Berliner Wahnsinn
Coup, Sensation, Überraschung? Man mag das nennen wie man will. Der SC Preußen Münster hat am Freitagabend bei Eiseskälte ein ganz heißes Signal an die Liga geschickt. Durch zwei Treffer von Daniel Kyerewaa und Torge Paetow drehte Münster einen 0:1-Rückstand und gewann am Ende mit 2:1 bei Hertha BSC. Und dann ging die Party erst richtig los.
Noch eine halbe Stunde nach Spielende wurde in der gewaltigen und zudem bestens gefüllten Gästekurve gefeiert. Unter den 45.000 Zuschauern waren wohl mehr als 5.000 Preußen und die konnte am Ende kaum fassen, was sie da im Olympiastadion erlebten. Zumindest über Nacht hat der SCP die Abstiegsplätze verlassen, viel wichtiger jedoch: Der dritte Saisonsieg brachte den SCP nun auf 15 Punkte und das Zeichen, das die Mannschaft damit setzte, war noch viel mehr wert als ein temporärer Tabellenplatz. Zur Winterpause hat es der SC Preußen nun selbst in der Hand, noch etwas für die Mission Klassenerhalt zu tun.
Dabei hatte Trainer Sascha Hildmann mal wieder etwas umgebaut. Mit Tore Paetow stellte der SCP wieder auf eine Dreierkette um, mit den beiden Außenspielern Kirkeskov und ter Horst je nach Spielsituation zur Fünferkette verwandelt – stabile Deckung war angesagt. Hendrix und Bouchama rückten wieder ins Team. Und eigentlich wirkte der Auftritt der Preußen nicht so, dass man das alles für eine gute Idee gehalten hätte. Dass nach 35 Minuten auch Joshua Mees mit einer Oberschenkelverletzung runter musste (für ihn kam Kyerewaa), passte auch so ein bisschen ins Bild.
Defensiv ganz stabil, offensiv wieder mau
Defensiv ließ der SCP allerdings so wahnsinnig nicht zu, das war immerhin deutlich sichtbar. Ein Berliner Feuerwerk gab es nicht. Aber erneut fehlte den Preußen, je länger das Spiel dauerte, einfach auch immer mehr der Zug zum Tor. Gänzlich ohne Chancen blieb der SCP zwar nicht: Ein schöner Kopfball von Lukas Frenkert nach Makridis-Freistoß war immerhin ein kleines Zeichen, wurde aber auch leichte Beute des Hertha-Keepers. Aber insgesamt war das schon arg wenig.
Die gewaltige Chance von Andras Nemeth nach 24 Minuten sollte erwähnt werden – auch wenn der Szene eine Abseitsstellung vorausgegangen war und ein Tor nicht gezählt hätte. Dennoch: Dass Nemeth den Ball aus Kurzdistanz nicht im weitgehend leeren Tor unterbrachte, war symbolisch für die bisherige Saison des HSV-Leihspielers.
Auf der anderen Seite musste Johannes Schenk nach 21 Minuten in allerhöchster Not retten – und zwar gegen einen etwas fahrlässigen Kopfball von Yassine Bouchama, der genau neben den Pfosten gepasst hätte.
Nun: Nach 28 Minuten fiel das Bollwerk. Jano ter Horst setzte sich ungestüm und völlig gleichgültig gegenüber seiner Position im Strafraum gegen Scherhant durch, der fiel nach leichter Berührung ebenso leicht, traf dann aber mit etwas Glück und viel Schmackes per Elfmeter zum 1:0. Und wenn man ehrlich ist, hätte Hertha noch vor der Pause den Sack zumachen müssen – gleich zweimal binnen Sekunden scheiterte Hertha durch Scherhant und Maza an Schenk. Münsters Keeper war es, der sein Team im Spiel hielt. Dann war Pause.
Spieldaten
Hertha BSC: Ernst – Kenny, Leistner, Dardai, Zeefuik – Klemens, Demme – Maza (46. Prevljak) – Cuisance, Niederlechner (58. Thorsteinsson) Scherhant
SC Preußen: Schenk – ter Horst (46. Amenyido), Koulis, Paetow, Frenkert, Kirkeskov – Bouchama (79. Lorenz), Hendrix (79. Preißinger), Mees (35. Kyerewaa) – Nemeth (63. Fridjonsson), Makridis
Tore: 1:0 Scherhant (28.), 1:1 Kyerewaa (57.), 1:2 Paetow (86.)
Zuschauer: 45.767
Schiedsrichter: Erbst (Gerlingen)
Gelbe Karten: Cuisance, Demme / Hendrix, ter Horst, Bouchama, Kirkeskov
Hildmann wechselte, brachte Etienne Amenyido für Jano ter Horst und stellte wieder etwas um, Makridis rückte weiter nach hinten und damit war diese etwas kritische Seite gefestigt. Und so trat der SCP auf einmal deutlich engagierter auf. Stück für Stück arbeitete sich der SCP ins Spiel hinein und belohnte sich endlich, endlich mal wieder! Weil Pascal Klemens in einer eigentlich harmlosen Aktion nicht im Bilde war, konnte sich Kyerewaa von hinten anschleichen und dem jungen Herthaner den Ball stiebitzen – und dann auch noch cool am linken Pfosten vorbei ins Tor setzte. Der Ausgleich, ein bisschen aus dem Nichts, aber eben auch ein Erfolg des kleinen Zuwachses an Selbstvertrauen und Offensivspiel. Es ging! Und das spürte die Mannschaft so sehr, wie Hertha auf der anderen Seite spürbar den Panikmodus anwarf. Schritt für Schritt baute Berlin ab, während Münster mehr und mehr in die gefährlichen Räume kam.
Nach 64 Minuten drückte Demme einen Abpraller deutlich über das Preußentor und diese Szene war auch die letzte Offensivaktion mit einem Torabschluss der Gastgeber!
Einwechsler liefern
Mit Rico Preißinger und Marc Lorenz setzte Hildmann dann nach knapp 80 Minuten auf Routine und Sicherheit. Und Lorenz brachte dann die Standards herein, die bis dahin auch nicht sonderlich gut waren. Eine der besseren Szenen brachte nach 84 Minuten Makridis in Schussposition, doch der Preuße verzog und traf den Ball nicht richtig. Nach 86 Minuten gab es den ersten (!) Eckball für Münster, auch der war nicht sonderlich stark.
Viel besser allerdings war der Freistoß von Lorenz nach 86 Minuten: Weit in den Strafraum, dort drückte Fridjonsson (eingewechselt für Nemeth nach 63 Minuten) den Ball weiter nach links, wo Paetow in den Strafraum eingelaufen war, den Ball mit der Brust mitnahm und dann satt per Direktabnahme zum 2:1 im Tor versenkte.
Jawohl. Der SCP traf. Der SCP führt. Der SCP gewann.
Denn Hertha fiel nichts mehr ein, da war Verunsicherung pur. Münster schaukelte die vier Minuten Nachspielzeit souverän herunter. Und dann war Schluss und dann war nur noch Jubel. Auf dem Rasen. Im Gästeblock. Und sicher in der Berliner Nacht. Es war einfach Berliner Wahnsinn.
Spiele am 16. Spieltag | ||
Karlsruher SC | 4:2 (1:1) | SSV Jahn Regensburg |
Hertha BSC | 1:2 (1:0) | SC Preußen Münster |
FC Schalke 04 | 14.12, 13.00 | Fortuna Düsseldorf |
1. FC Magdeburg | 14.12, 13.00 | SC Paderborn 07 |
SSV Ulm 1846 | 14.12, 13.00 | Hamburger SV |
SV Darmstadt 98 | 14.12, 20.30 | 1. FC Kaiserslautern |
Eintracht Braunschweig | 15.12, 13.30 | SV 07 Elversberg |
1. FC Köln | 15.12, 13.30 | 1. FC Nürnberg |
SpVgg Greuther Fürth | 15.12, 13.30 | Hannover 96 |
16. Spieltag | |||||
Mannschaft | Sp. | Tore | Diff. | Punkte | |
1 | SC Paderborn 07 | 15 | 27:21 | 6 | 27 |
2 | 1. FC Kaiserslautern | 15 | 29:21 | 8 | 26 |
3 | Hannover 96 | 15 | 22:16 | 6 | 26 |
4 | Karlsruher SC | 16 | 32:30 | 2 | 26 |
5 | SV 07 Elversberg | 15 | 27:18 | 9 | 25 |
6 | Fortuna Düsseldorf | 15 | 25:17 | 8 | 25 |
7 | 1. FC Köln | 15 | 28:22 | 6 | 25 |
8 | Hamburger SV | 15 | 33:22 | 11 | 24 |
9 | 1. FC Magdeburg | 15 | 24:21 | 3 | 24 |
10 | SV Darmstadt 98 | 15 | 30:26 | 4 | 21 |
11 | Hertha BSC | 16 | 27:27 | 0 | 21 |
12 | 1. FC Nürnberg | 15 | 29:27 | 2 | 19 |
13 | SpVgg Greuther Fürth | 15 | 23:28 | -5 | 17 |
14 | FC Schalke 04 | 15 | 27:31 | -4 | 16 |
15 | SC Preußen Münster | 16 | 18:23 | -5 | 15 |
16 | Eintracht Braunschweig | 15 | 16:32 | -16 | 13 |
17 | SSV Ulm 1846 | 15 | 15:19 | -4 | 12 |
18 | SSV Jahn Regensburg | 16 | 7:38 | -31 | 8 |