Münster in Berlin: Erst schwach, dann schlecht, zu spät gut

Hinterher wusste man, dass man es vorher hätte wissen können. In Berlin gab es diesmal für den SC Preußen Münster nichts zu holen. Mit 1:2 verlor der SCP seine Partie bei der Hertha. Es war ein ungemütlicher Tag in der Hauptstadt, schon vorher. Es war kalt, es war regnerisch, es war nicht schön. Und in etwa so fiel dann später auch die Gemütslage aller Preußen aus. Dabei war die allgemeine Einschätzung: Der Sieg der Gastgeber war vollauf verdient, aber möglich wurde er, weil der SCP selbst nur für etwa zehn Minuten an seine bisherigen guten Leistungen anknüpfen konnte.
Über die innere Logik dabei wird jetzt diskutiert. Kassierte der SCP wieder so eine schmerzhafte Niederlage, weil der Gegner zu stark war? Weil der Gegner einen Weg fand, dem Hochtempo-Kurzpassspiel einen Riegel vorzuschieben? Weil also am Samstag Hertha einfach zu gut war? Oder lag es daran, dass der SCP selbst sich den Weg in die Niederlage wies, weil er so ziemlich alles falsch machte, was man so falsch machen kann?
Von Beginn an nicht auf Ballhöhe
Trainer Alexander Ende sah den zweiten Fall erfüllt. Von Beginn an habe seine Mannschaft nicht das abgerufen, was gefragt war und was sie kann. Wenn der Gegner immer eng am Mann stehe, müsse man eben den Ball noch mehr laufen lassen, um sich Räume zu öffnen. Und genau das tat der SCP im Olympiastadion vor über 43.000 Zuschauern nicht. Im Gegenteil: Er machte sein eigenes Spiel zu breit, sorgte für zu große Abstände. Und stolperte dann von einer Verlegenheit in die nächste – weil die Energie fehlte, die Passgenauigkeit, weil er immer wieder den Ball eroberte, aber postwendend verlor. Das alles brachte Ende auf die Palme. Vor allem ärgerte den Trainer, dass die Preußen die Lösung in den eigenen Händen hielten, sie aber nicht nutzten.
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Nach Ballbesitz war der SCP in der ersten Halbzeit deutlich vor, aber gefährlicher wirkte eigentlich immer nur Hertha. Die trieben den Ball über Reese, aber auch über Winkler und Grönning voran. Schon vergleichsweise früh fiel das 1:0 für die Hertha, aber diesen Treffer kassierte der VAR zu Recht wegen einer Abseitsstellung wieder ein. Das hätte ein Momentum geben können für den SCP, tat es aber nicht.
Dabei ergab sich ja eher aus dem Nichts heraus noch eine Großchance für die Preußen. Nach einer knappen halben Stunde steckte der SCP einmal wirklich gut durch auf Oscar Vilhelmsson. Der steuerte völlig frei auf Tjark Ernst zu – aber brachte den Ball nicht am Keeper der Gastgeber vorbei. Den Abpraller knallte Oliver Batista Meier ebenfalls dem Keeper vor die Finger, ehe der dritte Versuch von Marvin Schulz kurz vor der Linie geklärt wurde. Wie konnte der eigentlich nicht im Tor sein?
Während die Preußen noch darüber rätselten, schenkte Münster den Gastgebern einen Eckball. Und bei dessen Hereingabe verschätzte sich Johannes Schenk mal völlig… „Der geht klar auf meine Kappe, ich mache zu früh einen Schritt raus“, gab Schenk später zu. Da gab es auch kein Drumherumreden, der Kopfball von Grönning saß, diesmal zählte das Tor, Hertha führte.
Immerhin: Nur Sekunden vor der Pause verhinderte Schenk dann das sichere 2:0. Wie Grönning den Ball aus Kurzdistanz nicht am Preußenkeeper vorbei brachte? Niemand weiß es.

Und so ging es mit dem knappen 0:1 in die Pause. In der wechselte Alexander Ende, brachte Etienne Amenyido für Lars Lokotsch, an dem die Partie komplett vorbei lief. Und auch Mikkel Kirkeskov kam für Luca Bolay, der Reese zu keinem Zeitpunkt kontrollieren konnte und die Seite zum Haupteinfallstor machte.
