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Abschied vom Menschenfänger

Abschied vom Menschenfänger
Sascha Hildmann.

Ob eingetragener Verein oder GmbH & Co. KGaA: Menschen füllen die Hülle mit Leben. Das geht derzeit in der Debatte um die Trainerentlassung beim SC Preußen Münster etwas unter: Sascha Hildmann war aus verschiedenen Gründen ein Glücksgriff für die Preußen. Ein Kommentar.

Zugegeben: Als Hildmann zum Jahreswechsel 2020 als neuer Trainer vorgestellt wurde, hatten die meisten wohl eher Fragezeichen. Man kannte ihn gerade noch als Trainer des 1. FC Kaiserslautern, mit denen er nur wenige Monate vor seinem Amtsantritt in Münster spektakulär mit 2:3 verlor. Als Trainer der SG Sonnenhof Großaspach war er zuvor eher nicht so im Fokus in Westfalen.

Aber schnell lernten die Preußen, wie Hildmann tickt. Wie kaum ein anderer Preußentrainer der Vergangenheit (falls überhaupt) suchte Hildmann immer auch die Nähe der Fans. Und beim Pfälzer spürte man auch, dass das keine künstliche Anbiederung war. Hildmann kannte am Ende alle Lieder der Kurve. Und sang sie – mit Inbrunst und auch mit falschen Tönen vom Rathausbalkon. Klar half der Erfolg bei der Wahrnehmung – Abstiegskampf hätte sicher nicht den gleichen Effekt gehabt. Aber man ging eben durch Dick und Dünn, viele gemeinsame Erlebnisse schweißten irgendwie doch zusammen.

Hildmanns Begeisterung für die Stimmung auf den Rängen war spürbar und ansteckend. Wenn er hinter der Seitenlinie (auch) das Publikum vorantrieb, wenn er vor den Spielen von den Rängen herunter beklatscht wurde und sich darüber wie ein kleines Kind freute – das waren seine Momente. Hildmann schaffte es einfach, Fans hinter sich zu versammeln.

Den Abstiegskampf in der 2. Liga, die Tiefschläge – aus all dem drehte die Kurve ihm keinen Strick. Im Gegenteil. So unverbrüchlich erlebte man das Verhältnis zwischen Fans und Trainer in Münster nicht oft. Bisher endete fast jede Amtszeit in Pfiffen. Hier nicht, niemals. Und das ist ein Wert, der unbezahlbar ist. Weil er in der Krise Kredit verschafft. Der SCP hat es erlebt. Bis zuletzt.

218 Spiele als Preußentrainer weist Transfermarkt für Hildmann aus. Und wenn man altgediente Preußenprofis als Urgesteine bezeichnet, wird man das für Hildmann mit dieser Zahl auch sagen dürfen. Für keinen anderen Klub war er je so lange aktiv. Münster ist Teil seines Lebens geworden.

Eines wird man ihm sagen dürfen: Jetzt wird es schmerzen. Aber irgendwann, mit einem neuen Job und einer neuen Aufgabe, wird er auf die Zeit in Münster auch zufrieden zurückschauen können. Was für ein wilder Ritt das war. Und sein Name steht als Doppel-Aufstiegstrainer für immer in den Geschichtsbüchern. Helmut Horsch war es für die älteren Fans, Sascha Hildmann wird es für die von heute sein.

Und dem SCP blüht jetzt der undankbare Auftrag, sich diesen Kredit mit einer neuen Besetzung aufzubauen. So ist das im Fußball und im Leben. Nichts ist für immer. Es gibt Abschiede, die schmerzen mehr als andere.

13 thoughts on “Abschied vom Menschenfänger

  1. Sascha Hildmann gebührt großer Dank der gesamten Preußen-Familie. Er hat den SCP weit vorangebracht – sportlich und identitässtiftend. Das kann ihm keiner mehr nehmen. Die aktuelle sehr negative Enwicklung ändert daran nichts. Das sollte man professionell trennen können und dürfen.

  2. @Feldhaus, mach den Kopf zu!. Spar dir deine hinterhältigen Kommentare. Du hast doch genug gegen ihn gehetzt.

    1. Ich habe sachliche Kritik geübt und sie stets begründet; die ja wohl letztlich auch berechtigt war, warum sonst jetzt die Trennung?

      Wer das als Hetze bezeichnet hat ein Problem mit sich selbst. Ich schreibe zudem mit Klarnamen, anders als viele andere hier, habe nichts zu verbergen. Bei DER HORST vermute ich Enttäuschung darüber, dass er viele vereinsinterne Hintergründe der letzten Jahre ggf. nicht kennt, dies finde ich menschlich verständlich. Das Wort Hetze sollte man sich aber schenken, finde ich unpassend in so einem Format. Bin aber auch nicht überempfindlich, jeder wie er mag.

      Ich danke Sascha Hildmann aufrichtig für vergangene Erfolge, finde die Trennung aber völlig richtig. Das ist halt Profisport. Da zählen keine Sentimentalitäten…Ikone Jürgen Klopp musste Dortmund seinerzeit auch verlassen, um ein Beispiel zu nennen, es passte einfach nicht mehr.

