühle, 34 Jahre alt, spielt heute für den FV Illertissen in der Regionalliga Bayern. Zwischen 2016 und 2019 trug er allerdings das Trikot des SC Preußen Münster. Als „Wühler“ war er beliebt bei den Fans, aber ein Tor machte ihn zum Helden. Das war am 14. März 2017, heute vor acht Jahren. Wer erinnert sich?
Der SC Preußen spielte da in der 3. Liga und man darf wohl sagen, dass es ein Auf und Ab war. 2013 war der SCP noch ganz knapp am Aufstieg in die 2. Bundesliga gescheitert und dieses Fast-Aufstiegsjahr mit dem Unterhaching-Trauma wirkte später nach. 2015 und 2016 stand der SCP jeweils zum Ende der Hinrunde ganz weit oben, legte dann aber auch zwei katastrophale Rückrunden hin.
2017 steckte der SCP endgültig im Tabellenkeller fest. Es war keine gute Hinrunde unter Horst Steffen (der selbst erst in der Rückrunde der Vorsaison übernommen hatte und schon da waren die Leistungen der Mannschaft teilweise unterirdisch). Es wurde auch 2016/2017 nicht besser, eher schlimmer.

Im Oktober 2016 warf der SCP Steffen raus, es war eine der ersten Amtshandlungen der neuen Klubführung um Christoph Strässer. Benno Möhlmann wurde als Retter vorgestellt, verlor aber mit seiner Mannschaft erst einmal in Lotte und rutschte auf den letzten (!) Tabellenplatz. Und dort unten im Keller blieb der SCP auch in den folgenden Wochen, mal knapp über dem Strich, mal knapp drunter. Das Derby in Osnabrück verlor der SCP mit 0:3, beim zwischenzeitlichen Tabellenletzten unterlag der SCP mit 1:3, es war wirklich teilweise bodenlos. Und das mit einer Mannschaft um Adriano Grimaldi, Martin Kobylanski, Sebastian Mai oder Mirkan Aydin.
Am 26. Spieltag unterlagen die Preußen beim Topklub 1. FC Magdeburg mit 0:1 und fanden sich punktgleich mit dem Zweitliga-Absteiger Paderborn auf Platz 18 – damals in der 3. Liga war das bei nur zwei Absteigern der letzte Nicht-Abstiegsplatz. Es war eng, wirklich eng.

Dann der 27. Spieltag, der 14. März 2017, heute vor acht Jahren. Der direkte Abstiegskonkurrent FSV Frankfurt kam vorbei. Frankfurt, Münster, Paderborn – alle 28 Punkte. So eng war das. Ein Sechs-Punkte-Spiel, ohne jeden Zweifel.
Und erst einmal ging alles schief. Schon nach drei Minuten traf Cagatay Kader (später zu Münsters Regionalligazeiten u.a. für Homberg, Straelen und Gladbach II unterwegs) zum 1:0 für Frankfurt. Max Schulze Niehues hatte den Ball eigentlich fast in den Armen, ließ ihn aber durchrutschen zum Führungstor für die Gäste.

Ein Tiefschlag vor 5.926 Zuschauern an diesem Dienstagabend unter Flutlicht. Gut, dass Mirkan Aydin nach 23 Minuten einen Handelfmeter zum Ausgleich verwandelte, denn es war wirklich kein guter Auftritt des SCP.

Aber der eine Punkt war ja eigentlich zu wenig. Aber was auch immer der SCP versuchte, es gelang nur wenig.
Bis zur 89. Minute. Da segelte ein Ball in den Strafraum, wo Rühle richtig stand und den Ball volley ins Tor drosch.

Drin, Tor, das 2:1, der Sieg! Und das gesamte Stadion flippte aus – in der Kurve lagen sich Spieler und Fans in den Armen.


Es war das einzige (!) Tor für Tobias Rühle in der gesamten Saison. Es war eines von überhaupt nur fünf Rühle-Toren in 109 Spielen für Münster. Und vielleicht war es im Abstiegskampf das eine große Zeichen, dass der Klassenerhalt zu schaffen war. Ein goldenes Tor.
Mit dem Sieg hievte sich Münster auf Platz 17, baute ein winziges Polster von drei Punkten auf Paderborn auf. Und legte in der Woche danach beim 1:0 bei Bremen II sogar nach und ließ wiederum eine Woche später ein 2:1 gegen Aalen folgen. Das war eine Neun-Punkte-Woche, deren Ausgangspunkt diese 89. Minute gegen Frankfurt war.
Was für ein „Dosenöffner“ Rühles Tor war, zeigte sich in den Wochen danach. Am Ende ging der SCP nach Monaten voller Abstiegsangst sogar als Tabellen-Neunter (!) ins Ziel. Und Frankfurt? Stieg zum Saisonende (auch wegen eines Punktabzugs für den Insolvenzantrag) als Tabellenletzter ab und kehrte bis heute nicht mehr zurück in den Profifußball.
Ein Tor machte für Münster 2016/2017 den Unterschied – es gibt solche Treffer. Tobias Rühle machte ihn.