Ole Kittner: „Keine Käseglocke über dem SC Preußen“
Münster – Welche Rolle spielt eigentlich der Profifußball für den SC Preußen Münster, die Stadt und die Menschen darin? Eine Frage, die sich spätestens seit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga durchaus stellt, die aber auch eine fundamentale Frage ist. Darüber diskutierten am Wochenende auf Einladung der SPD Preußens Geschäftsführer Ole Kittner, Autor Dietrich Schulze-Marmeling und SPD-Ratsherr Philipp Hagemann mit der in Münster lebenden Bundesministerin Svenja Schulze.
Artikelfoto: Gäste beim Talkabend: Ole Kittner, Gastgeberin Svenja Schulze, Dietrich Schulze-Marmeling, Christoph Strässer, Madita Fester und Philipp Hagemann (v.l.)
In der Haupttribüne des Stadions (wo sonst?) ging es im Kern der von der SPD organisierten Veranstaltung „Am Ball bleiben“ um die Rolle, die der SC Preußen spielt und wie er damit wahrgenommen wird. Und wie ist diese Rolle? Das zeichneten alle Beteiligten in der Sache ähnlich, wenngleich aus verschiedenen Blickrichtungen.
Dietrich Schulze-Marmeling sprach über das veränderte Selbstverständnis des Klubs und darüber, wie andere Klubs als Vorbild hätten dienen können – wenn sich nicht die Preußen lange selbst im Weg gestanden hätten. Wolkenkuckucksheime statt eines klaren Plans: So in etwa könnte man es formulieren. Schulze-Marmeling warb für Ruhe. „Langfristig denken, Rückschläge analysieren, Ruhe bewahren – und auch die Menschen im Klub qualifizieren.“ Immer wieder zog er Parallelen zu Klubs wie Darmstadt oder eben Freiburg, die ganz bewusst viel Geld in die Infrastruktur gesteckt hätten, nicht nur ins jeweilige Stadion, sondern auch in die Nachwuchsabteilungen.
Jetzt, mit Blick auf die 2. Bundesliga, gab er ein mögliches Ziel vor: Das Jahr mitnehmen, etwas Geld zur Seite legen und sich nach einem zumindest vorstellbaren Abstieg dann in Ruhe weiterzuentwickeln. Natürlich verwies er auch wieder auf Preußens Nachwuchsbereich, der in den beiden höchsten Jugendspielklassen ebenfalls einen Doppelaufstieg verbuchen konnte.
Mit seiner Mahnung zu langfristigen Konzepten traf Schulze-Marmeling aber ziemlich exakt die Vorstellungen von Ole Kittner. „Unser Kernauftrag ist natürlich der Leistungssport – aber mit Leitplanken“, formulierte er. Heißt: Sportlicher Erfolg nicht um jeden Preis. Sondern auch mit der Chance, selbst eine Plattform zu sein für Persönlichkeitsentwicklung über das verbindende Element Sport. Und mehr noch: „Es hängt keine Käseglocke über dem SC Preußen Münster.“ Der SCP mag sportlich herausragen in der Stadt, aber er steht eben nicht allein und für sich da. Auf ihn konzentrieren sich Erwartungen und Hoffnungen, hier spiegele sich auch eine Diversität, die an vielen Stellen in Münster eben nicht anzutreffen sei, wie Schulze-Marmeling noch ergänzte.
Keine Frage: Kaum ein anderer Kulturbereich umfasst und berührt so viele unterschiedliche Menschen und Milieus wie der Fußball. Und auch darum gehe es.
Vielleicht fasste es Münsters Stadtdezernent Wolfgang Heuer mit seiner Wortmeldung aus dem Publikum ganz gut zusammen: „Ich bin fasziniert, welche Sprache der SC Preußen Münster heute spricht.“ Das traf durchaus diesen Kern der Veranstaltung. Der SCP hat Demut gelernt, Sachlichkeit. Übrigens auch ein großes Verdienst von Ex-Präsident Christoph Strässer, der als Gast ebenfalls vor Ort war und am Rande befragt wurde. „Wir haben gelernt, dass man auch mal etwas zurückstecken muss“, so Strässer über die früheren Kämpfe mit der Stadt Münster. „Und der SC Preußen war eben oft nicht wirklich Teil der Sportgesellschaft in der Stadt.“ Mit der Veränderung in der Außendarstellung sei auch die Unterstützung von außen gewachsen – beispielhaft hob Strässer den Stadtsportbund hervor, der den SCP auch gegen Misstrauen aus anderen Sportklubs der Stadt verteidigt habe. Wie sagt man? Wie man in den Wald hineinruft, so …
Typisch auch für diesen Abend: Kampfansagen an die 2. Liga machte niemand. Zwar erhoffte sich Ole Kittner als Saisonziel den Klassenerhalt – verwies aber auch noch einmal deutlich auf den groben Wettbewerbsnachteil gegenüber allen anderen Zweitligisten. Deutlich weniger Geld, ein marodes Stadion mit sinkenden Möglichkeiten in den kommenden zwei oder drei Jahren: Da stellt sich der SCP zunächst ganz weit hinten an. Und doch gibt es Hoffnungszeichen: Dass es dem SCP wieder gelingen kann, eine Mannschaft auf den Platz zu schicken, die Lust auf den Klub und die Aufgabe hat. So punkteten die Preußen in den vergangenen Jahren, so soll es auch beim Kraftakt Klassenerhalt sein.
