„Das wird ein heißer Tanz“: Die U23 vor dem Start ins Oberliga-Abenteuer
Am Sonntag startet auch die U23 des SC Preußen Münster in die neue Saison. Und endlich, endlich!, geht es in der Oberliga Westfalen zur Sache. Der langersehnte Aufstieg ist perfekt, jetzt kommen viele Gegner aus alten Tagen beim SCP vorbei. „Das wird ein heißer Tanz“, glaubt U23-Trainer Sören Weinfurtner. Vor dem Saisonstart haben wir mit ihm gesprochen.
Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie groß ist die Vorfreude? „10“ sagt Sören Weinfurtner lächelnd. Ist ja auch klar. Nach so vielen gescheiterten Anläufen spielt die U23 jetzt endlich in der Oberliga. Und trifft dort auf Klubs wie die früheren Zweitligisten RW Ahlen, FC Gütersloh, Westfalia Herne, Sportfreunde Siegen… „Das ist eine Traditionsliga, auf jeden Fall. Und das macht es für uns noch einmal interessanter.“
Und Weinfurtner hat dabei nicht nur die Namen der Gegner selbst im Blick. Auch das Drumherum, die alten Stadien in Siegen, den Heidewald, das Wersestadion. Ort großer (Fußball-)Schlachten. Das ist mit Verlaub etwas anderes als manche Sportplätze aus der Westfalenliga. „Und auch damit müssen wir umzugehen lernen.“
Die Vorfreude auf die neue Klasse ist aber nicht nur beim Trainer spürbar. Auch viele Fans des SC Preußen, vor allem wohl die etwas „ältere“ Generation, dürften sich auf ein Wiedersehen mit einstigen Rivalen freuen. Die Regionalliga-Zeiten der Preußen liegen zwar auch schon wieder acht Jahre zurück, aber fünf Jahre Viertklassigkeit stecken noch in vielen Köpfen. „Wir hoffen natürlich, dass uns auch Preußenfans zahlenmäßig mehr unterstützen. Das würde uns freuen.“ Nun: Vermutlich wird das klappen.
Am Sonntag geht es direkt in die Vollen. Bei der Hammer SV, wo vor elf Jahren die erste Mannschaft mal Oberliga-Meister wurde (2008), startet der SCP in die neue Saison. „Das wird interessant“, so Weinfurtner knapp. „Hamm hat einen größeren Umbruch hinter sich, da treffen wir auf einen leidenschaftlichen Gegner mit gesunder Aggressivität. Beide Teams werden wohl mit offenem Visier antreten – das wird ein heißer Kampf.“
Gegen Hamm (und auch zwei andere Ligakonkurrenten aus Rheine und Ahlen) trat die U23 bereits in Gievenbeck bei einem Turnier an – und holte drei Unentschieden. „Wir waren aber in allen Spielen besser und hatten deutlich mehr Chancen“, so Weinfurtner. Das macht Mut für den Auftakt, auch wenn der naturgemäß immer ein bisschen mit Fragezeichen versehen ist. Sechs Wochen Vorbereitung liegen hinter der U23, nicht alles lief perfekt. „Wir wollten eigentlich noch gegen höherklassige Teams testen, aber da sind uns einige abgesprungen.“ So blieb es bei Duellen mit Gemen, Roland Beckum, Senden oder Roxel. „Wir haben natürlich die Oberliga-Gegner beobachtet, haben uns Infos geholt. Aber selbst zu spielen, ist natürlich immer etwas anderes.“
„… sonst wird das nichts“
Weinfurtners Einschätzung der Liga und der Erfordernisse klingt indes ziemlich exakt nach dem, was auch in der 3. Liga gilt. „Die Liga ist extrem ausgeglichen. Du darfst in der Klasse nicht abschalten. Wenn du nicht an die 100 Prozent rangehst, wird das nichts.“
Anders gesagt: Wie bei der „Ersten“, werden auch bei der „Zweiten“ die berühmten Kleinigkeiten entscheiden. Aber um sich weiterzuentwickeln und auch mit der Mannschaft den nächsten Schritt zu machen, sind die neuen Gegner wichtig. Wie die Mannschaft dann mit Spielpech oder -Glück umgeht, mit den Gegnern; das wird viel bedeuten.
Immerhin: So fremd ist die Oberliga nicht. Überall in der Klasse tummeln sich Spieler, die auch schon einmal das Adler-Trikot getragen haben. „Das sind ja durchaus schon Derbys“, freut sich Weinfurtner auf die Duelle.
