Tanz auf der Klinge

Die Länderspielpause hat der SC Preußen jetzt eigentlich beendet. Deutschland gewann seine zwei Partien, Münster hatte damit nichts zu tun – trat nur in Mönchengladbach zum Test an. Der war bedingt aufschlussreich und wenn man die Berichte verfolgte, sorgte er sogar für ein bisschen Stirnrunzeln.
Die Preußen unterlagen in Mönchengladbach mit 2:3. Keine Schande, nicht einmal gegen das Bundesliga-Kellerkind. Doch die Gastgeber traten ja auch mit nur vier Spielern der jüngsten Bundesliga-Startelf an. Neben Luca Netz waren das Rocco Reitz, Philipp Sander und Florian Neuhaus. Der Rest war zu Länderspielen abgereist. Viele Youngster gaben sich auf dem Fohlenplatz die Ehre, es reichte aber gegen den SCP zum Sieg. Auch, weil sich die Gäste nicht energisch genug die Anforderungen bedienten, die es für Endes System benötigt. Und das ist: Das Spiel eng und schnell machen, bei Ballverlust nachsetzen. Davon gelang gerade in der ersten Hälfte nicht viel, was Ende auf die Palme brachte. Ungewöhnlich deutlich deutete er Ärger (also Wechsel) an, wenn sich so etwas wiederholt.
Denn das ist das Thema: Es passierte dem SCP in der laufenden Saison nun zum dritten Mal, dass die Mannschaft nicht energisch genug auftrat und dem Gegner zu viele Räume anbot. Wo der Ball laufen sollte, musste der SCP dann selbst hinterherlaufen – und das passt nicht zu Endes Raute. Ergo gab es Stress, den der Trainer dann nach der Partie im Detail mit der Mannschaft aufarbeitete. Wie das wirkt, soll man am kommenden Wochenende spüren und sehen, wenn der SCP gegen Dresden aufläuft.
Attraktiv, aber anspruchsvoll
Spannend ist das allemal: Unstrittig ist, dass der Spielstil, den Alexander Ende pflegen will, für Zuschauer sehr attraktiv ist. Das schnelle, flüssige Spiel mit viel Tempo steht in klarem Kontrast zum Vorjahr, als der SCP häufig Beton anrührte und aus einer massiven Abwehr heraus nur zaghaft Akzente setzte. Das ist jetzt völlig anders. Die Spieldaten der bisherigen Partien gelegen das ja auch. Nach Ballbesitz spielt der SCP nun die Rolle, die die Gegner der Adler noch im Vorjahr übernahmen. Wenn die Preußen Fahrt aufnehmen, wird es schwer.
Das Problem: Damit das intensive Spiel klappt, braucht es hohe Disziplin, Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, schnell zu verschieben. Sobald sich Lücken auftun, bekommt der Gegner eben auch die Möglichkeit, den SCP zu überrennen. Das geschah in Kaiserslautern, dass passierte aber auch in Berlin. Natürlich spielt die individuelle Klasse der Gegner dabei eine Rolle, alles andere wäre naiv. Aber es wird dem Gegner eben auch leicht gemacht, dominant zu agieren, wenn es der SCP selbst nicht tut. Und da dieses Thema bereits von Ende adressiert wurde und dennoch wieder nicht klappte, wurde einmal der Ton verschärft.
Defensiv anfällig
Auffällig ist, wie defensiv anfällig die Preußen sind. Das ist in Teilen eben auch dem System geschuldet. Gerade, wenn der Gegner das Spiel schnell verlagert und über die Seiten kommt, tun sich Lücken auf. 15 Gegentore sammelte der SCP bisher – mehr als alle anderen Teams auf den Plätzen vor den Preußen. Überhaupt haben nur vier Teams der Liga mehr Gegentore kassiert. Das Thema ist nur deswegen nicht so im Fokus, weil die Preußen eben auch 13 Tor erzielt haben – und damit mehr als (fast) alle Mannschaften unterhalb der Preußen. Nur Fürth kommt auf 15 Tore, allerdings auch 18 Gegentore. Seltsamerweise scheint dem SCP auch ein bisschen die Kopfballstärke abhanden gekommen zu sein, denn mehrfach kassierte er nun Gegentore nach Hereingaben von der Seite per Kopf. Das schreit normalerweise nach Simon Scherder und Niko Koulis …
Es ist so etwas wie der Tanz auf der Klinge, was der SCP spielt. Wenn alle mitziehen, müssen sich alle Gegner warm anziehen. Wenn etwas zu den 100 Prozent fehlt, wenn etwas Disziplin abhanden kommt, dann läuft der SCP hinterher. Das muss in die Köpfe rein.
Testspiel in Gladbach – Spieldaten: