Wie sehen die neuen Führungsgremien des SC Preußen Münster aus?

Den Mitgliedern des SC Preußen Münster, also des e.V., flatterte in dieser Woche wieder einmal eine Mail ins Postfach. Inhalt: Am 16. November (Sonntag) findet die diesjährige Mitgliederversammlung des Vereins statt – viel früher als sonst üblich, vor allem aber in einem eher unerwarteten Rahmen. Weil sich ein größerer Besuch abzeichnet, hat der SC Preußen auf einen ebenso größeren Rahmen gesetzt und Räume im MCC Halle Münsterland gebucht. Die Halle Münsterland…
Fast unglaublich: Rund 1.000 Mitglieder hatten unlängst auf die Bitte des Vereins reagiert, sich (kostenlos) für einen Besuch der JHV anzumelden. Ob letztlich alle erscheinen, ist eine andere Frage. Aber ziemlich klar ist, dass sich ein so großer Besuch abzeichnet wie in den vergangenen Jahrzehnten nie. Lediglich einmal – als der SCP die Ausgliederung der Profiabteilung beschloss – waren um die 930 Mitglieder in die Mensa am Coesfelder Kreuz gekommen. Damals zählte der Klub noch deutlich weniger Mitglieder.
In der Halle Münsterland war der SCP schon einmal zu Gast, allerdings liegt das viele Jahre zurück – Präsident Marco de Angelis verabschiedete damals u.a. Stefan Küsters, dessen aktive Zeit beim SCP endete. Damals reichte allerdings ein kleiner Saal im Altbau für die JHV. Diesmal fällt alles größer aus.
Rund 14.500 Mitglieder
Das ist auch der Tatsache geschuldet, dass der Verein mittlerweile 14.500 Mitglieder zählt – bei der vorletzten Versammlung Anfang 2024 waren es noch weniger als 4.000 Mitglieder. Das ist gerade zwei Jahre her. Der sportliche Aufschwung und die veränderten Ticketing-Regeln haben dem Klub seitdem einen wahren Boom an Mitgliedern beschert. Sicher: Für die Top-Plätze der deutschen Sportvereine reicht diese Zahl noch nicht, aber in die Top50 der mitgliederstärksten Sportvereine könnte es der SCP längst geschafft haben. Das aber nur am Rande.
Natürlich wird die Wahl des Aufsichtsrats für erhöhtes Interesse sorgen. Es ist das Gremium, das nach seiner Wahl auch den Präsidenten und das Präsidium des Klubs beruft. Was dem Klub vorschwebt, wird in dem Schreiben an die Mitglieder sichtbar. Mit deutlichen Worten wird das aktuelle Präsidium im Detail für seine Arbeit gelobt, die Rede ist von „klarer Expertise, Ruhe, Besonnenheit und Weitblick“. Das ist ein eher ungewöhnliches Bewerbungsschreiben aus den Händen des Klubs. In der Vergangenheit gab es so ein Eigenlob eigentlich nicht.
Kontinuität und …
Ein möglicher Grund für die blumigen Worte könnte sein, dass man im Verein (und damit auch auf den entscheidenden Gremien der KGaA) auf Kontinuität hofft. Und die könnte es vor allem dann geben, wenn das bisherige Team einfach weitermacht. Ob es aber so einfach wird? Und ob alles am Ende auch wirklich so kommt?
Ein bisschen verwundert, dass bis heute nur wenige Gremienmitglieder öffentlich erklärt haben, dass sie sich erneut zur Wahl stellen werden. Aufsichtsratschef Frank Westermann gehört dazu. Auch Friedrich Lukas steht für eine weitere Amtszeit zur Verfügung.
Vier Wochen vor der Versammlung könnte aber eigentlich auch die anderen die Karten auf dem Tisch legen. Ein echtes Problem ist das zwar nicht, aber eine unnötige Unklarheit.
… neue Bewerber
Bis heute haben sich allerdings auch keine weiteren Interessenten für den Aufsichtsrat öffentlich erklärt. Laut Satzung kann eine Bewerbung für den Aufsichtsrat bis sieben Tage vor der Wahl beim Ehrenrat eingereicht werden.
Wie rund um den Klub zu hören ist, wird es eine gewisse Zahl von interessierten Kandidaten geben. Dem Vernehmen nach gehört beispielsweise eine Person dazu, die aus dem Umfeld der aktiven Fanszene stammt. Auch bekannte Namen aus dem Preußenumfeld kursieren, darunter auch die von potenziellen Rückkehrern. Keinesfalls wird die Wiederwahl des bisherigen Aufsichtsrats also ein reiner Selbstläufer für die aktuellen Gremienmitglieder.
Weiter mit Präsident Maasjost?
Das könnte auch für den Präsidenten Dr. Bernward Maasjost gelten. Er hat bereits sein Interesse an einer weiteren Amtszeit hinterlegt, was ebenfalls für sein aktuelles Team gilt. Maasjost war im Verein allerdings zumindest etwas „holprig“ gestartet und hier und da angeeckt, wie im Umfeld des Klubs zu hören ist. Wie es in der „BILD“ im Sommer 2024 hieß, hätte es „atmosphärische Störungen“ zwischen Klubspitze und Teilen der Gremienmitglieder gegeben. Was immer auch dran war und welche Gründe handelnde Personen hatten: Siggi Höing, Christian Pander und auch Thomas Röttgermann verabschiedeten sich in der Zeit danach aus unterschiedlichen Gründen von ihren Ämtern und Positionen.
Maasjost würde nur in eine weitere Amtszeit gehen, wenn er erneut vom Aufsichtsrat dazu bestimmt würde. Der Nachfolger von Christoph Strässer ist ein völlig anderer Typ. Im Umgang mit Fans jovial, aber intern eben auch mal mit grobem Strich… Gäbe es Alternativen? In den vergangenen Jahren war die Suche nach einer Person, die sich in einem oft kriselndem Klub in den Wind stellt, eher anstrengend. Nach der Amtszeit von Marco de Angelis sprang Georg Krimphove eher aus alter Verbundenheit und Loyalität ein, dann zauberte das „Team Seinsch“ völlig unerwartet Strässer aus dem Ärmel, der bis dahin im Umfeld des SC Preußen nie auffällig geworden war, der sich letztlich aber als guter Griff herausstellte.
Maasjost trat nach Strässers Abschied in große Fußstapfen, ihm wurde nach seinem Amtsantritt im Januar 2023 der Aufstieg in die 3. Liga noch eher „geschenkt“, auch der Aufstieg in die 2. Bundesliga war eher das unverhoffte Finale der „Ära Niemeyer“ als eine Leistung des neuen Präsidiums. Für die Professionalisierung des SC Preußen steht das aktuelle Team dagegen wohl. Zahllose Stellenausschreibungen, verbesserte interne Strukturen, einfach eine insgesamt zukunftssichere Aufstellung für die 2. Bundesliga: das lief natürlich auch mit dem „Team Maasjost“.
Aber vor dem neuen, vielleicht alten Präsidium sind erst einmal die Mitglieder gefragt. Oder, wie der SCP seinen Mitgliedern selbst schrieb: „Selbstverständlich respektiert das Präsidium aber das Votum der Mitgliederversammlung als obersten Vereinsorgan, das über den Aufsichtsrat dann den Präsidenten wählt…“
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