Preußenstadion: Rat schiebt Planungen weiter voran
Mit zwei Monaten „Verspätung“ hat der Rat der Stadt Münster am Mittwochabend die weiteren Planungen für den Umbau des Preußenstadions beschlossen. Die Stadtverwaltung soll nun die Ausschreibung für den Umbau vorantreiben. Offen ist noch die Frage, wer am Ende beim gesamten Projekt den Hut aufhat.
Also: Der Rat hat beschlossen, dass die Stadtverwaltung eine Design&Build-Ausschreibung einleitet. Vereinfacht gesprochen bedeutet das nur, dass am Ende eine Art „Generalunternehmer“ die Verantwortung für den gesamten Prozess trägt. Das beschleunigt die Abläufe, verlangt aber etwas detaillierte Vorarbeiten. Wie aus dem Rat zu hören ist, liefen die Vorbereitungen zwischen Klub und Stadt schon hinter den Kulissen, so dass hier nicht bei Null gestartet wird.
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Die offene Frage ist: Wird am Ende die kommunale Gesellschaft „Westfälische Bauindustrie“ (WBI) die Projektleitung übernehmen? So hatte es die ursprüngliche Beschlussvorlage vorgesehen, aber diese Passage wurde am Mittwoch überarbeitet. Gut möglich, dass es am Ende doch die WBI wird, aber hier besteht schlichtweg noch Klärungsbedarf – steuerlich wie gesellschaftsrechtlich. Es geht dabei vorrangig um die Frage, wie Investoren sich am Umbau des Stadions beteiligen können. Diese Möglichkeit steht ja in der Vorlage ausdrücklich für den Fall, dass in der Planung Mehraufwände gestalterischer Art (Logen o.ä.) auftreten. Hier will die Stadtpolitik den Verein mit in die Pflicht nehmen. Zwar stehen derzeit offiziell keine Investoren Schlange, aber die grundsätzliche Möglichkeit muss in Betracht gezogen werden und am Ende ja auch umsetzbar sein.
Auch eine Frage: Müsste die WBI ihren Gesellschaftszweck möglicherweise anpassen? Ein Stadion passt nicht ohne Weiteres in den aktuellen Unternehmenszweck. Auch das muss also geprüft werden. Braucht es zusätzliches Eigenkapital für die WBI? Und was ist mit dem Fachwissen, sprich Personal? Bisher bringt die Gesellschaft keine spezifische Planungskompetenz in Sachen Stadion mit, diese Kompetenz müsste also aufgebaut werden.
Die gute Nachricht dabei: Diese Fragen werden vergleichsweise schnell geklärt sein, schon im März sollen dem Vernehmen nach Auskünfte dazu vorliegen.
Einige Änderungen nicht unwichtiger Natur wurden in der Vorlage übernommen, die nun beschlossen wurde.
- Der kategorische Deckel von 40 Millionen Euro ist jetzt ein Orientierungsrahmen
- Die Mobilitätsstation wird nicht in die 40 Millionen eingerechnet, sondern gesondert geplant und finanziert.
- Mögliche Mehrkosten durch allgemeine Baukostensteigerungen, Altlastenentsorgung oder besondere Anforderungen an eine ökologische Bauweise werden von der Stadt übernommen.
- Die Westkurve wird vorzeitig und zeitnah abgerissen.
Der vorgezogene Abriss soll auch Aufschluss geben über mögliche Altlasten in den Stadionwällen.
Philipp Hagemann (SPD), Vorsitzender des Sportausschusses der Stadt Münster, sieht vor allem das Thema Westkurve im Gespräch mit 100ProzentMeinSCP als Erfolg. „Es ist natürlich ein Zeichen, dass es wirklich los geht.“ Das sei wichtig, dann schließlich stehe man im Wort. Vielleicht sei das Projekt jetzt die „letzte Chance, es vernünftig zu machen“.
Man darf annehmen, dass das Stadion in der neuen Rathausmehrheit zu den zwei, drei zentralen Streitthemen gehörte. In der Sache herrschte zwar grundsätzlich Einigkeit, wenngleich hier und dort eher mit Bauchschmerzen. Aber insgesamt ist in den vergangenen zwei Jahren wohl parteiübergreifend die Erkenntnis eingezogen, dass dieses jahrzehntealte Thema endlich gelöst werden muss.
Freudensprünge wird das nicht überall auslösen. Natürlich wirkt ein Stadionumbau mit einem Preisschild von über 40 Millionen Euro in Corona-Zeiten und angesichts angespannter Haushaltslage auf den ersten Blick problematisch. Aber genau würde sich der Blick aufs große Ganze empfehlen: Fußball spielt eine erhebliche gesellschaftliche Rolle, er bewegt viele Menschen. Ein adäquates (und genau darum geht es in Münster: um einen halbwegs konkurrenzfähigen Zustand) Stadion ist ebenso Teil des kulturellen Angebots wie ein Theater oder Museen oder Veranstaltungsorte.
Das Thema Stadion wird in Münster seit 30 Jahren diskutiert und der einzig sichtbare Umbau war die neue Hauttribüne, die damals vom Verein in einer Zwangslage akzeptiert werden musste, weil die Stadt sich nicht in der Lage sah, einen anderen Standort oder gar einen Umbau zu entwickeln. Den letzten echten Wurf vermasselte die Stadt 2000 mit einer katastrophalen Planung (Preußenpark). Und selbst als der SCP 2016 eine Investorengruppe anbrachte, die einen kompletten Neubau finanziert hätten, versagte die Stadtpolitik jede Unterstützung bei der Standortsuche in Münster und dem Umland und nagelte den Klub stattdessen auf die Hammer Straße fest.
Nun soll die städtische Immobilie, die in weiten Teilen vor sich hinrottet, endlich saniert werden. Das ist mehr als überfällig, aber die vergangenen zwei Jahre haben eben gezeigt, dass der Wille da ist – und genau das hat diese weitere Entscheidung am Mittwoch noch einmal bestätigt.
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Es scheint ja echt Bewegung in die Sache zu kommen. Sehr sehr schön 🙂