Sophie Passmann bringt Preußen Münster im Bestseller unter
Ganz ehrlich: So ein richtiger Hipster-Klub ist der SC Preußen Münster wohl nicht. Oder, Moment, vielleicht ist er es gerade deswegen? Wie auch immer. Sophie Passmann hat den Klub aus der Stadt in ihrem neuen Bestseller „Komplett Gänsehaut“ untergebracht.
Also das, was die normale Ü40-Generation als nervige Selbsterkenntnis hinter sich hat, während sie stabil auf die 50 zuschreitet und plötzlich über ganz andere Dinge nachdenkt. Soweit ist Passmann mit ihrer Geschichte noch nicht.
Zugegeben, es ist ein kurzer Moment der Überraschung und Freude, und dann ist er auch schon wieder dahin. Aber ein bisschen passt das ja auch zum SC Preußen, dessen Höhen von überschaubarer Dauer sind. Sophie Passmann, Autorin, Jahrgang 1994, hatte zuletzt mit „Alte weiße Männer“ für Furore gesorgt, nur vielleicht nicht so bei alten weißen Männern. In ihrem neuen Buch „Komplett Gänsehaut“ geht es diesmal auch nicht um Kerle, sondern eher um all jene, die gerade erwachsen geworden sind und nun in ihrem Erwachsenenleben erwachen und all die Dinge tun, die sie alle ein paar Jahre vorher noch als spießig und aufgesetzt empfunden haben.
In ihrem Buch geht es um die lebensbejahenden Erwachsenen-Maßnahmen wie noch einen „guten Wein“ irgendwohin mitzubringen, Vapiano als Exzess des gepflegten Essens zu betrachten oder sich zwischen Kuhmilch oder Hafermilch entscheiden zu müssen. Das Ganze ist, kleiner Spoiler, so unterhaltsam geschrieben, dass selbst Erwachsene darüber schmunzeln können, was möglicherweise genau der Spiegel ist, den Passmann einer Generation entgegenhalten will, aber das ist ein anderes Thema.
Jedenfalls erscheint, wenn man 80 Seiten durchgelesen hat, auf Seite 81 plötzlich ein Klub, der dort seltsam deplatziert wirkt. Passmann lässt ihre Akteurin sprechen über all die Dinge, die Spaß machen. „Damals dachte ich wahrscheinlich an Küsse im Regen und so einen Quatsch, Festivals, um endlich mal wieder Dosenbier mit Fremden zu trinken, einen Menschen lieben, der eine absurde Vorliebe für die Band Death Cab for Cutie hat und jedes Jahr am ersten Januar dieses eine Lied laufen lässt, sich eine Seite vom Kopf rasiert, und das entweder rebellisch oder modisch finden. Den Eltern heimlich zwanzig Euro aus dem Geldbeutel klauen, eine halbe Flasche von irgendwas trinken, was man dann nie wieder trinken kann, Karaoke. Ein Auswärtssieg des SC Preußen Münster.“
Wie kommt Sophie Passmann darauf?
Nun: Möglicherweise hat Preußens Edelfan Thomas Knüwer etwas damit zu tun. Der hatte, was für einen Medienmenschen nicht ungewöhnlich ist, zumindest mal beiläufig Kontakt zur Autorin und hatte bei ihr eine Insta-Story gesehen, worin Passmann eine Vorliebe für kitschige Tassen zugab (was nebenbei auch ein anderer, allerdings stark fußballaffiner Autor, nämlich Hardy Grüne, pflegt). Knüwer hatte Passmann anschließend in einem Anfall subversiver Werbung eine Preußen-Tasse aus der „Gemeinsam unten raus“-Serie geschickt. Man darf annehmen, dass Passmann beim Schreiben sich dieser Sendung erinnerte und den Namen oder Klub SC Preußen Münster ausreichend abseitig empfand, um ihn in ihre Liste glücklich-machender Dinge aufzunehmen. Wogegen nichts einzuwenden wäre, besser als Arminia Bielefeld oder VfL Osnabrück, um es so zu sagen.
Ein Vorgang, der selbstredend unterstützenswert ist und zum Buchkauf animieren sollte. Für 19 Euro ist das kleine Hardcover überall im Buchhandel zu haben.
Ein anderer Tipp:
Und wer sich mit dem SC Preußen Münster und seinem ständigen Auf und Ab weiter beschäftigen möchte, darf natürlich auch mein eigenes Buch über den SCP erwerben. Das kostet auch nur 12,99 Euro und hat ganz viel Preußen Münster darin. Allerdings auch ein paar Dinge, die nicht in erster Linie glücklich machen …
Und definitiv mehr Glück findet ihr in meinem anderen Buch zum SCP, den „111 Gründe, Preußen Münster zu lieben„… (9,99 Euro, überall im Buchhandel).