Run auf Karten: Preußen Münster zieht Reißleine
Über das Bayern-Los im DFB-Pokal gibt es weiter erheblich abweichende Reaktionen. Wer nicht so nah dran ist, bejubelt das vermeintliche Traumlos, freut sich über bundesweite Aufmerksamkeit. Wer den SC Preußen Münster schon länger begleitet, ärgert sich eher über die sportlich kaum lösbare Aufgabe und das ganze Event-Brimborium um diese Partie herum.
Für den SC Preußen Münster hat das Los indes ganz andere Folgen – und auch die sind seit 2014 bekannt. Weil Dauerkarteninhaber und Vereinsmitglieder ein Vorkaufsrecht für Pokalspiele haben, waren den Preußen seit der Auslosung hunderte Neuanträge ins Büro geflattert. