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Fans haben Fragen zu Investoren beim SC Preußen Münster

Fans haben Fragen zu Investoren beim SC Preußen Münster
Adler auf dem Vorplatz des Preußenstadions.

Ein Artikel des Magazins „Financial Post“ über das Investment eines kanadischen Millionärs kursierte Anfang Dezember erst durch die üblichen WhatsApp-Kanäle, fand dann ersten öffentlichen Widerhall in Thomas Knüwers Blog „Indiskretion Ehrensache„, später auch im Lokalmedium RUMS, aber auch hier. Am Samstag beim Spiel gegen Ulm reagierte auch die Fiffi-Gerritzen-Kurve auf die ganze Geschichte. Mit einer Forderung nach noch mehr Transparenz – und ein paar grundsätzlichen Fragen und Anmerkungen.

  • Der Einstieg nordamerikanischer Investoren ist nicht anrüchrig. Es handelt sich um Wagniskapital, das über persönliche Netzwerke investiert wurde.
  • Befürchtungen über eine feindliche Übernahme durch einzelne Investoren sind per Satzung ausgeschlossen. Und für den Bestand dieser Satzung sind weiterhin die Vereinsmitglieder verantwortlich.
  • Der SC Preußen Münster könnte sich allerdings bei der Veröffentlichung etwas mehr Mühe geben.

Der Reihe nach. Wer nicht mitbekommen hat, worum es eigentlich geht: Der SC Preußen Münster verkauft seit der Ausgliederung 2018 Anteile an der KGaA an Investoren. Was anfangs ziemlich schleppend verlief, hat in den vergangenen zwei Jahren deutlich Fahrt aufgenommen. Das hängt zum einen mit den Entwicklungen in Sachen Stadion zusammen, mehr noch aber mit dem sportlichen Aufschwung der Preußen.

Während es anfangs vor allem Gremienmitglieder des SCP waren, die finanzielle Löcher links und rechts stopften, kamen dann auch zunehmend Menschen aus dem Klubumfeld und der Region, die den SCP mit ihren Anteilszeichnungen unterstützen wollten. So war es im Rahmen der Ausgliederung auch mal als Idealvorstellung formuliert worden: Die Preußen als Ankerpunkt für die Region. Man kann dem SCP also vielleicht manches vorwerfen, aber „Turbokapitalismus“ ganz sicher nicht. Die Ausgliederung war im Rückblick die wirtschaftliche Rettung des Klubs. Und selten, so ehrlich sollte man sein, wirkte der SC Preußen so regional verankert und vernetzt wie in den vergangenen Jahren. Ein Blick auf die Sponsoren-Liste belegt das, aber auch die vielfältigen Verbindungen in die Stadt – von Schulpartnerschaften über Kooperationen mit der Uni bis hin zur Vernetzung mit anderen Sportklubs. Selbst Unternehmen, die den SCP lange nur noch stiefmütterlich behandelt hatten – namtlich Provinzial oder Westfalen AG -, sind heute (wieder) wichtiger Bestandteil des Unterstützer-Pools.

Gedanke am Rande: Dass aktuell jede einzelne Zeichnung mit persönlichen Daten aus dem Handelsregister in die Öffentlichkeit gezogen wird, könnte künftige Geldgeber – keine Unternehmen, sondern vor allem Privatleute aus Münster und dem Münsterland – abschrecken, die zwar gerne den SCP unterstützen wollen, dies aber nicht zwingend vor den Augen der gesamten Öffentlichkeit tun wollen.

That being said: Durch persönliche Kontakte und Zufall fanden im vergangenen Jahr Preußen Münster und der Deutsch-Amerikaner Nikolaus Dieter Semaca zusammen – so ist das auch im Geschäftsleben oft. Semaca erwarb im Frühjahr 2023 zunächst 100.000 Anteile an der KGaA und war damit der erste Investor außerhalb Deutschlands. Weil die Geschichte der Preußen anschließend so fantastisch fortgeschrieben wurde, weil Mundpropaganda und persönliche Netzwerke funktionierten, weckte der SCP das Interesse weiterer Investoren aus Übersee. Scott Saxberg war einer davon – um ihn ging es in dem oben erwähnten Artikel der „Financial Post“.

