Sascha Hildmann: „Wir dürfen Meppen nicht ins Messer laufen“
Die Rechnerei bekommt eine Pause. Am Mittwochabend muss der SC Preußen Münster erst einmal liefern, dann wird bezahlt. Ein Sieg muss her gegen den SV Meppen. Gelingt der nicht, ist der Klassenerhalt zwar rechnerisch denkbar, aber ehrlich: Dann wird es nichts.
Das alles ist jetzt dutzendfach besprochen, durchgerechnet, bedacht und gehahnt. Jede und jeder mag nun aus den jüngsten Spielen herausziehen, was hilft. Aber am Ende gilt, was Preußentrainer Sascha Hildmann am Tag vorher so formulierte: „Meppen hat gar nichts zu verlieren. Ihre Situation ist entspannt, die wollen hier hinfahren und Fußball spielen und sicher auch gewinnen.“
Meppen muss auf Top-Torjäger Undav verzichten, der zum 1. Juli nach Belgien wechselt und nicht mehr für den SVM spielen darf. Eine Schwächung, natürlich. Aber spielt sie wirklich noch eine Rolle? Spielt eine Rolle, dass Münster für Meppen als Gegner möglicherweise attraktiver ist als Zwickau oder Chemnitz? Würde sich der SVM deswegen in Münster ein halbes Beinchen weniger ausreißen? Beim SCP sollt man sich darauf nicht verlassen.
Es wird an den Preußen liegen. „Wir dürfen Meppen keinesfalls ins Messer laufen“, so Hildmann. „Gleichzeitig müssen wir aber auch Druck ausüben. Balance ist gefragt zwischen Angriff und Abwehr.“ Zuletzt gegen Mannheim betrieb der SCP vor allem in Hälfte 2 viel Aufwand. „Unmenschlich“ sei die Hitze gewesenes Hildmann. Das mag übertrieben sein, aber klar ist, dass der Juni in der 3. Liga ziemlich Kraft gekostet hat. Verschiedene unerwartete Ergebnisse waren für den Preußentrainer fast logische Folge von zunehmender Unkonzentriertheit und dem Kräfteverschleiß. Aber nun gilt: Vier Tage müssen alle Drittligisten noch einmal alles mobilisieren – zumindest jene, für die es um etwas geht.
Hildmann warnt nicht nur vor den „entspannten“ Gästen, sondern auch vor zu hohen Erwartungen. Es sei gut möglich, dass auch das Spiel gegen Meppen so zäh beginne wie die Partie zuletzt i Mannheim. „Geduldig“ müsse das Team sein, „es wird vielleicht nicht von Beginn an alles funktionieren“.
Kaum zu erwarten ist, dass der SCP also sein Visier hochklappt. „Dann schaust du blöd hinterher.“
Tja, nun lastet der gesamte Druck einer insgesamt verkorksten Saison auf den letzten beiden Spielen. „Und das ist keine neue Situation für uns“, sagt der Trainer. „Wir stecken in einer enormen Druckphase.“ Der Druck lässt sich auch nicht wegreden. Es kann nur gehen, indem so viel „Normalität“ wie eben möglich entgegengesetzt wird. Zuletzt bekam das Team ganze zwei Tage frei. Jetzt steht Videoanalyse an, dann eine Mobilisierung – ein bisschen lockern. Motivieren. „Wir brennen auf das Spiel gegen Meppen“, greift der Trainer schon einmal vor. Der Puls ist hoch, aber „der war in den vergangenen Wochen immer hoch“. Die Anspannung sei gut und hilfreich, denn dann „bist du leistungsfähig“. Das gilt, solang der Druck nicht zu groß wird, versteht sich. Fast gut, dass die meisten Spieler Profis sind, deren persönliche Folgen bei einem Abstieg nicht ganz so erheblich sein dürften wie für das Umfeld und den Klub. Ausnahmsweise könnte man das annehmen.
Wie alle anderen muss auch der Trainer seine persönliche Zukunft hintenanstellen. „Es macht mir wahnsinnig viel Spaß hier. Es ist eine tolle Umgebung, hier sind tolle Menschen. Ich würde das hier sehr gern weiterführen und würde mir nichts mehr wünschen als hier weiterzuarbeiten.“ Aber diese Aussichten muss der Trainer jetzt noch ein paar Tage unterdrücken. Alles entscheidet sich beim SCP in den kommenden 90 Stunden. Samstag gegen 16 Uhr ist alles entschieden – und vielleicht auch alles offen. Man wird sehen.
Personal und mehr
Kapitän Julian Schauerte wird nach Ablauf seiner Gelb-Sperre wieder zurückkehren. Philipp Hoffmann (verletzt seit dem Ingolstadt-Spiel) fehlt weiter. Neue Ausfälle gibt es nicht. Fast erstaunlich, aber positiv, ist, dass praktisch alle Drittligisten die Dauerbelastung insgesamt gut, also ohne große Verletzungen, weggesteckt haben.
Wie der SCP gegen Meppen aufläuft, verrät der Trainer nicht. Große Experimente sind wohl nicht zu erwarten. Die Vorbereitung auf das Spiel läuft exakt so wie sonst auch.
Der Vertrag des Trainers würde sich bei Klassenerhalt automatisch verlängern. „Über die Regionalliga haben wir bisher noch gar nicht gesprochen“, so Hildmann. Hoffentlich gilt das nur für Vertragsgespräche dieser Art – der SC Preußen sollte tunlichst eine Idee haben.