„Adler-Tours“ mit Schalke-Frühstart
Die Zeiten, in denen der SC Preußen Münster mit ein paar Dutzend Auswärtsfans über die Dörfer tingelte, sind lange vorbei. Dass heute teilweise tausende Fans den Sportclub begleiten, ist allerdings noch eine neue Erfahrung. Vor allem die „großen“ Spiele in Hamburg, in Berlin ziehen. Ganz sicher auch Schalke. Und genau um den Vorverkauf für diese Partie gab es zuletzt einige Irritationen.
Die „Adler-Tours“ sind noch vergleichsweise jung. Ralf Steiner und Alexander „Lexi“ Naretz, beide schon lange befreundet und dem SCP verbunden, hatten sich nach dem Zweitliga-Aufstieg gefragt, wie die vielen Preußenfans künftig zu Auswärtsspielen gebracht werden könnten. Die Idee von Bustouren lag da nahe. Letztlich war auch die „Linie 1906“ wohl eine Art Vorbild. „Uns machen diese Auswärtsfahrten Spaß, das wollten wir auch weitergeben“, sagt Naretz. Steiner und er meldeten ein Gewerbe an und so waren die „Adler-Tours“ geboren.
Die Idee ist simpel: Für einen Pauschalpreis gibt es die Busfahrt, ein kleines Frühstück an Bord der Busse, dazu Getränke für überschaubare Preise und am Ende auch ein passendes Ticket für das Spiel selbst. Der SC Preußen Münster gab „grünes Licht“, Steiner und Naretz nutzen seitdem auch die Klubsponsoren wie Warsteiner, um ihr Angebot umzusetzen. Die Preußen wiederum stellen einen Service bereit, den u.a. auch die „Linie 1906“ nutzt – ein eigener Eventim-Warenkorb, über den eine größere Anzahl von Tickets auf einen Schlag bestellt werden kann.
Ein bis zwei Busse in der Regel
Fürth am ersten Spieltag kam für „Adler-Tours“ noch zu früh, doch seitdem fährt in der Regel immer ein Bus der „Adler-Tours“ zu den Auswärtsspielen. „Regensburg haben wir ausgelassen“, sagt Naretz. „Und beim Spiel in Karlsruhe fuhr ein Sonderzug, den haben wir auch beworben.“ Gegen Braunschweig wurden zwei Busse voll, gegen Darmstadt nur einer. „Wir passen uns da der Nachfrage an.“ Für Berlin zuletzt stellte das Unternehmen zwei Busse zur Verfügung – mit besonderen Herausforderungen. Während ein Teil der Fahrgäste am Abend noch mit einem der zwei Busse zurückfuhr, blieb der andere mit 35 Gästen über Nacht in Berlin. „Adler-Tours“ kümmerte sich um Hotels. Ausnahmen wie diese drücken die schmale Marge, wie Steiner und Naretz betonen. „Wir haben ohnehin keine große Gewinnabsicht und versuchen unsere Kosten zu drücken, wo es geht“, so Steiner. Die Tour nach Nürnberg endete beispielsweise mit einem Minus. „Aber das gleicht sich dann mit anderen Spielen wieder aus“, hoffen beide. Sie wollen ihr Angebot als das von „Fans für Fans“ verstanden wissen.
Doch was war nun um die Weihnachtsfeiertage passiert? Kurz vor Heiligabend hatten die beiden Gründer ihre nächsten Auswärtstouren online gestellt – so wie übrigens „Linie 1906“ auch. Mit dem Start des Vorverkaufs verabschiedeten sich Steiner und Naretz dann ins Weihnachtsfest, was sollte schon passieren? Nun: Schalke ist nicht alle Tage und irgendwie nahm diese spezielle Tour sozusagen im Rücken der „Adler-Tours“ kräftig Fahrt auf. Binnen weniger Stunden hatten sich so viele Fans angemeldet, dass dafür vier, fünf, sogar sechs Busse gefüllt werden könnten. Wo normalerweise ein, zwei Bestellungen pro Tag einlaufen, waren es in diesem Fall dutzende, am Ende eine dreistellige Zahl. „Wir haben das am zweiten Weihnachtstag bemerkt, den Vorverkauf gestoppt und uns sofort beim Preußen-Ticketing gemeldet“, so Naretz. An die Aussage von dort erinnert er sich: Das werde schon klappen, habe es geheißen.
Klarstellung
Eine Aussage, die Preußens Pressesprecher Marcel Weskamp kurz danach weder bestätigen noch dementieren konnte. Man darf annehmen, dass der Kommunikationsfluss über die Weihnachtstage etwas beeinträchtigt war. Längst gab es da, unter anderem auf der Plattform „X“, öffentlich Theater, weil die „Adler-Tours“ hundertfach Tickets verkauften, obschon der offizielle Verkaufsstart der Preußen für die Partie auf Schalke noch nicht einmal geplant ist. Der Eindruck war: Noch ehe die Klubmitglieder selbst eine Chance erhalten, könnten die „Adler-Tours“ hintenherum das Kontingent „anknabbern“.
Um diesen Eindruck zu unterbinden, reagierte der SCP ebenso öffentlich. Der Verkauf in dieser Größe sei nicht abgesprochen und auf keinen Fall würden Vereinsmitglieder schlechter gestellt werden als Mitfahrer der „Adler-Tours“.
„Wir haben da ein bisschen Lehrgeld gezahlt“, gibt Naretz nun zu. Die Sache sei gewissermaßen unerwartet aus dem Ruder gelaufen. Die bisherigen Touren der „Adler-Tours“ waren nämlich nicht auffällig. „Für die Partie in Kaiserslautern haben wir beispielsweise 47 Tickets verkauft“, so Naretz. Alles völlig normal. Im aktuellen Fall kamen die Weihnachtstage und Schalke als Gegner zusammen – der perfekte Sturm für ein Drama.
Neues Vorgehen
Und nun? Längst stehen „Adler-Tours“ und die Preußen in Kontakt. Für die künftigen Touren werde es ein verändertes Konzept geben, sagt Naretz. Bei der Buchung der Bustouren werde die Vereinsmitgliedschaft abgefragt. Sei die Angabe korrekt (was durch den SC Preußen geprüft werde), werde ein Ticket ausgegeben. Erst nach einem möglichen Mitglieder-Kartenverkauf würden dann weitere Bestellungen für die Bustouren bearbeitet. So soll sichergestellt werden, dass Mitglieder im Fall der Fälle immer zuerst Zugriffsmöglichkeiten haben. „Wir wollen ja miteinander arbeiten, nicht gegeneinander“, so Naretz.
„Wir sammeln selbst immer noch unsere Erfahrungen und müssen uns noch einspielen“, sagt er auch. Die bereits bestellten Busse für die Schalke-Tour werden in jedem Fall fahren, sagt er. Was mit den Tickets ist, muss noch geklärt werden. Die gute Nachricht in jedem Fall: Für die Partie auf Schalke stehen rund 6.000 Tickets zur Verfügung. Da müsste also ausreichend Platz sein für rund 300 Tickets aus den „Adler-Tours“-Bussen. Auf Grundlage der bisherigen Erfahrungen ist nicht zu erwarten, dass die rund 8.500 Vereinsmitglieder für das Freitagsspiel sämtliche Tickets für Schalke ausverkaufen. So formulierte es auch der SCP selbst auf „X“: „Wir gehen aber nicht davon aus, dass 6.000 Mitglieder eine Auswärtskarte abrufen.“
Bisher war das tatsächlich kein Problem – für Berlin gab es beispielsweise noch reichlich Karten. Die Befürchtung, dass 8.500 Mitglieder in jedem Fall jeweils zwei Tickets abrufen, hat also keine wirkliche Grundlage. Selbst beim hochkarätigen und perfekt terminierten HSV-Gastspiel war es nicht so.
Dennoch betonen die „Adler-Tours“-Macher jetzt sicherheitshalber: Die Busfahrer würden nicht bevorzugt.