Politik und Verbände wollen „Zentrale Stadionverbotskommission“
Politik und der organisierte Profifußball in Form von DFB und DFL wollen das Thema Stadionverbote angehen. Ziel ist es, eine zentrale Stelle für Stadionverbote einzurichten – so haben es die Innenministerinnen und Innenminister der Bundesländer gemeinsam mit den Verbänden beschlossen. Nach ihrer Einrichtung soll diese Kommission unter dem Dach der DFL angesiedelt sein – und überdies soll die Kommission vorerst nur für den Bereich der Bundesliga und 2. Bundesliga tätig werden.
Bisher war die Verhängung von Stadionverboten Sache der jeweiligen Klubs, deren Fans betroffen waren – was auch für Auswärtsspiele galt. Die neue zentrale Stelle soll dann „konsequent und nach einheitlichen Kritierien“ vorgehen, wie es auf dem Treffen hieß. Durchzusetzen seien die Strafen dann weiterhin von den Klubs vor Ort.
Dass es bereits sogenannte Durchführungsbestimmungen des Deutschen Fußball-Bundes für die Verhängung von Stadionverboten gibt, spielte offenbar keine Rolle.
Erwartungsgemäß stieß der politische Vorstoß auf wenig Gegenliebe beim Dachverband der Fanhilfen. Im Rahmen der Debatte war der Dachverband ebenso wie andere Fanorganisationen gar nicht erst eingeladen – weder als Beteiligte noch als fachkundige Betroffene. „Die Chance auf einen ehrlichen Dialog, der bekanntlich auch immer wieder von politischen Stellen und Verbänden eingefordert wird, wird aus unserer Sicht mit diesem Vorgehen leichtfertig vertan“, heißt es daher in einer Reaktion des Dachverbands.
Der Verband ärgerte sich auch über die latent mitschwingende Unterstellung, der Fußball habe ein Gewaltproblem, dem man nun begegnen müssen. Selbst die beteiligten Vertreter von DFB und DFL betonten im Rahmen der Präsentation der Ergebnisse wiederholt, dass der Stadionbesuch in Deutschland keinesfalls gefährlich sei – lediglich kleine Gruppen von Personen seien hier auffällig.
„Fußballfans sind weder Staatsfeinde, noch Schwerkriminelle. Daher sollten sie auch nicht so behandelt werden. Die bereits bestehenden Repressionen müssen deutlich zurückgefahren werden. Dazu zählt zum Beispiel die im Koalitionsvertrag der Ampel versprochene und bislang noch nicht umgesetzte Reform der Datei „Gewalttäter Sport“. Ebenfalls braucht es ein deutliches Stopp-Schild für Forderungen nach noch mehr Repressionen gegen Fans durch personalisierte Eintrittskarten, lebenslange Stadionverbote oder Zuschauerausschlüsse“, so der Dachverband weiter.