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7. März 2020: Als Fußball für Preußen Münster und alle anderen endete

Der 7. März 2020, heute vor vier Jahren. Preußen Münster steckt tief im Abstiegskampf in der 3. Liga und reist an diesem Tag zu Viktoria Köln. Am Ende verliert der SCP dieses wichtige Duell trotz eigener Führung noch mit 1:2, dann legte der Fußball in Deutschland einen vollständigen Stopp hin.

Knapp zwei Monate zuvor, im Dezember, hatte der SC Preußen Münster Sascha Hildmann als neuen Trainer vorgestellt. Mit dem Auftaktsieg in Jena, begleitet von hunderten Preußenfans, setzte Hildmanns Team direkt das erste Ausrufezeichen im Abstiegskampf.

Lucas Cueto brachte den SCP in Jena in Führung und besorgte später auch den 2:1-Siegtreffer. Mit dem so wichtigen Auswärtssieg verkürzten die Preußen den Abstand auf die Nichtabstiegsplätze auf drei Punkte. Dort, knapp über dem Strich, war Viktoria Köln platziert.

Vielleicht war es ein bisschen Pech, dass am Spieltag danach ausgerechnet Spitzenreiter MSV Duisburg im Preußenstadion vorstellig wurde. Die Partie ging mit 1:4 verloren, Köln gewann in Halle mit 4:3 und zog wieder auf sechs Punkte weg. Schon da war klar, dass es ein langer Weg sein würde bis zum Klassenerhalt.

Immerhin: De Preußen blieben in den nächsten beiden Spielen ungeschlagen, holten in Kaiserslautern und gegen Würzburg jeweils einen Punkt, verloren aber weiter an Land. Sieben Punkte Rückstand waren es nach dem 24. Spieltag, Platz 16 ging nun an den Chemnitzer FC.

Mit zwei Siegen in Folge meldete sich der SCP zurück. Das 2:0 beim KFC Uerdingen (in der Düsseldorfer Arena) und der 1:0-Heimsieg gegen Hansa Rostock brachten sechs Punkte und verringerten den Abstand auf Viktoria Köln nun auf fünf Punkte. Und dann stand das direkte Duell an. Das „Sechs-Punkte-Spiel“. Ausgerechnet gegen den Ex-Trainer Pavel Dotchev, seinerzeit in Köln unter Vertrag.

Geplant und erhofft war der dritte Sieg in Folge, drei weitere Big Points im Abstiegskampf. Der SC Preußen schrieb damals im Vorbericht: „Der SC Preußen Münster hat unter Trainer Sascha Hildmann eine neue Stabilität gewonnen und befindet sich gerade in einem Aufwind, den die Adlerträger in dieser Saison bisher nicht erlebt haben.“ Den Aufwind spürten auch die Fans, knapp 1.000 reisten an diesem 7. März 2020 mit nach Köln. Und sie sahen eine Preußen-Elf, die das Spiel im Sportpark Höhenberg eigentlich voll in der Hand hatte. Die Preußen ließen fast gar nichts zu, erspielten sich allerdings selbst auch kaum Chancen. Einzig Marco Königs hatte die Führung einmal ansatzweise auf den Füßen, scheiterte aber mit seinem Distanzschuss. Das 0:0 zur Pause ließ immerhin alles offen.

Doch dann führte der SCP: Königs‘ Schuss musste Kölns Keeper abklatschen lassen, Kevin Rodrigues Pires drückte den Ball zur Führung ins Tor. Das 1:0 für die Adlerträger nach 49 Minuten und der gesamte Preußenkahn schien auf Kurs.

7. März 2020: Da jubelte der SCP noch nach der Führung durch Kevin Rodrigues Pires.
7. März 2020: Fridolin Wagner (l.) sieht die rote Karte.

Bis zur 77. Minute. Da setzte Fridolin Wagner im Zweikampf gegen Marcel Gottschling in der Kölner Hälfte zur groben Grätsche an – und sah direkt die Rote Karte. Ein völlig unnötiger Zweikampf im neutralen Raum dezimierte den SCP und brachte Unruhe ins Spiel.

Denn Köln sah nun Chancen, wiederbelebt vom SC Preußen. Und auf den Rängen sahen die Preußenfans entsetzt mit an, wie Viktoria zunehmend mehr Druck aufbaute. Und schon wenige Minuten nach dem Platzverweis durch Albert Bunjaku zum Ausgleich kamen. Das 1:1 nach 83 Minuten war schon ein spürbarer Treffer. Und es kam noch schlimmer. Knappe zwei Minuten später traf Mike Wunderlich per Freistoß zum 2:1. Binnen Sekunden war die Partie gedreht und das Spiel für den SCP verloren. Chancenlos taumelte das Team zum Schlusspfiff hin und dann war Feierabend.

Und nicht nur für das Spiel. Für den gesamten Fußball. Corona brachte das Land zum Stillstand, Ausgangssperren, Versammlungsverbote, der Beginn der Maskenzeit, der Impfdebatten, Hamsterkäufe von Klopapier, Mehl und Nudeln. Homeoffice in fast allen Betrieben, die Innenstädte geschlossen und leer, Schulen und Kitas dicht. Alles stand still.

Fast drei Monate dauerte dieser gespenstische Zustand, dann entschlossen sich DFL und DFB, den Profifußball fortzusetzen. Schließlich brauchte es Ab- und Aufsteiger. The show must go on. War das regulär? Nein, nicht ansatzweise. Leere Stadien, Heimstärke adé, vieles glich sich aus, ohne Fans waren die Stadien nur leblose Hüllen, das Spiel wie Training, dafür aber mit vollen Konsequenzen.

Münster kehrte am 31. Mai 2020 mit einem wichtigen 4:2-Sieg gegen Halle zurück in die Liga, verlor aber beim FC Bayern München II mit 2:3. Der Abstand zum rettenden Ufer war knapp (3 Punkte), aber der SCP punktete eben nicht wirklich nachhaltiger als die Konkurrenz – und taumelte so beständig unterhalb der Linie hinterher.

Bis auf zwei Punkte kam der SCP heran – das war zuletzt am 32. Spieltag so. Dann verlor der SCP das wichtige direkte Duell beim Tabellennachbarn Chemnitzer FC mit 0:1 und direkt nach auch noch mit 0:1 in Braunschweig und fünf Spieltage vor Schluss wuchs der Abstand auf fünf Punkte an. Hoffnung keimte nach dem 2:1 gegen Zwickau am 35. Spieltag kurz auf, da waren es wieder nur zwei Punkte. Das Ende ist bekannt. Ein 0:0 in Mannheim war schon eine negative Vorentscheidung, das bittere und einfach hoffnungslose 0:3 gegen Meppen das Ende. Münster war abgestiegen, zum zweiten Mal nach 2006 nur noch viertklassig.

Bis heute sagt Trainer Sascha Hildmann, dass ohne Corona der Abstieg hätte vermieden werden können. Das ist alles Theorie. Und die Preußen nutzten den Abstieg, um sich (wieder einmal) neu zu erfinden. Und Sascha Hildmann selbst ist noch immer da, vermutlich auch über das Saisonende hinaus. Ganz gleich, wohin es den SCP diesmal treibt. Nur um den Abstieg geht es nicht mehr, diesmal nicht. Das ist ganz sicher.

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