Wozu übrigens auch die Sponsoren zählen, wie beispielsweise Wolfgang Heuer erwähnte. Auch hier sah er sich auf einer Wellenlänge mit Kittner. Der betonte, dass es mangels Großindustrie in Münster darum gehen müsse, den starken Mittelstand, die inhabergeführten Unternehmen als Partner an Bord zu holen. „Wir achten heute schon darauf, dass unsere Partnerschaften authentisch sein“, sagte Kittner – was man sicher auch am Trikotsponsor Fiege sehen kann. Dieses Pfund zu stärken, sei jetzt eine Aufgabe. Und noch mehr gibt es: Synergien zu schaffen zwischen den drei großen Sportklubs in Berg Fidel, neben den Preußen eben auch USC Münster und WWU Baskets. „Da schauen wir genau hin, wo es Potentziale gibt.“
Ratsherr Philipp Hagemann, u.a. Vorsitzender des Sportausschusses, betonte, dass es in der Stadt Münster grundsätzlich darum gehe, die Sportstätteninfrastruktur überall zu verbessern. Man seit derzeit mit einer Bestandsaufnahme mit einer Stuttgarter Agentur beschäftigt, in der Bedarfe ermittelt werden, auf deren Grundlage die Stadt dann Gelder zur Verfügung stellen könne.
Kurzkommentar: Warum ist es eigentlich oft (oder fast immer) die SPD, die sich Veranstaltungsformate wie dieses am Samstag einfallen lässt? Schon im Zuge der langjährigen Stadiondebatte war es oft die SPD, die Fans und Interessierte einlud, über die Planungen und auch Wünsche zu sprechen – damals noch unter Fraktionschef Michael Jung. Jetzt stand sogar eine Bundesministerin als Moderatorin parat, um sich dem Klub und seiner Wahrnehmung zu nähern. Parteipolitik stand dabei trotz mancher Verbindungen der Gäste oder Teilnehmer nicht im Fokus. Sie beschränkte sich auf die Bitte, am Sonntag wählen zu gehen. Andere Parteien sind nicht tatenlos – die Grünen beispielsweise führen viele Gespräche im Hintergrund, etwas abseits der Öffentlichkeit. Sicher hat sich auch das Verhältnis der Politik zum SC Preußen enorm verändert, das klare Handeln für einen Stadionumbau an der Hammer Straße ist sichtbar. Die CDU war gerade erst vor wenigen Tagen mit einer Fraktionsabordnung zu Gast im Stadion – aber das reichte dann am Ende nur zu einer Pressemitteilung. Etwas mehr Öffentlichkeit, im Sinne des gemeinsamen Weges – wäre das nicht etwas?
Kommentar zum Kurz Kommentar,
ja die SPD ist es, die sich für den Sport der nicht so privilegierten Sportinteressierten in und um die Stadt stark macht. Besonders Philipp Hagemann nimmt seine Aufgabe sehr ernst und ich bin der festen Meinung, dass ein/e Bürgermeister/in von der SPD schon lange ein professionelles Umfeld und vor allem
Stadion geschaffen hätte, ohne nur viel zu reden.
Vielleicht sollte der SCP noch eine „Golfabteilung“ gründen um die nötige Aufmerksamkeit von den Verantwortlichen zu bekommen…
Ganz ehrlich, der SCP hätte schon sehr lange auf höherem Niveau sein können, mit der nötigen Unterstützung der Kaufmannschaft und den Zahlungskräftigen Unternehmen dieser Stadt.
Es bleibt zu hoffen, dass es der SCP auch ohne diese Unterstützung schafft, die Klasse zu halten und sich vielleicht sogar im Mittelfeld in Liga 2 festsetzt.
Lasst den Adler fliegen!
Gruß Andreas Krurup
Guten Tag, die SPD und deren anderen Parteien Grüne, Volt etc., die Rat der Stadt Münster die Mehrheit bilden, haben es doch versäumt, das das Stadion nicht zum jetzigen Zeitpunkt fitig gebaut ist. Auf einmal fand man das Geld, wo weiss keiner. Parteien haben sowieso keinerlei Ahnung von Fussball. Jetzt heisst es meiner Meinung nach. Alles was Hand und Füße hat an die Arbeit gehen. Firmen etc. ansprechen, damit auf einer guten Grundlage gearbeitet werden kann.
Wenn man die Parteienlandschaft in Münster sieht fällt auf das man um das Stadion einen weiten Bogen gemacht hat.Die ganze Infrastruktur in und um das Stadion ist an der untersten Grenze der der dritten Liga Angesiedelt und das sagt einiges.Catering ,Toiletten eine einzige Katastrophe und dad dann immer nur darsuf beziehen ka wir haben sportlichen Erfolg und nehmen die Leute mit dasist zu wenig.Denn mit dem sportlichen Erfolg das kann ganz schnell vorbei sein und dann ist in Münster Alltag und wie der ausschaut das weiss man.
seit Twenhöven ende der 80er auf dem Rathausbalkon uns Preußenfans und Mitgliedern zurief „ihr bekommt ein neues Stadion“ warte ich darauf. In der Zwischenzeit haben die hinlänglich bekannten Handlungsweisen der Stadt Münster unter Beteiligung wechselnder Akteure (die Grünen als Preußen-Hasser usw) – in mir wirklich tiefste Verachtung gegenüber der Stadt und dem Rat entstehen lassen: Gebrochene Versprechen. Vier Jahrzehnte Bremsen, Verhindern und Fallstricke ziehen….
Jetzt keimt in mir eine ganz zarte Hoffnung, das sich doch noch etwas tun könnte bevor der Herrgott mich zu sich ruft…. Danke Dafür. Besonders der SPD.