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Fußballklubs und Wertschöpfung: SSV Ulm ist wichtiger als Preußen Münster?

Fußballklubs und Wertschöpfung: SSV Ulm ist wichtiger als Preußen Münster?
11. Spieltag: Münster - Düssseldorf 1:0. Jano ter Horst (r.)

Im Frühjahr 2023 hatte der SC Preußen Münster eine Studie präsentiert, in der die „regionalökonomischen Effekte“ des Klubs auf die Stadt untersucht wurden. Zufall oder nicht: Die von Prof. Alfons Madeja erstellte Studie fiel damals so ein bisschen in die Zeit, in der über das Budget für das Preußenstadion diskutiert wurde. Auch in Ulm wurde nun so eine Studie vorgestellt – mit deutlich besserem Ergebnis. Aber auch einem Ergebnis, das sich logisch erklären lässt. Also das vorweg: Nein, Ulm ist nicht wichtiger als Münster …

Damals taxierte Madeja die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen des SC Preußen Münster für die Stadt auf rund 25 Millionen Euro taxiert. Das sollte die Summe sein, die die Stadt nachweislich durch das Vorhandensein und Handeln des SCP generierte. Sie enthielt unter anderem einen Beschäftigungseffekt – damals waren rund 160 direkte und 230 indirekte Arbeitsplätze ermittelt worden, also Angestellte des Klubs wie auch Zulieferer.

Natürlich entfielen auch knappe zehn Millionen Euro auf einen gastronomischen Mehrwert – was sich immerhin logisch nachvollziehen lässt, wenn man an die Verpflegung im Stadion selbst, aber auch Übernachtungen und Restaurantbesuche denkt.

Ein kleinerer Teil entfalle auch auf einen eher sozial-ökologischen Bereich, also etwas schwer messbare gesellschaftliche Beiträge für die Stadtgesellschaft. Rund 100.000 Euro pappte als Preisschild dennoch darauf. Und auch die Marke Preußen Münster ließ sich bewerten: Rund 7,57 Millionen Euro war diese Markenbekanntheit und das daraus resultierende Image wert.

Alles zusammen ergab dann eben rund 25 Millionen Euro. Hier der Hintergrund:

Ulm mit logischem Vorteil

Vorhang auf für den SSV Ulm. Was der SCP bereits 2023 erstellte, tat Ulm jetzt. Gemeinsam mit der SLC Management GmbH hat der Klub eine Studie erstellt, die eben solche regionalökonomischen Effekte des SSV Ulm auf die Stadt Ulm und die Region untersucht. Insgesamt generierte der SSV Ulm 1846 Fussball in der ersten Saison nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga regionalökonomische Effekte für die Stadt Ulm in Höhe von 66 Millionen Euro. 

Und hier kommt dann auch die Antwort, warum Münsters Wertschöpfung im Vergleich deutlich niedriger ausfällt: Die Studie in Münster entstand schlicht noch zu Regionalligazeiten und wurde direkt nach dem Aufstieg in die 3. Liga vorgestellt. In Ulm wurde die Studie bereits eine „Stufe“ höher angesetzt. Man darf also davon ausgehen, dass die Wertschöpfung des SCP in der 2. Bundesliga noch einmal deutlich größer ausfallen dürfte – schon allein durch höhere Zuschauerzahlen, höhere Einnahmen, mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Prophezeiung

Spannend ist dagegen, was Prof. Madeja im Mai 2023 während der Vorstellung der Studie und nach dem noch frischen Aufstieg in die 3. Liga formulierte: „Die 2. Bundesliga ist das Minimum in Münster, das ist machbar. Gerade hat man die Chance, sich neu zu orientieren und die Flamme des Aufstiegs richtig zu entfachen. Die Prozesse sollten aber schnell sein.“ Möglicherweise verfügte der Professor über eine besondere Hellsichtigkeit …

In Ulm heißt es in der Klubmitteilung: Der auf 66 Millionen Euro taxierte „Wert resultiert jedoch lediglich aus den Effekten, die erfasst und belegt werden konnten. Die dargestellten Effekte sind unstrittig, die Genauigkeit der Berechnungen nach vorliegenden Fakten und nach bestem Wissen ermittelt. Dies bedeutet jedoch im Umkehrschluss, dass überall dort, wo keine klar messbaren Tatbestände gegeben waren, keine Werte angesetzt wurden, obwohl dort teilweise nicht unerhebliche Effekte bestehen. Daraus resultierend wurden Effekte in Höhe von mehreren Millionen Euro nicht erfasst. Hier denken wir vor allem an die Bekanntheits-, Werbe- und Image-Effekte sowie sozioökonomische Effekte, die von einem Traditionsverein und Zweitligisten wie dem SSV Ulm 1846 Fussball ausgehen und nicht vollständig quantifizierbar sind. Die vollen regionalökonomischen Effekte kann der Verein dann entfalten, wenn er sich nach den zwei Aufstiegen in Folge langfristig im Profifußball, insbesondere in der 2. Bundesliga etabliert. Zudem würde der regionalökonomische Mehrwert für die Stadt Ulm und die Region bei einem Stadionausbau und damit ein hergehend einer Modernisierung der Infrastruktur deutlich ansteigen. Ausschlaggebende Effekte wären hier die häufigeren Fernsehübertragungen, zunehmende Besucherzahlen und die zusätzlichen Vermarktungsmöglichkeiten.“

Wie in Münster wurden auch in Ulm die Effekte von Beschäftigung über Hotellerie/Gastronomie bis zu steuerlichen Effekten und Bekanntheits- und Image-Effekten untersucht. Und vermutlich ebenfalls kein Zufall: Auch die Ulmer Studie stammt aus der Hand von Alfons Madeja. Dessen Bewertung fällt wenig überraschend ähnlich aus: „Die ermittelten Daten zeigen deutlich, wie wertvoll der Verein für die Region sowie die Menschen in der Region ist und welche wirtschaftliche und damit auch gesellschaftliche Bedeutung ihm zukommt. Es wird außerdem aufgezeigt, dass der Traditionsverein, der in der Vergangenheit große Erfolge feiern konnte, auch ein Wirtschaftsfaktor mit Potenzial ist. Die Studie verdeutlicht, dass die Region von den ambitionierten Zielen des Vereins, sich im Profifußball zu etablieren, ebenfalls profitiert.“

In beiden Fällen, Ulm wie Münster, dürften sich die Klubs also mit Fug und Recht selbstbewusst aufstellen und auf ihren Wert verweisen.

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