Preußen-Trainer Sven Hübscher: „Ich weiß, dass ich Rückendeckung habe, aber …“
Es lag auf der Hand, dass die Trainer-Diskussion nach dem 2:4 in Zwickau aufflackern würde. Preußen-Trainer Sven Hübscher gehörte aber wohl zu jenen, die schon früh wussten, wie das ausgehen würde. „Malte Metzelder und ich haben ein wirklich offenes Verhältnis. Wir haben schon am Samstag miteinander gesprochen, dann am Sonntagmorgen und am Mittag“, so Hübscher im Gespräch mit 100ProzentMeinSCP. „Ich weiß, dass ich hier Rückendeckung habe und ich war durch die Art, wie wir auseinandergegangen sind, relativ sicher, dass ich am Dienstag das Training leiten werde.“
Und so war es auch. Am Montagabend wischte der SC Preußen die Trainerdebatte mit einer kurzen, aber knackigen Ansage vom Tisch. Volle Konzentration auf Mannheim. Nun: Beendet dürfte die Diskussion damit nicht sein, aber zumindest waren die Standpunkte für Mannschaft und Fans klar. Dass auf der anstehenden Heimpartie gegen Waldhof Mannheim ein besonderer Fokus liegen wird, ist allerdings auch klar. Schon der leiseste Rückschlag dürfte im Stadion ein deutliches Echo finden – schon zuletzt waren die „Trainer-raus“-Rufe deutlich zu hören. Sven Hübscher ist darauf vorbereitet. „Ich kann die Leute ja auch verstehen. Ich finde die Situation selbst beschissen und natürlich hängt auch mein Job daran.“ Das Ergebnis aus Zwickau habe nicht dazu beigetragen, die Sache zu verbessern.
Ob das nun eine „Gnadenfrist“ sein könnte oder ein „Endspiel“? Hübscher ist realistisch. „Nein“, sagt er über ein mögliches Endspiel. „Und zwar, weil ich davon überzeugt bin, dass wir eine gute Leistung abliefern können. Am Sonntag hab ich der Mannschaft schon angemerkt, dass da keine Frustration herrscht, sondern eher Trotz. Die Mannschaft will eine Reaktion zeigen. Also nein: Ich glaube nicht, dass Mannheim für mich ein Endspiel ist. Aber letztlich geht es hier auch nicht um meine Person.“
Klar sei aber auch, dass es jetzt Ergebnisse brauche. „Es wird für mich sonst nicht leichter, das weiß ich. Da brauche ich auch kein Signal von Malte Metzelder.“ Tatsächlich erübrigt sich der Blick auf die Tabelle mittlerweile – jeder weiß Bescheid. Bei jetzt 13 Punkten und noch 22 Spielen müsste der SCP seinen Punkteschnitt sofort drastisch erhöhen, um am Ende in den Bereich von 45 Punkten zu kommen. Mit diesen 45 Punkten war Cottbus im vergangenen Jahr abgestiegen, Braunschweig und Großaspach blieben punktgleich, aber dank eines besseren Torverhältnisses in der Liga.
Aus jetzt 0,81 Punkten muss der Trainer also umgehend 1,45 Punkte im Schnitt machen, um eine Chance auf den Klassenerhalt zu haben. „Ich kenne meine Verantwortung. Ich weiß, dass ich sie trage und versuche ihr gerecht zu werden“, so Hübscher am Dienstag.
Mannschaft zieht mit
Wichtig ist jetzt, dass die Einheit aus Trainer und Mannschaft nicht auseinanderfällt. Die Trainingseindrücke legen das aber auch nicht nahe. Zieht die Mannschaft am gleichen Seil wie der Trainer? „Wenn das nicht so wäre, könnte ich nicht vor den Jungs stehen“, so Hübschers Überzeugung.
Die Probleme liegen woanders. Und sie sind erkannt: Der SCP kassiert zu viele Gegentore. Offensiv ist der SCP dagegen stark. Mit 25 Toren liegt der SCP nur ein Tor hinter dem Tabellendritten aus Braunschweig. Und besser als einige Teams aus dem oberen Tabellendrittel.
Aber hinten… hinten sitzt der Wurm drin. „Wir versuchen schon alle möglichen Denkansätze durchzugehen“, so Hübscher. Dreier-, Vierer- und Fünferkette. Immer neue Spieler. Oft waren die Wechsel durch Sperren und Verletzungen erzwungen, ebenso oft funktionierte aber auch gut, was der SCP da machte. Beispiel Halle: „Aus der kalten Hose“ (Hübscher) hatte der SCP umgestellt auf eine Dreierkette und dabei fraglos eine starke Partie abgeliefert. Wie sagt man so schön? Es war ja nicht immer schlecht. Was am Ende dem SCP oft schadet, sind die individuellen Fehler. Dass bei dem einen oder anderen auch eine Art „Leistungsloch“ herrscht, gehört auch zur Wahrheit.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Weitere InformationenJetzt nicht plötzlich Abwehrschlacht
Es gibt noch ein anderes Thema. Angesichts der bisherigen Spiele hatte sich schon bei dem einen oder anderen der Eindruck verfestigt, dass der SC Preußen Münster zwar schön, aber eben brotlos spielt. Die logische Frage oder Schlussfolgerung wäre dann ja eine Umstellung des Spiels auf eine mehr „Drittliga-kompatible“ Spielweise. Aber ginge das? Und wäre es sinnvoll?