  3. Mit Hetze hat das nun wirklich gar nichts zu zu …
    Ich denke auch, dass man differenzieren muss. Die sportliche Entwicklung der Rückrunde hätte ein früheres Eingreifen erforderlich gemacht. Abgesehen von Hendrix und Schenk hatte man gefühlt keinen Spieler, den man zum Stamm hätte zählen können. Selbst Lorenz war immer nur auf Bewährung in der Startelf.
    Die Mannschaft war in keinster Weise eingespielt, klare Laufwege waren untereinander nicht erkennbar. Stattdessen gab es immer einen Plan des Monats:Seien es lange Einwürfe oder die Kombination Lorenz/Scherder, auf die sich die Gegner mühelos einstellen konnten.
    Zudem fand ich es erschreckend, wie sich ein Kinsombi im Laufe der Monate körperlich verändert hat. In den ersten beiden Spielen hat er durch körperliche Präsenz und Zweikampfstärke überzeugt. Von Woche zu Woche ließ er dies mehr und mehr vermissen. Dies wird auch mit Training zu tun haben.
    Der Kader ist gerade offensiv (Mittelfeld und Sturm) nicht Zweitliga-reif, dennoch glaube ich, dass man durch konzeptionelles Handeln mehr hätte herausholen können. Die geringe Anzahl an herausgespielten Toren spricht für sich.

    So dankbar ich Sascha Hildmann für die tollen Jahre bin, die letzten Monate waren nicht schön. Dies war Fußball zum Abgewöhnen, der sich auch auf die Stimmung drumherum ausgewirkt hat. Bin ich der Einzige, der in den letzten Wochen die Fangesänge als routiniertes Abspulen empfunden hat? Gefühlt haben viele den Abstieg bereits seit Wochen akzeptiert, wahre Hoffnung spürte man nicht. Die Emotion der Zeit davor habe ich schon lange nicht mehr wahrgenommen.

    Jedenfalls gab es in den letzten Monate keine Signale für mich, dass eine Spielzeit mit Hildmann in der dritten Liga die Wende bringen könnte. Der neue Trainer wird ein komplett neues Team formen müssen. Da ist es gut, dass er dies von Beginn an begleiten kann.

    1. Ich habe nichts entfernt.
      Update: Ich weiß, warum. Da war ein doppelt abgeschickter Kommentar – ich habe genau jenen Beitrag in den Papierkorb verschoben, auf den sich der fehlende Kommentar bezog. Konnte das aber fix wieder herstellen (siehe unten).

  4. Ich bin schon sehr überrascht über die Kommentare. Mich verärgert und entäuscht die Entlassung von Hildmann sehr. Es war seit Start der Saison klar, wir spielen gegen die Abstieg. Es wurde immer wieder darauf hingewiesen, zu Not gehen wir mit dem Trainer wieder in die 3. Liga. Wir haben die günstigsten Kader, damit hat Hildmann Hervorragendes geleistet. Jetzt sind wir da angelangt, wo sich die vielen anderen Vereine tummeln., permanenter Trainerwechsel, der langfristig häufig nichts bringt. Wie geht es jetzt wieter? Wir steigen auch mit der neuen Tainerlösung ab und dann läuft es in der 3. Liga auch schlecht und die Traineränderungen sehtzen sich fort. Hildmann wird bei einem guten 2. Liga Verein einen Posten finden, dort seine erfolgreiche Arbeit fortsetzen und wir jammer wieder, hätten wir den Trainer doch gahalten. Für mich sollte sich Ole Kittner hinterfragen. Die Neuverpflichtungen haben nicht gezündet. Der Trainer musste mit diesen Spielern arbeiten. Ein Umbruch muss zukünftig stattfinden. Ich önnte noch Vieles schreiben. Für mich sollten sich die Gremienmitglieder schämen. Wieder mal kein Rückgrat gezeigt!!!

    Ich bin sowas von sauer!!!!!

    1. 1906%tige Zustimmung. Ich habe es heute erst davon erfahren…. meine erste Reaktion: dann trete ich aus dem Verein aus…

  5. Danke, Carsten, für den Kommentar! Egal, ob die Trennung „gut“ ist oder nicht (hierzu wurde und wird ja schon zu genüge geschrieben, Meinungen sind vielfältig und erlaubt), so sehe ich es wie Du in Bezug auf Hildmanns Leistung abseits von Sport und Taktik. Er hat ganz viel Menschlichkeit, Natürlichkeit, Authentizität und vor allem Sympathie mitgebracht. Einfach ein toller Typ! Sascha Hildmann wird mir in Münster fehlen. Und ich wünsche ihm vom Herzen, dass sein Weg weiter gesund und erfolgreich sein wird!

  6. Guten Tag, das ist nicht nur schade, daß ist nicht zu beschreiben, was hier passiert ist. Einem Sascha Hildmann und Mitstreiter gebührt ein grosses Lob in allen Tönen, wie es sich kein Trainer der Preussen verdient hat. Ein dreifach hoch, hoch und hoch. Ich persönlich bin noch am Überlegen, ob ich meine Jahrzehnte lange Mitgliedschaft kündige. Gehen müsste eigentlich Ole Kittner, warum weiss er wohl selbst!!!

  7. Die ganze Lobhudelei ist schön und gut. Ein guter Mensch ok aber kein guter Fussbalfachmann das hat man seit Januar feststellen können. Die Mannschaft wenn auch schlecht besetzt im und immer wieder auseinander gerissen da hat so viel Fußballerisches Rüstzeug gefehlt. Was natürlich jetzt kommt gute Nacht das sind doch alles Amateure aber das war zu erwarten Titz wird sich schon in Magdeburg freuen. Genießen wir noch das letzte Heimspiel gegen die Hauptstädter.

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