Preußen Münster gegen den 1. FC Köln: Sportveranstaltung de luxe
Ach komm, was soll man drumherum reden? Der SC Preußen Münster empfängt den 1. FC Köln. Adler gegen Geißbock, die Erste. Jawohl, ist immer noch irre, aber real. Eiskalt soll es werden, richtig ungemütlich, hoffentlich (oder gerne) für die Gäste aus der anderen Domstadt. Preußenwetter an der Hammer Straße, Flutlicht, wunderbar.
Vor zweieinhalb Jahren war die zweite Mannschaft des FC noch zu Gast bei einem großen Showdown in der Regionalliga. Wegen weniger Tore scheiterte der SCP am Aufstieg und damit an der Rückkehr in die 3. Liga. Das Bild nach Abpfiff vor der Kurve, die Mannschaft im Scheitern vor den Fans, war ikonisch. Und dass am Freitagabend die erste Mannschaft des 1. FC Köln im Preußenstadion auftritt, ist Lohn enormer Arbeit.
Und damit soll es dann auch der demütigen Worte genug sein, denn sportlich hat die Sache am Freitagabend nichts Romantisches. Der SC Preußen ist zurück in der 2. Bundesliga und jetzt wirkt er auch so, als könnte er diese Klasse halten. Soll sich bitte niemand vom Tabellenstand täuschen lassen, nicht Düsseldorf, auch nicht Köln. Die Preußen sind kein einfacher Gegner, wenn sie es denn überhaupt waren bisher.
Grodowski fällt aus, aber …
Ärgerlich ist, dass ausgerechnet jetzt Joel Grodowski erkrankt ausfällt. Einen wie ihn hätte man gut brauchen können. Müssen es eben andere richten. Und von denen gibt es einige mehr: Luca Bazzoli, Etienne Amenyido und Daniel Kyerewaa sind zurück und einsatzbereit. Und wer immer dann im Kader steht, bekäme ordentlich Arbeit. Denn die Kölner haben zuletzt Aufwind verspürt. Einem klaren Pokalsieg gegen Kiel folgten zwei 1:0-Siege bei Hertha BSC und gegen Fürth. Alles zu null.
Auf der anderen Seite kommen die Adler mit der besseren Serie: Vier Partien in Folge blieb der SCP ungeschlagen, vor allem in den Spielen gegen Topteams wie Düsseldorf oder Karlsruhe. Panik wegen Köln ist daher nicht angesagt. So selbstbewusst geht der SCP die Sache an – im Wissen, dass in dieser Liga jeder Punkt hart erkämpft, hart erarbeitet, hart erspielt ist.
Das Köln auswärts bisher auch nicht gerade Furcht und Schrecken verbreitet hat (2 Siege, 2 Unentschieden, eine Niederlage), dürfte am Freitag keine Rolle spielen. Fußball ist immer Momentaufnahme.
Die Preußen, die seit Tagen auf dem neuen Rasenplatz weiter hinten trainieren, weil der eigentliche Trainingsplatz völlig durchweicht ist, sind vorbereitet. Bereit für einen weiteren Höhepunkt in dieser so wilden Saison.
Historie
Alle haben es erzählt und geschrieben: Punktspiele gegen den 1. FC Köln liegen lange zurück. Zuletzt gab es das Duell in der Bundesliga 1963/1964, das letzte Spiel (2:0 für Köln in Münster) wurde vor 60 Jahren gespielt. Rund 32.000 Zuschauer im Preußenstadion sahen zwei Tore von Karl-Heinz Thielen. In den Fünfzigerjahren war das Duell Westfalen gegen Rheinland eine Dauereinrichtung. Insgesamt stehen 30 Punktspiele in der Bilanz; aber um ehrlich zu sein, nur selten mit gutem Ausgang für den SCP. Besonders unerfreulich war ein 1:8 im April 1954. Vergessen.
Was sagt der Gegner?
Im Kölner „Express“ ist die Rede von einem „ekligen Freitagabendspiel“. Wissen die mehr? „Eigentlich kann man nur verlieren, denn jeder erwartet einen Sieg“, heißt es dort.
Als der 1. FC am Donnerstag gen Münster aufbrach, fehlten Steffen Tigges, Florian Dietz, Sargis Adamyan, Rasmus Carstensen, Jaka-Cuber Potocnik und Meiko Wäschenbach. Dafür kehrt Routinier Mark Uth zurück und soll wieder einsatzbereit sein.
Der 1. FC Köln selbst hat vor den Spielen stets eine Art „Auswärtsfahrer-Tipp“ des jeweiligen Gegners parat. Für Münster übernimmt dies Marc Lorenz – und der empfiehlt den Prinzipalmarkt. Eher ein Sicherheitstipp. Spannend auch: Köln hat vor der Partie den Bundesliga-Siegtorschützen Karl-Heinz Thielen (siehe Kasten) befragt. Er sagt: „Ohne überheblich zu sein, erwarte ich, dass wir das Spiel gewinnen.“
Aufklärung am Freitagabend.