Trainer Hübscher sagt: Nein. „Ich weiß, was die 3. Liga bedeutet. Ich renne auch nicht in die Kabine und sage den Jungs, dass sie nur schönen Fußball spielen sollen“, so der Trainer bestimmt. „Es besteht keine Forderung nach Schönspielerei! Wenn wir unter Druck stehen, sollen die Jungs den Ball weghauen, notfalls auch zur Ecke! Wir wissen durchaus, was in der 3. Liga gefordert ist.“
Wichtig sei aber, wie der SCP spiele, wenn er am Ball ist und in Ruhe aufbauen kann. Dann müsse das Team den Ball spielen. Idealerweise zielgenau und sauber.
Am Beispiel von Zwickau will der Trainer ein gewisses Dilemma des SCP verdeutlichen: „Wenn wir da den langen Ball schlagen, stehen die langen Innenverteidiger des FSV bereite und der Ball kommt sofort zu Ronny König.“ Mit Zwickaus Spiel hatte der SCP schlichtweg Probleme. Die Körperlichkeit, die Physis – dem hatte der SCP einfach wenig entgegenzusetzen. Und das ist auch keine neue Erkenntnis. Im vergangenen Jahr gingen beide Spiele gegen Zwickau sang- und klanglos verloren. Und das trotz Klingenburg, Menig oder Kobylanski. „Ich habe den Jungs vorher gesagt, dass uns Zwickau runterziehen will auf ihr Niveau. Die wussten, dass wir Fußball spielen können, also wollten sie uns diese Stärke nehmen.“
Im Training hatte der SCP vorher sogar versucht, die Spielweise des FSV zu simulieren. Da stellte sich ein Teil des Kaders als „Zwickau“ auf den Platz und bearbeitete den anderen Teil so, wie man es in der Analyse erkannt hatte. Aber Training und Spiel sind eben noch zwei Paar Schuhe.
Gegen Braunschweig sah die neue, alte Viererkette des SC Preußen viel besser aus (von der wackligen Anfangsphase einmal abgesehen). Das lag daran, dass Braunschweig auch über eine spielerischen Ansatz verfügt.
Ganz ehrlich: Der Kader des SC Preußen Münster ist eben auch eher einer für das Fußballspiel, nicht das Vernichten und Zerstören. Die Spielertypen, die auf dem Feld den Acker umgraben, hat der SCP einfach nicht. So hat Malte Metzelder den Kader nicht zusammengestellt. Und der SCP verfügt auch nicht über „Zielspieler“ wie Zwickaus Ronny König. Die Stärke des SCP ist seine spielerische Qualität. Ihr nun eben diese zu nehmen und der Mannschaft ein destruktives Spiel zu verpassen, wäre zum Scheitern verurteilt. Dennoch muss das Team endlich umsetzen, was sogenannte Grundtugenden sind und vom Trainer eingefordert wird: „Erste und zweite Bälle gewinnen, Zweikämpfe gewinnen: Das ist es, was ich der Mannschaft immer wieder sage. Wenn wir das nicht schaffen, geht es schief.“
So oder so und unabhängig von Trainerfragen: Am Samstag gegen Mannheim muss von der Mannschaft ein Signal kommen. Das ist allerdings auch nicht neu. Damit das klappt, muss das Team weiter arbeiten. „Und meine Aufgabe ist es als Trainer, mit den vorhandenen Spieler zu arbeiten.“
Ob sich im Winter personell etwas verändern lässt, ist dann eine andere Frage. Bedarf wäre fraglos da. Und vielleicht finden sich in der Dose für Punktprämien ja noch ein paar Euro – allzuviel davon musste der SCP bisher ja nicht zahlen …
Und mit welcher Stimmung geht der Trainer in die „Mannheim-Woche“? Macht sich da nicht doch etwas Panik bemerkbar? Sven Hübscher schüttelt den Kopf. „Panik bekommt man, wenn man Dinge nicht selbst beeinflussen kann. Das ist bei mir nicht so. Ich kann jeden Tag etwas ändern.“
Der Druck ist klar. Punkte holen, unbedingt. Das ist nicht mehr neu. Aber vielleicht ist beim SCP nach dem jüngsten Negativerlebnis die Stimmungslage etwas verschoben? Es ist ohnehin alles schlecht, also kann es ja nicht viel schlechter werden. Rausgehen und spielen. Vielleicht hatte Beckenbauer doch Recht.
Viel Glück für Samstag. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Auch wenn es schwer fällt daran zu glauben.