Westfalenpokal bekommt Priorität – und einige Fragezeichen
Angesichts des weiter heftigen Infektionsgeschehens in Deutschland deutet sich an, dass der Amateurfußball in weiten Teilen seine Saison 2020/2021 nicht ordentlich zu Ende spielen kann. Das gilt auch für Westfalen. Der Westfalenpokal dient damit als eine Art „Ersatzprogramm“. Es gibt aber noch einige Fragezeichen.
- Ob die Oberliga-Saison in Westfalen abgebrochen wird, ist noch offen.
- Falls noch einmal gespielt werden kann, soll der Westfalenpokal priorisiert werden. Dessen Sieger zieht in den DFB-Pokal ein.
- Das bisher übliche Entscheidungsspiel um den zweiten Platz wurde für 2021 und 2022 abgesagt.
- Eigentlich sollte stattdessen 2021 der Oberliga-Meister in den DFB-Pokal einziehen und 2022 der beste westfälische Regionalligist.
- Falls es 2021 keinen Oberliga-Meister gibt, soll sich die Reihenfolge ändern: 2021 bekommt dann der beste Regionalligist das Ticket, 2022 der Oberliga-Meister.
Also: Im vergangenen Jahr hatte der Fußball in Deutschland aus den Erfahrungen mit Corona vorgeplant. Beschlossen wurde, dass die Ligen nur die Hinrunde ausspielen müssten, um eine verbindliche Wertung zu erhalten. Heißt: Auf- und Absteiger könnten im Falle eines Saisonabbruchs gewertet werden, wenn mindestens die Hinrunde für alle Teams abgeschlossen wurde.
Nun deutet sich an, dass genau dieses Szenario eintritt: Einige Verbände, beispielsweise im Nordosten, haben bereits einen Saisonabbruch erklärt. Andere Verbände zögern noch, wobei das Stimmungsbild jeweils eher in Richtung Abbruch geht. Einen Überblick gibt es auf fussball.de.
Das betrifft alle Amateurklassen bis hin zur Oberliga, aber durchaus auch die Regionalligen. Im Nordosten und Norden wir seit Dezember nicht mehr gespielt. Bayern hatte die Saison 2020/2021 direkt ganz ausfallen lassen, wollte stattdessen die Saison 2019/2020 (!) zu Ende spielen.
Auch der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) glaubt nicht mehr an eine Fortsetzung der Amateurspielklassen im Fußball. Ein Abbruch der Saison sei derzeit lediglich deswegen noch nicht möglich, weil in einigen unterklassigen Ligen der Abschluss der Hinrunde noch denkbar wäre.
Also: Die Tendenz geht dahin, dass die Oberliga Westfalen nicht mehr spielt. Aber der Westfalenpokal steht ja noch an. Bisher sind kaum Partien absolviert, der FLVW will die zahlreichen Pokalspiele aber bei einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs mit „Priorität“ ansetzen, wie er mitteilt. Der Plan wäre dann, den Pokal ab Mitte oder Ende Mai 2021 auszuspielen. Sicher ist: Eine Verlängerung der Saison über den 30. Juni hinaus steht nicht mehr zur Debatte – der FLVW verweist auf den frühen Start der Sommerferien, aber auch auf die geltenden Spielerverträge.
Münsters Erstrundenspiel beim SCV Neuenbeken (bei Paderborn) wurde im Hochsommer bereits abgesagt, der gesamte Wettbewerb müsste nun binnen weniger Wochen durchgezogen werden. Ob das realistisch ist? Die meisten Klubs, vor allem wohl die eher höherklassigen Vereine, dürften ein großes Interesse an einer Fortsetzung des Wettbewerbs haben. Immerhin lockt ein Startplatz im DFB-Pokal. Im Wettbewerb vertreten ist der SC Verl als einziger Drittligist, aber eben auch die Regionalligisten aus Lotte, Rödinghausen, Lippstadt, Ahlen, Wiedenbrück – und der SC Preußen Münster.
Noch ist nichts entschieden
Für den SCP deutet sich ein angenehmer Sonderfall an. Westfalen darf zwei Vertreter in den DFB-Pokal entsenden. Das ist der Sieger des Westfalenpokals zum einen. Zum anderen der Sieger eines Entscheidungsspiels zwischen dem Oberliga-Meister und dem besten westfälischen Regionalligisten. Im vergangenen Jahr sicherte sich der SC Wiedenbrück diesen Platz im Endspiel gegen Rödinghausen (4:0).
Angesichts der Pandemie hatte der FLVW dieses Entscheidungsspiel allerdings für 2021 und 2022 gestrichen – und eine andere Regelung getroffen: In 2021 sollte der Oberliga-Meister direkt in den DFB-Pokal einziehen, im Jahr 2022 dann der beste westfälische Regionalligist.
Nun besteht aber die Möglichkeit, dass die Oberliga-Westfalen gar nicht beendet wird – und damit wird es auch keinen Meister geben. Möglicherweise wird die gesamte Spielzeit im Amateurfußball annulliert, es würde dann aus der Oberliga keine Aufsteiger in die Regionalliga geben, aber auch deutlich weniger Absteiger in diese Oberliga, vermutlich nur einen (um die Liga wieder auf 20 Teams zu reduzieren).
Also: Falls die Oberliga-Saison abgebrochen wird, plant der FLVW die Umkehr der Reihenfolge. Dann würde 2021 der beste westfälische Regionalligist in den DFB-Pokal einziehen und 2022 der (dann hoffentlich wieder regulär ermittelte) Oberliga-Meister.
Nutznießer wäre in diesem Fall der SC Preußen Münster, der nach Lage der Dinge bester westfälischer Regionalligist wäre – und zwar mit spürbarem Vorsprung auf den SV Rödinghausen (derzeit 12 Punkte).
Diese Entscheidung ist noch nicht offiziell. Erst nach Ostern sollen im Westdeutschen Fußball-Verband einheitliche Regelungen für den Spielbetrieb getroffen werden.