Allen Investoren ist eines gemeinsam: Sie beteiligen sich mit unterschiedlichen Summen am SCP und halfen dabei, das Eigenkapital der KGaA auf mittlerweile rund 9 Millionen Euro aufzustocken. Und um das klar zu machen: Damit ist der SCP wirklich nicht plötzlich der Nabel der Finanzwelt. Dazu könnte man schauen, auf welche Umsätze andere Klubs so kommen – der KSC beispielsweise auf über 45 Millionen Euro Umsatz, Kaiserslautern über 43 Millionen Euro, sogar Kiel liegt bei 36 Millionen Euro – und von so etwas ist der SCP noch weit entfernt, Investoren hin oder her. Und auch Verhältnisse wie in Hoffenheim, Hannover oder wie bei 1860 München taugen nun wirklich nicht als abschreckendes Beispiel, denn hier waren die Voraussetzungen jeweils ganz andere. Ironischerweise ist der SCP heute sogar deutlich unempfindlicher als noch acht Jahre zuvor, als der Hauptgeldgeber des Vereins zugleich den Aufsichtsrat führte …

Einfluss überschaubar

Heute bleibt der Einfluss der Geldgeber auf das Handeln des SC Preußen begrenzt. Das liegt ganz einfach daran, dass Investoren beim SC Preußen per Satzung keinen Zugriff auf wichtige Entscheidungsgremien erhalten. Dass der SCP hier und da auf den Rat von Geldgebern hört, wie zuletzt Geschäftsführer Markus Sass gegenüber preussenjournal.de betonte, ist dabei kein Widerspruch. Gerade Semaca habe dem SCP beim Werben um Geldgeber im nordamerikanischen Raum erheblich geholfen.

Der SCP nannte die engen Satzungsgrenzen im Rahmen der Ausgliederung „Investorenfeindlichkeit“. Das bedeutet: Alle Entscheidungsgremien sind per Satzung mehrheitlich durch gewählte Personen besetzt oder durch solche, die von gewählten Personen in Aufsichtsrat oder Präsidium berufen wurden. Deren maximale Zahl ist zudem begrenzt. Die diffuse Angst vor einem allmächtigen Alleinherrscher sind nicht faktenbasiert. Auch die bisherigen Geldgeber sind nicht durch Begehrlichkeiten auffällig geworden.

Das ist der Kontext.

Am Samstag beim Spiel gegen Ulm griff die Ostkurve das Thema noch einmal deutlich lesbar auf – und forderte dort: „SCP: Mitgliederwille konsequent umsetzen, volle Transparenz bei Anteilsverkäufen!“

17. Spieltag: SC Preußen Münster – SSV Ulm 0:0.

Und dieses Banner (und ein dazugehöriges Schreiben) verdient nun doch etwas mehr Aufmerksamkeit.

Tatsächlich hatte die Mitgliederversammlung des SCP Anfang 2023 beschlossen, „neu gezeichnete Anteile an der SC Preußen Münster 06 GmbH & Co. KGaA, die von der Geschäftsführungs-GmbH, die zu 100 Prozent Tochter des eingetragenen Vereins ist, geleitet wird, öffentlich zu machen“. Schon zu diesem Beschluss hatte der SC Preußen damals ergänzt, was bis heute gilt: „Hinter dem Antrag steht der Wunsch nach mehr Transparenz, die gemäß deutscher Rechtsprechung und der Satzung der ausgegliederten Kapitalgesellschaft aber ohnehin bereits gegeben war.“

Gemeint ist damit: Alle Details zu den Anteilsverkäufen sind öffentlich – sie sind für jedermann im Handelsregister abrufbar und damit nachvollziehbar. Es ist auch keine Geheimwissenschaft. Im Handelsregister sind die Zeichungsscheine hinterlegt, darin stehen die Zahl der erworbenen Anteile, der Ausgabekurs und die jeweiligen Akteure. Alles ohne Barrieren erreichbar – wer als kritischer Fan oder Mitglied Interesse hat, findet jederzeit Zugang dazu. Bisher schien der Bedarf daran aber nicht sonderlich ausgeprägt zu sein.

Es geht im Schreiben aus der Kurve nun genau um diese von den Mitgliedern gewünschte Transparenz. Wie es die Mitglieder beschlossen hatten, veröffentlicht der SCP regelmäßig und öffentlich jede Anteilszeichnung. Über Semacas Investment informierte der SCP im Frühsommer 2023, über weitere hier und hier und zuletzt im Sommer nach einem großen Schwung von Zeichnungen im Sommer 2024 hier. Tut er das in großem Umfang und detailliert? Eher nicht. In der Regel bleibt es bei einer kurzen Notiz mit einem Verweis auf das Handelsregister, manchmal zeitnah, manchmal nicht. Aber hat es bisher gestört? Nein. Erst seit dem „Financial Post“-Artikel entstand Aufmerksamkeit.

Also: Was soll der SCP noch tun? Könnte man den SCP dazu verdonnern, jedes Detail der Zeichnung zu veröffentlichen und auch selbst Verbindungen und Unternehmen darzulegen? Vermutlich ja, per Mitgliederbeschluss. Aber gibt es eine Dringlichkeit oder Anlass, das zu tun? Eher nicht.

