Alle an Bord beim SC Preußen Münster – „Wir halten die Augen offen“
Das war es also mit der faulen Haut. Der Kader des SC Preußen Münster steckt seit Montag wieder im Training. Knappe drei Wochen dauert es, dann startet die Regionalliga West wieder. Und Sascha Hildmann steht mit seinem Team vor einigen Aufgaben.
Die gute Nachricht: Bis auf den leider noch länger verletzten Dennis Daube füllte ein vollständiger Kader das Trainingsfeld des SC Preußen Münster. Neben Neuzugang bzw. Rückkehrer Lukas Frenkert (siehe unser Bericht) stieg wie erwartet auch Jules Schwadorf wieder ein.
Auch Manfred Kwadwo setzte sein Training fort. Der damalige Sommer-Neuzugang hatte sich in der Vorbereitung auf die Saison eine langwierige Muskel-Verletzung zugezogen und fiel die gesamte Hinserie aus. Zwei Wochen vor Weihnachten war er wieder ins Training eingestiegen, ein Einsatz in der Liga war ihm aber zu heikel – Trainer Sascha Hildmann hatte dafür Verständnis. Jetzt aber ist „Manni“ voll da. „Er ist fit und dabei“, so Hildmann am Montagabend bestimmt. Mit einer Verspätung von sechs Monaten ist der 26-jährige Ex-Mannheimer nun ein echter Neuzugang. Der Linksaußen soll dem SC Preußen künftig ganz neue Akzente ermöglichen. Streng genommen ist er der zweite Winter-Neuzugang.
Zwei weitere Wackelkandidaten zählte Hildmann auch noch mit. Gerrit Wegkamp hatte sich vor Weihnachten einen Zeh gebrochen, aber er ist an Bord und trainiert einigermaßen mit. Das wird schon.
Und Manuel Farrona Pulido hatte bekanntlich nach seiner Booster-Impfung eine heftige Impfreaktion entwickelt – geschwollene Lymphknoten stoppten ihn. Wegen verschiedener Bedenken und Sorgen ließ sich Farrona Pulido von Teamarzt Tim Hartwig durchchecken – inklusive Belastungs-EKG. Aber Entwarnung: Es ist alles in Ordnung, der Außenbahnspieler läuft wieder mit.
Ebenfalls beim Trainingsauftakt dabei waren drei Spieler aus dem Nachwuchsbereich. Noah Kloth und Marius Mause hatten bereits Einsatzzeiten gesammelt in der Regionalliga, nun mischte auch Marvin Benjamins (U23) mit. Mit Blick auf Mause bemühte sich Hildmann um Deeskalation. Beim letzten Spiel des Kalenderjahres hatte eine Wechselpanne, verursacht durch einen eher schlampig vorbereiteten Wechsel von Mause, einen späten Ausgleich des Gegners zumindest erleichtert. Hildmann war danach stinksauer, aber machte eines ganz deutlich: „Ich lasse niemanden fallen, das wäre ja Quatsch!“ Mause mischt also wieder mit. „Ich habe mit ihm heute noch gesprochen, er weiß ja selbst, dass das ein Fehler war.“ Die Sache sei aber abgehakt, der Blick geht nach vorn und für Mause stehen alle Türen offen.
„Habe ihm abgeraten“
Am Montag freute sich Hildmann vor allem über die Rückkehr von Lukas Frenkert. „Ich war bei diesem Wechsel voll eingebunden und habe das sehr befürwortet.“ Im Frühjahr war Frenkert der Wechsel partout nicht auszureden. „Ich habe ihm davon abgeraten“, so der Trainer ehrlich. Er wollte Frenkert noch Zeit geben, sich in Münster zu entwickeln. Auch das: Schnee von gestern. Jetzt ist Frenkert ja wieder da, darüber „freue ich mich“, so Hildmann. „Er bringt eine Qualitätssteigerung für uns und ist eine klare Alternative mit seiner Kopfballstärke, seinem Fleiß und seiner Dynamik.“
Tja. Eher nicht helfen kann Dennis Grote. Über den aktuellen Essener, über dessen Wechselwunsch nach Münster seit Weihnachten die halbe Liga spricht, will Hildmann eigentlich gar nichts sagen. Dass Grote in Kürze das Preußen-Trikot trägt, glaubt Hildmann nicht. Und überhaupt sei das am Ende die Entscheidung von RW Essen. „Da bin ich außen vor.“ Thema durch.
Ob sich der SCP dennoch verstärken kann, ist offen. Die Baustelle im zentralen defensiven Mittelfeld besteht weiterhin, auch wenn Dominik Klann dort seine Sache routiniert und stabil erledigt. Angesichts der anstehenden Aufgaben wäre es dem Klub aber wohl lieber, dort eine Alternative zu haben. „Wir halten die Augen auf“, so Hildmann. Dass in Kürze weitere Neuzugänge in Münster aufschlagen, glaubt Hildmann derzeit eher nicht. „Wir haben ja auch einen sehr guten Kader, von dem ich überzeugt bin.“ Und das Gefüge in der Mannschaft stimmt, da sollte man auch nur vorsichtig herangehen.
Denkbar, dass sich in den kommenden Wochen auch noch mal Gastspieler vorstellen. Hildmann mag es, Spieler selbst zu sehen. Konkret geplant ist nichts, aber solche Dinge ergeben sich manchmal zufällig. Bis zum 31. Januar ist Zeit.
Ach ja: Vor Weihnachten hatte der SCP ja seine ersten Corona-Fälle während der gesamten Pandemiezeit gemeldet. Die gute Nachricht: Dank Impfung waren die betroffenen Spieler fast völlig symptomlos, nur in einem Fall gab es ein paar Kopfschmerzen – sonst nichts. So oder so: Alles gut gelaufen, alle wieder im Training, alle fit. So soll es sein.
Stärken stärken
Jetzt geht der Fokus beim SCP auf die Stärkung der eigenen Stärken. Was nicht so gut läuft, weiß der Trainer selbst. Aber lieber will Hildmann das verbessern, was ohnehin gut ist. Dann werden auch die Fehler geringer, darf man annehmen. Ob das Thema Chancenverwertung darunter fällt, darf aber zumindest mit einem Fragezeichen versehen werden. Da wird kein Torschusstraining etwas helfen, 40 Saisontore hin oder her, Klagen auf hohem Niveau: Hätte der SCP ein paar mehr seiner Chancen reingemacht, wäre jetzt nicht Essen Tabellenführer. Sei’s drum, gearbeitet wird ja dennoch.
Und da war noch ein Thema, das irgendwie über dem Trainingsauftakt lag. Was wird denn eigentlich aus dem Trainer? Es sind noch sechs Monate, dann geht’s entweder weiter mit Sascha Hildmann oder mit jemand anderem. Was meint der Trainer selbst? „Ich bin sehr gelassen. Das hängt von verschiedenen Faktoren ab, man muss reden, da geht’s um Vorstellungen und Ziele.“ Mehr will Hildmann nicht verraten, die Botschaft lautet: Locker bleiben, wird schon, so oder so.
Vielleicht auch nicht der schlechteste Ansatz für den gesamten SC Preußen Münster. Locker bleiben und einfach machen. Der Rest wird sich fügen.