Trainersuche bei Preußen Münster läuft, aber Arne Barez kann bis zur Winterpause bleiben
Nein, kurzfristig wird sich beim SC Preußen Münster nichts tun auf der Trainerposition. Sportchef Malte Metzelder wiederholte am Dienstag, was er gegenüber 100ProzentMeinSCP schon am Sonntag gesagt hatte: Der Klub habe keinen Druck bei der Trainersuche, weil ja Interimstrainer Arne Barez als Fußballlehrer alle Voraussetzungen erfüllt.
„Es gibt noch keine neuen Infos in Sachen Trainer“, so Metzelder am Dienstag. Ob und welche Gespräche gelaufen sind, wollte er nicht sagen. Nur dass man „an dem Thema“ arbeite, verriet er vage. Deutlicher wurde Metzelder in Sachen kurzfristiger Perspektive: „Fakt ist, dass wir mit dem aktuellen Gespann ins Meppen-Spiel gehen.“
Man brauche jetzt jemanden, der die „Karre aus dem Dreck zieht“, so Metzelder. Und nach Lage der Dinge soll das der bisherige U19-Trainer sein. „Wir sind in der guten Situation, dass wir Arne Barez als Fußballlehrer haben. Bis zum Jahreswechsel kriegen das auch gestemmt.“
Das alles klingt ein bisschen nach einer Wette auf Besserung beim SC Preußen Münster. Der Gedanke dahinter: Barez und damit der Klub und der Sportchef könnte mehr gewinnen als verlieren. Die Situation ist böse genug: Sieben Punkte Rückstand auf Platz 16, aber schon acht auf Platz 15, neun auf Platz 14. Ernsthaft: Viel schlimmer geht nicht.
Metzelder geht aber auch ein Risiko ein, denn ob Barez das Team bis zur Winterpause stabilisiert oder besser noch: punktet? Das kann klappen, genausogut aber auch schiefgehen. Und dann wäre der Abstand schlimmstenfalls im Winter schon demoralisierend. Metzelder unverdrossen: „Ich habe keine Bedenken, dass Arne Barez das sehr gut machen wird. Er bekommt vollste Unterstützung.“
Der Trainer, um den es jetzt geht und auf den es jetzt ankommt, ging die Sache am Dienstag nüchtern und fokussiert an. „Ich habe Respekt, keine Frage. Wer in der Verantwortung steht, braucht auch tieferes Wissen, das man sich erst aneignen kann, wenn man in der Aufgabe steht.“ Diese Aufgabe werde sicher anstrengend und intensiv, „aber ich freue mich total darauf“.
Sein Arbeitgeber, der Philippka-Sportverlag, habe kulant reagiert. „Sehr kooperativ“, so Barez. „Bis auf Weiteres kann ich also die Aufgaben hier vollumfänglich angehen.“ Sören Weinfurtner, U23-Trainer, stößt jetzt auch nachmittags häufiger dazu – so wie direkt am Dienstagnachmittag. Der Lehrer musste ebenfalls mit seiner Schulleitung sprechen. Aber auch da gebe es Offenheit, dem Klub zu helfen, so Metzelder erfreut. Also: Es ist alles vorbereitet. Jetzt muss Barez mit seinem Team die Aufgabe angehen.
In den Trainingseinheiten, in denen er als Gast beteiligt war, sei er bisher „zurückhaltend“ aufgetreten, so Barez. „Da wollte ich vor allem profitieren vom Wissen, das die Trainer einbringen. Jetzt in der neuen Rolle muss ich mehr in die Verantwortung gehen. Damit habe ich auch kein Problem.“
Die Einheit am Dienstag lief knackig und ohne große Aufregung. Anderthalb Stunden lang bewegte sich der SCP auf dem Platz, arbeitete in Gruppen. Klare Anweisungen, klare Spielstrukturen. Aber am Willen des Teams liegt es ja auch eher nicht. Die Stimmung in der Mannschaft ist grundsätzlich in Ordnung – so gut es eben in dieser Situation geht. Aber anscheinend ziehen alle mit.
So absurd das klingt: Einem Team, das 13 Ligaspiele lang nicht gewonnen hat, muss man offenbar mit Grundtugenden ankommen. Die „Basics“ wieder „an die Oberfläche spülen“, wie es Barez formulierte.
„Die Mannschaft braucht Ankerpunkte, Sicherheit.“ Barez will daher Kompaktheit sichern, die Abläufe in der Verteidigung trainieren. „Einfache Dinge“, wie er sagt. „Jeder Trainer legt Wert auf Ordnung. Das ist der Ausgangspunkt für jeden Spieler. Alles, was danach kommt: Das Losgelöste, das Freie und Kreative, all das basiert auf einem Gerüst. Ohne das ist es nur wild. Und das Gerüst muss der Ausgangspunkt sein.“
Nun hatte schon Sven Hübscher immer wieder über Ordnung und Positionen gesprochen, aber von der Mannschaft wurde das ja nicht umgesetzt. Barez geht aber zumindest einen anderen Weg zu diesem Ziel. Dass Münsters Abwehrkette, vor allem die Innenverteidigung zuletzt völlig den Faden verlor, liege auch daran, dass der Rest des Teams zu viel Druck zuließ. Schlecht verteidigt von allen. „Je weniger Aufgaben unsere Abwehr lösen muss, desto besser haben wir verteidigt“, so Barez‘ simple Überzeugung. Jetzt gilt es jene Spieler zu finden, die die Aufgaben verstehen und umsetzen. Und das könnten auch jene sein, die nicht gerade als „Kämpfertypen“ bei SCP gelten. „Ich traue das allen zu.“
„Es geht aber nicht darum, jetzt Beton anzumischen“, so Barez deutlich. „Es gibt immer Phasen in einem Spiel, in denen der Gegner Druckphasen hat. Diese Phasen müssen wir besser überstehen. Aber wir werden nicht 90 Minuten verteidigen – denn wenn wir selbst den Ball haben, können wir auch kein Tor kassieren.“
Kurzfristig soll jetzt der neue Mann an der Seite die Mannschaft „wecken“. Barez ist dabei wahrlich nicht der „Irrwisch“, der als „Feuerwehrmann“ durch die Gegend brüllt und Motivationsreden schwingt. Da wird es eher um klare Arbeit und nüchterne Analysen gehen. Was in etwa das ist, was er nun auch vorhat. Gespräche mit den Spielern führen – ob nun einzeln oder in kleinen Gruppen. Die Spieler will Barez mehr mit einbeziehen, auch in wechselnden Zusammenstellungen arbeiten.
Was immer gerade hilft. Das Projekt „Neustart“ hat beim SC Preußen begonnen. Und wenn alles halbwegs gut geht, dann soll zum Winter hin ein neuer Trainer übernehmen. Denn bis zur Winterpause wäre Barez verfügbar, aber langfristig muss ein neuer Mann her. Vorbehalte wegen der angespannten Lage sei derzeit in den Gesprächen mit den ersten Kandidaten nicht zu spüren, so Metzelder.