Aber etwaige Pläne der Preußen zerschlugen sich schnell. Denn nur wenige Minuten nach Wiederanpfiff traf erneut die Hertha. Winklers Hereingabe brachte Grönning ohne großes Fackeln zum 2:0 unter (53.). Ganz ehrlich, das fühlte sich schon nach Vorentscheidung an. Vor allem angesichts dessen, was Hertha direkt im Anschluss veranstaltete. Für gute 20 Minuten drehte Berlin dem SCP ganz böse Knoten in die Beine. Der SCP verlor jede Ordnung, schenkte Bälle reihenweise her, ließ Berlin nach Belieben machen. Das war abenteuerlich, man kann das nicht anders sagen.
xGoals wie nie…
Berlin vergab teilweise beste Chancen, gelegentlich war auch Schenk auf dem Posten. Aber Pfosten, Kurzdistanz… aus allen Lagen feuerte Berlin nun los und erspielte sich einen xGoals-Wert von fast 5! Abenteuerlich. Und Beleg für Berlins Unvermögen, die Sache zu regeln…
Mit Wechsel versuchte Ende das Unvermeidbare abzuwenden. Bouchama, Sertdemir und Batmaz kamen noch. Während Berlin auf die endgültige Entscheidung wartete, suchte der SCP nach diesem einen Moment, in dem er vielleicht noch einmal neuen Mut schöpfen könnte. Und erarbeitete sich das langsam.
Im Wissen um die Aussichtslosigkeit rückte beim SCP so eine Art „scheißegal“-Stimmung ein und mit dieser Stimmung kam auch ein neuer Mut. Bouchama, Batista Meier, Batmaz – dreimal kam der SCP zu Abschlüssen. Und dann war Etienne Amenyido zur Stelle! Batista Meiers Vorlage verwandelte er zum 1:2 (85.). Und damit war der Weg frei für eine Schlussoffensive. Aus Sicht der Preußen am Ende viel Aufwand, aber kein Ertrag mehr. Richtig gefährlich wurde es nicht mehr.
Dass auch Hertha am Ende noch das sichere 3:1 vergab, gehört zur Geschichte des Spiels.
80 Minuten muss der SCP dringend aufarbeiten. Der Rest kann als Aufmunterung dienen.
Tabelle 8. SpieltagKlub | Sp. | S | U | N | Tore | Verh. | P | |
1.) | SV Elversberg | 8 | 6 | 1 | 1 | 16:6 | 10 | 19 |
2.) | FC Schalke 04 | 8 | 6 | 0 | 2 | 10:5 | 5 | 18 |
3.) | SV Darmstadt | 8 | 5 | 2 | 1 | 14:6 | 8 | 17 |
4.) | SC Paderborn 07 | 8 | 5 | 2 | 1 | 11:5 | 6 | 17 |
5.) | Hannover 96 | 8 | 5 | 2 | 1 | 15:10 | 5 | 17 |
6.) | 1. FC Kaiserslautern | 8 | 5 | 0 | 3 | 15:9 | 6 | 15 |
7.) | Karlsruher SC | 8 | 4 | 3 | 1 | 11:9 | 2 | 15 |
8.) | Hertha BSC | 8 | 3 | 2 | 3 | 9:7 | 2 | 11 |
9.) | Arminia Bielefeld | 8 | 3 | 1 | 4 | 14:12 | 2 | 10 |
10.) | Holstein Kiel | 8 | 3 | 1 | 4 | 9:8 | 1 | 10 |
11.) | SC Preußen Münster | 8 | 3 | 1 | 4 | 13:15 | -2 | 10 |
12.) | SpVgg Greuther Fürth | 8 | 3 | 1 | 4 | 15:18 | -3 | 10 |
13.) | Fortuna Düsseldorf | 8 | 3 | 1 | 4 | 8:15 | -7 | 10 |
14.) | 1. FC Nürnberg | 8 | 2 | 1 | 5 | 7:12 | -5 | 7 |
15.) | Eintracht Braunschweig | 8 | 2 | 1 | 5 | 9:16 | -7 | 7 |
16.) | Dynamo Dresden | 8 | 1 | 3 | 4 | 12:16 | -4 | 6 |
17.) | VfL Bochum | 8 | 1 | 0 | 7 | 8:15 | -7 | 3 |
18.) | 1. FC Magdeburg | 8 | 1 | 0 | 7 | 7:19 | -12 | 3 |
Die Klubs auf den Plätzen 1 und 2 steigen direkt in die Bundesliga auf. Der Drittplatzierte der 2. Bundesliga spielt in der Relegation gegen den Drittletzten der Bundesliga. Der Tabellen-16. der 2. Bundesliga spielt in der Relegation gegen den Dritten der 3. Liga, die beiden Klubs auf den Plätzen 17 und 18 steigen direkt in die 3. Liga ab.