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Kolumne #11: Kurzarbeit

Die 11. Ausgabe der Preußen-Kolumne von Martin Stadelmann steht noch immer unter dem Eindruck der seltsamen Corona-Zeit. Aber es geht auch um das, was danach kommt.

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Der März 2020 sollte eigentlich für Preußen ein Monat der Entscheidung werden, sportlich, wirtschaftlich, dazu die Planung für die nächste Saison und die mittelbare Zukunft angetrieben werden. Die Einreichung der Unterlagen zur Erhaltung der Lizenz für die kommende Saison sind das mittlerweile über Jahre gewohnte Zitterszenario. All das ist momentan natürlich kein wirkliches Thema mehr, es geht stattdessen nur noch um das nackte Überleben, um den nächsten Monat, die nächste Woche.

So wurde Kurzarbeit für Mannschaft und Mitarbeiter der Geschäftsstelle eingeführt. Eigentlich undenkbar im Fußball, dann auch noch zum Höhepunkt der Saison. Aber statt um Punkte zu kämpfen, sitzen die Fußballer nun daheim und unterhalten uns mit kleinen Videos. Jan Löhmannsröben jongliert mit Toilettenpapier, Lucas Cueto gibt Buch- und Serientipps, Max Schulze Niehues dürfen wir beim Backen bestaunen. Und die Mitarbeiter müssen um ihre Anstellungen bangen. Alle ziehen beim Sparprogramm mit, denn es steht hier auch die Existenz der Preußen auf dem Spiel.

Auch aus der wahrlich nicht gut ausgestatteten Jugendabteilung signalisierten Mitarbeiter, dass sie zu finanziellen Einbußen bereit sein. Ein Phänomen, dass wir aber nicht nur bei den Preußen beobachten können. Laut neuesten Umfragen halten 95% der Bundesbürger das verhängte Kontaktverbot für sinnvoll oder auch gut. Es scheint so, als seien viele im Lande zu einschneidenden Einschränkungen bereit, um dieses Virus unter Kontrolle zu bringen. Auch wenn die wenigsten der 95% die sogenannte Risikogruppe repräsentieren.

Wer aber weiß schon, wie lange diese Gemeinschaftlichkeit anhalten wird? In einem Verein wie Preußen sicherlich länger als in der Gesamtgesellschaft.

Etwas untergegangen ist die Meldung, dass Deniz-Fabian Bindemann auch in der U19 das Trikot der Adlerträger überstreifen wird. Preußens momentan wohlgrößtes Offensivtalent macht es also nicht wie ein Großteil des begehrten Nachwuchses der Adlerträger, sondern er will in seiner Heimatstadt bleiben und sich bei den Preußen weiterentwickeln und hier den Kontakt zum Profifußball herstellen. Im Winter war er eigentlich schon weg, da ihn Bayer Leverkusen eine eben auch finanziell interessante Perspektive aufzeigte. Aber vielleicht hat sich bei ihm auch im Kopf durchgesetzt, dass der Sprung in den Profifußball in einem Gebilde wie das von Bayer sehr weit und schwierig sein würde. Nachdem die dortige U23 weggefallen war, ist eigentlich nur noch Benjamin Henrichs und Kai Havertz der Sprung in die erste Mannschaft gelungen. Erschreckend wenig für einen Club, der einst so viel Wert auf seine Nachwuchsarbeit legte.

Wir alle wissen natürlich nicht, ob Bindemann bei Preußen den Sprung schaffen kann, aber Stand heute bleibt das Angebot der Adlerträger an Nachwuchsspieler mindestens solide. 3.Liga, 5.Liga im Seniorenbereich, die U19, U17, U15, U13 spielen in den höchst möglichen Jugendligen. Wäre schön, wenn es nach COVID-19 so weitergehen kann. Und da ich gerade dabei bin, solche Wünsche zu formulieren. Ich hoffe sehr, dass trotz aller Widrigkeiten die beiden weiteren Trainingsplätze realisiert werden können. Noch in diesem Jahr. Die Jugendmannschaften würden sich freuen, wenn sich nicht mehr vier Teams zeitgleich auf den Kunstrasen aufhalten müssten. Und Münsters Handwerker würden sich freuen, wenn ihre Auftragsbücher nicht komplett austrockneten. 

Kurzarbeit wird bei Preußen ein zeitlich begrenztes Phänomen bleiben. So viele Baustellen wollen abgearbeitet werden, bleibt nur u hoffen, dass die Sponsoren und Freunde dem Club die Stange halten werden (können).

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