Ernüchterung beim SC Preußen Münster nach dem 1:1 in Lotte
Die Serie ist gerissen, der SC Preußen Münster hat die ersten Punkte des Jahres 2021 verloren. Und, um ganz ehrlich zu sein: Das 1:1 bei den Sportfreunden Lotte ging auch in Ordnung, denn in Unterzahl brachte Lotte pure Leidenschaft auf den Platz. Dagegen war am Ende nichts mehr auszurichten.
Zum dritten Mal in Folge ging der SC Preußen Münster in gleicher Formation auf Feld. Große Wechsel boten sich nicht an nach zuletzt guten bis sehr guten Auftritten. Aber von Beginn an war der Kontrast zum Mittwoch-Spiel in Aachen augenfällig. Dort das große Bundesliga-Stadion, hier die kleine Arena auf dem Dorf. Dort ein neuer Teppich auf dem Spielfeld, in Lotte eher ein Acker. In Aachen ein Gegner, der mitspielen wollte. In Lotte einer, der sich mit brutalem Willen und kompromisslosem Einsatz auf Biegen und Brechen in jeden Zweikampf warf. Das alles tat dem SC Preußen nicht gut.
Es dauerte eine halbe Stunde, ehe Joshua Holtby einen höflich distanzierten Torschuss abgab. Lotte war an Offensive auch nicht sonderlich interessiert und so ist die Geschichte der ersten Hälfte aus sportlicher Sicht rasch erzählt. Abstiegskampf pur gegen Spielkultur. Das kam dem SCP nicht entgegen – und was dabei herauskam, konnte man in dieser Saison schon ziemlich häufig beobachten: Je mehr die Sportfreunde sich dagegenstemmten, desto weniger kam der SCP durch.
Natürlich zeigte sich Münsters Klasse hier und da in schönen Spielzügen – aber dann versandeten die Fast-Möglichkeiten auf dem Stolperrasen. Und die Standards, sonst so gut, waren am Samstag auch eher so durchschnittlich. Halbhohe Ecken, hohe und weite, aber unpräzise Freistöße. Das führte alles zu nichts.
Lottes beste Chance gab es kurz vor der Pause, als Emre Adydinel mit einem scharfen Schuss aufs kurze Eck abschloss, aber Max Schulze Niehues die Arme hochriss und zur Ecke klärte. Das 0:0 zur Pause passte schon so.
Ohne Wechsel kehrte der SCP zurück aufs Feld. Und auch im Spiel änderte sich wenig. Münster lief viel, investierte einiges, Lotte hielt robust dagegen. Vielleicht hatte der SCP großes Glück nach 54 Minuten, als Hoffmeier in einem Umschaltmoment der Gastgeber ausrutschte und Aydinel freie Bahn hatte. Aber am Ende klärte der SCP mit vereinten Kräften doch noch.
Das war irgendwie typisch für das Spiel. Ansätze hier und da, aber am Ende weitgehend ziellos.
Trainer Sascha Hildmann reagierte früher als in Aachen. Schon nach 55 Minuten kam Joel Grodowski für Joshua Holtby. Der Gedanke war ähnlich: Auf der Seite, jetzt im 4-4-2, sollte Grodowski Tempo machen, während Langlitz und Wegkamp eine Doppelspitze bildeten.
Scherder und Daube vergaben dann kurze Zeit später im Gewühl vor dem SFL-Tor, zwischendurch sah Trainer Hildmann Gelb – in Vertretung eines seiner Spieler, der auf der Tribüne etwas zu laut war („Ich sag aber nicht, wer das war“, so Hildmann später lächelnd).
Und dann wurde es doch aufregend. Im Strafraum klärte Lotte per Hand (und das ging nach Ansicht aller Beteiligten auch völlig in Ordnung), es gab sofort Rot gegen Lottes Lacagnina und einen Elfmeter, den Jules Schwadorf verwandeln wollte. „Ich fühlte mich sicher, wollte den Torwart ausgucken. Aber der hat sich gar nicht bewegt, da musste ich mich für eine Ecke entscheiden“, so Schwadorf später. Der Strafstoß war dann auch noch schwach geschossen, Peitzmeier klärte, die Chance war vertan. Schon wieder ein vergeigter Elfer – das erlaubt sich der SCP viel zu oft.
Dennoch: Nur drei Minuten späte durfte Schwadorf wieder antreten. Diesmal von halbrechts zum Freistoß. Der senkte sich scharf vor das Tor, Alexander Langlitz gab per Hinterkopf den entscheidenden Schubser. Das war das 1:0 für den SCP (70.). Münster in Führung, Lotte in Unterzahl, das müsste es doch sein, oder? Denkste.
Jetzt war nämlich Feuer drin auf Seite der Gastgeber. Zu verlieren hatten die Blau-Weißen nichts mehr, nur zu gewinnen. Auf der Bank der Gastgeber wurde jetzt jeder Ballgewinn gefeiert, als wären Heldentaten geschehen. Alle gegen Münster, die Avengers gegen den übermächtigen Gegner. Das war nur noch Hektik. Münster bekam keine Struktur mehr ins Spiel, es war einfach nicht gegen die Wucht anzukommen, die Lotte jetzt entfesselte.
Trotzdem: Chancen gab es nicht. Nada. Nix. Das sah alles wüst und wild aus, aber richtig gefährlich wurde Lotte eben nie. Tja, bis Schiri Christopher Schütter nach 81 Minuten einen seltsamen Freistoß pfiff. Lotte legte sich den Ball zurecht, der Ball flatterte zwischen der Minimauer Grodowski/Schwadrorf durch und landete dann im Tor. Rechtsverteidiger Filip Lisnic, derzeit Geheimwaffe der Sportfreunde und zuletzt auch in Lippstadt erfolgreich, traf zum 1:1.
Das ging in Ordnung.
Und dann war Schluss. Münster wirkte geknickt. Das Spiel hätte der SCP locker nach Hause schaukeln können, aber Lotte erzwang sich den Punkt und da großer Einsatz und Leidenschaft eben belohnt werden dürfen, gab es daran am Ende auch nichts auszusetzen.
Nur die kleine Hoffnung, vielleicht doch nach oben noch etwas ausrichten zu können, die bekam am Samstag einen kleinen Dämpfer. Dortmund II gewann sein Spiel in Wegberg-Beeck gewohnt locker (2:0) und am Sonntag kann auch RW Essen (gegen Fortuna Köln) nachlegen. Ein Spitzenspiel wird es am kommenden Samstag in Münster gegen RWE dennoch…
„… das erwartet schwere Spiel …“
Das gilt es nächste Saison zu vermeiden. Nach Führung und Überzahl muss gewonnen werden.
Da würde ein Mentalitätsspieler wie Rene Klingenburg sehr helfen. In Köln spielt er ja anscheinend keine große Rolle. Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit ihn wieder für den SCP zu begeistern?