Ausnahme Waffenhändler

Den einen negativen Fall, das Investment zweier Geldgeber mit Verbindungen in die Waffenindustrie, korrigierte der SCP schnell und gab dabei eigene Versäumnisse zu. „Mit Blick auf zukünftige Investitionen sind alle Beteiligten für eine sorgfältige Prüfung sensibilisiert und die Kontrollmechanismen werden optimiert. So soll gewährleistet werden, dass auch Investitionen mit dem jüngst verabschiedeten Vereinsleitbild, das Kompass für das Handeln von Fans, Mitarbeitern, Gremien und Partnern sein soll, im Einklang stehen.“

Genau dieser Kontrollmechanismus hatte Ende 2022 versagt, als der SCP zwei Investoren an Bord nahm, die Verbindungen in die Waffenindustrie hatten – hier hatte es der SCP versäumt, seine DueDiligence-Prüfung vorzunehmen, so dass erst ein Bericht von RUMS dafür sorgte, dass der SCP diesen Deal rückabwickelte. Es blieb der bis heute einzige Fall, in dem Investments in die KGaA als anrüchig gelten durften.

Und ja: Investoren wie jene aus Übersee geben kein Geld, weil sie Langeweile haben. Natürlich ist das eine Geldanlage und daran ist nichts Schlimmes. „Rendite“ ist auch ein überstrapazierter und in gewisser Weise falscher Begriff, denn Anteile am SCP werden nicht börslich gehandelt, taugen also nicht für kurzfristige Gewinne und damit auch nicht für Rendite im Wortsinn. Überhaupt: Um Anteile mit Gewinn verkaufen zu können, bräuchte es erst einmal Käufer.

Wo genau hier also das Problem liegen könnte, erschließt sich nicht. Es spielt auch keine Rolle, wie viele Anteile die Geschäftsführungsgesellschaft des SCP in der KGaA hält, weil es ohnehin nichts ändert an den Verhältnissen in der KGaA. Und die im Kurvenschreiben angedeuteten „interessanten Verbindungen“ der Investoren untereinander stehen für … ja, für was denn? Für persönliche Kontakte der Beteiligten untereinander. Und das ist nicht seltsam oder problematisch, das ist einfach Netzwerken. Ein Klub wie Münster wird nicht kontaktlos von anonymen Konzernen oder Fonds überrannt, sondern sichert sich Kapital über persönliche Verbindungen.

Eine der Fragen im Kurvenschreiben lautet: Welches Ziel verfolgen eigentlich die Geldgeber? Nun: Es sind Geschäftsleute mit Risikokapital. Überschaubare Summen (und um die geht es hier) als Invest in ein cooles Sportprojekt. Kann klappen, kann auch nicht. Im letzteren Fall wäre das Geld futsch. Im besten Fall gewinnt man mit dem SCP gemeinsam. Da steckt kein Drama hinter. Der SCP hat keine Heuschreckenfarm aufgetan. Er erzählt nur eine schöne Geschichte, die die Fantasie von Menschen anregt, die mit ihrem Geld ein Stück davon sein wollen.

Was ausdrücklich nicht ausschließt, dass der SCP gerne noch besser werden darf in seiner Kommunikation.

Fragen und Anmerkungen? Gerne in den Kommentaren

3 thoughts on “Fans haben Fragen zu Investoren beim SC Preußen Münster

  1. Bei so viel Transparenz wäre es doch auch mal interessant zu wissen wie hoch der Vereinsetat, und der der ersten Mannschaft in der zweiten Bundesliga ist.

  2. Lieber Carsten,
    bei so viel „Transparenz“, die du titulierst, solltest du dir aus dem von dir angesprochenen Artikel, nicht nur die Aussagen rausnehmen, die du in deinem Artikel dann kritisiert, sondern auf die Kernaussagen des Artikels eingehen.
    Der Artikel im Schallermann weist daraufhin, dass der Antrag von der damaligen JHV nicht richtig umgesetzt wird.
    Es ging in dem Antrag damals nicht nur um die Bekanntgabe neuer Investoren, sondern auch um ihre im Einzelnen gezeichneten Anteile und ihren prozentualen Anteil an der KGaA sowohl vor als auch nach der JHV 2022, inklusive der Benennungen der personellen Besetzung der Gremien in der GmbH und der GmbH & Co. KGaA. In Bezug auf alles, was Anteilsverteilung angeht, hat dies der Artikel für das Präsidium übernommen, weil dieser trotz mehrerer Hinweise und Anfragen in der letzten Zeit dies eben nur halbherzig getan und nur Namen und das gesamte Kapital der GmbH & Co. KGaA genannt hat. Darauf bezog sich auch wohl das Spruchband in der Fiffi-Gerritzen-Kurve. Nicht mehr, nicht weniger. Das wird kritisiert und der Einstieg der nordamerikanischen Investoren als Aufhänger genutzt, inklusive einiger Informationen, die leicht über Google recherchierbar sind.
    Und hättest du dir gerade den letzten Abschnitt in dem Artikel genauer durchgelesen, wäre dir das deutlich geworden.
    Schade, dass deine kritische Auseinandersetzung mit dem SC Preußen gerade bei dem Thema einseitig verläuft.

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