Stadtverwaltung schlägt Stadionvariante mit Logen und Ecken vor
Erwartungsgemäß war das Preußenstadion in der ersten Sitzung des neugewählten Rates im November kein Thema. Aber in der Dezembersitzung soll endlich der überfällige Startschuss für den Umbau der alten Arena erfolgen.
Eigentlich hatte der Verein gehofft, die Eckpfeiler noch vor der Kommunalwahl einschlagen zu können – um politische „Willensveränderungen“ zu verhindern. Aber Corona, gebremste Leistung, die Wahl, nun ja: Es klappte nicht. Erst jetzt im Dezember soll das Thema Stadion wieder auf die Tagesordnung kommen.
Wie die „Westfälischen Nachrichten“ schreiben, will die Stadtverwaltung eine Vorlage in den Rat einbringen, in der die Stadionvariante 3 favorisiert wird: Das ist die Variante mit ausgebauten Ecken und zusätzlichen Logen (welche eigentlich zwingend notwendig sind, damit der SC Preußen tatsächlich auch mehr Einnahmen generieren kann – und damit auch eine höhere Pacht stemmen könnte). Diese Variante kam im April, als die verschiedenen Varianten vorgestellt wurden, mit dem Preisschild 35 Millionen Euro. Ein Netto-Preisschild für das Stadion allein, die Kosten für Trainingsplätze, Geschäftsstelle, Erschließung und alles andere.
Der Rat solle am 9. Dezember die Gründung einer städtischen Stadiongesellschaft beschließen, die dann später den Betrieb und den Unterhalt des Stadions übernehmen soll. Das war längst bekannt und ist sinnvoll, denn die Stadt selbst könnte das nicht alles selbst leisten. Schon heute ist ja der SC Preußen per Pachtvertrag ermächtigt, das Stadion zu betreiben. Daran soll sich nur insofern etwas ändern, als dass eine neue Gesellschaft diese Funktion übernimmt.
Die etwas unerwartete Wendung könnte dies sein: Die Stadtverwaltung schlägt offenbar die Einrichtung einer mehrzügigen Kita unterhalb der Ränge vor. Damit könnte der Stadtteil Berg Fidel ergänzt werden und das Stadion außerhalb der Spielzeiten sinnvolle Aufgaben übernehmen. Wie es heißt, würde sich an der maximalen Kapazität von 20.000 Zuschauern nichts ändern – auf diese Zahl käme man auch mit der Einrichtung einer solchen Kita.
Soweit es die Umsetzung betrifft, so bevorzugt die Stadt ein Design&Build-Vorgehen. Heißt: Planung und Bau erfolgt durch einen Auftragnehmer, der dann alles koordiniert. Das verkompliziert die Auftragsvergabe erheblich (merke: möglicherweise weiterer Zeitverzug) und erfordert eine ziemliche Detailvorbereitung, dafür steht dann aber das Gesamtpaket auch fest, sowohl in Zeit- wie auch Kostenfragen.
Wie angemerkt: Es handelt sich um eine Vorlage der Stadtverwaltung. Ob sich derzeit ein politischer Wille findet, diesen Plan auch unzusetzen, darf derzeit zumindest mit einem Fragezeichen versehen werden. Denn so ungern das manche Preußen hören: Durch die sich andeutenden Mehrheitsverhältnisse im Rat könnte das Stadion eher zur Streichmasse oder mindestens Diskussionsgrundlage werden als noch vor wenigen Monaten. Die Grünen stehen offiziell zwar hinter dem Projekt, aber Worte sind geduldig, zumal mit dem Wahlergebnis im Rücken.
Das mit der Kita hat St. Pauli ja vorgemacht und das mit weltweitem Medienecho bis in die New York Times…
https://www.t-online.de/leben/familie/id_43435086/st-pauli-eroeffnet-weltweit-ersten-stadion-kindergarten.html
https://www.mopo.de/hamburg/-new-york-times–begeistert–piraten-nest–im-millerntor-ist-coolste-kita-der-welt–26780422