Klassenerhalt
Das Ziel der U23 ist dabei irgendwie logisch. „Wir wollen die Klasse halten“, so Weinfurtner. Da lässt er sich auch nicht locken. „Alles andere wäre vermessen.“ In der vergangenen Saison zogen Schalke II und Haltern schnell ihre Kreise, aber zumindest vor der Saison zeichnen sich in diesem Jahr nicht unbedingt gewaltige Favoriten ab. Also: „Es muss und kann für uns nur darum gehen, in der Liga anzukommen und dann zu schauen, was möglich ist.“
Vielleicht ist es ein Vorteil, dass die U23 in diesem Jahr keinen großen Umbruch vornehmen musste. Das war in den vergangenen Jahren auch schon mal anders. Aber diesmal blieb der Kern der Aufstiegsmannschaft zusammen und ein paar interessante Kicker kamen dazu. Zu diesen zählt auch „Brückenspieler“ Joel Grodowski, der vom neuen Ligakonkurrenten aus Hamm wechselte. Grodowski hinterließ in den ersten Tests in der ersten Mannschaft tolle Eindrücke, verletzte sich dann aber an der Schulter und steht erst vor der Rückkehr ins volle Training. Bisher stand nur Athletiktraining auf dem Programm. Grodowski kann aber für beide Teams, 3. Liga und Oberliga, eine Verstärkung sein. „Wenn er es direkt in den Drittliga-Kader schafft, wäre das toll für ihn“, so Weinfurtner. „Er bringt extrem Qualität mit, ist körperlich robust, hat Geschwindigkeit im Umschaltspiel.“ Seine Entwicklung will der SCP fördern.
Klar ist auch, dass der SC Preußen in der Oberliga auch als klassische U23 bzw. Zweitvertretung agieren wird. Es gehört zur Realität des Teams, dass in der Oberliga auch immer wieder Kaderspieler aus der 3. Liga auflaufen werden. „Die Verzahnung ist wichtig, muss auch mit Leben gefüllt werden.“ Das hatte Sport-Geschäftsführer Malte Metzelder schon im Januar 2019 als Marschrichtung ausgegeben – und auch Cheftrainer Sven Hübscher trägt diesen Kurs mit.
Die U23 als „Ausbildungsbetrieb“ könnte gerade deswegen auch der Vorteil des SC Preußen sein. Lokalnachbar 1. FC Gievenbeck musste nach nur einem Jahr in der Oberliga erneut den Abstieg hinnehmen. Das soll dem SCP erstens nicht passieren und zweitens wird haben die Preußen eben den Vorteil, sich aus dem Drittliga-Kader und auch der Bundesliga-U19 „bedienen“ zu können. „Da können wir vielleicht auch mal neue Reize setzen“, so Weinfurtner über den größeren Pool an Spielern. Verletzungen oder Sperren kann eine U23 immer besser auffangen als eine „Erstvertretung“.
Voraussetzung ist, dass gerade die Drittliga-Kicker einen Einsatz in der U23 nicht als Strafe verstehen, sondern als willkommene Gelegenheit, Spielpraxis zu erhalten. Denn das ist nun einmal das A und O für Fußballer: spielen, spielen, spielen. Es ist mit allen besprochen, dass die U23 eine Möglichkeit für Spielpraxis sein wird. „Charakterlich mache ich mir bei den Jungs auch gar keine Sorgen“, so Weinfurtner über Wille und Einsatz. „Wir werden da einen guten Weg finden – letztlich ist das alles eine Sache der Kommunikation.“
Der Kader der U23 steht vor dem Saisonstart vorerst fest. Möglicherweise würde der SCP offensiv noch einmal nachlegen wollen, aber das wird dann an verfügbaren Spielern liegen. Nichts muss, alles kann, sozusagen. Aber das Plus der Preußen liegt in einem gewachsenen Kader. Kein Umbruch, sondern eine Weiterentwicklung. Den einen Königstransfer hat der SCP daher nicht getätigt. „Dass wir das Gros des alten Kaders gehalten haben, das ist unser Königstransfer“, so Weinfurtner optimistisch. Das sei mehr wert als dieser eine Transfer.
Sonntag, 11. August, 15 Uhr: Hammer SV – SC Preußen Münster II, Evora-Arena
Das erste Heimspiel der Saison folgt am Sonntag, 18. August um 15 Uhr gegen die Sportfreunde Siegen – möglicherweise im Preußenstadion.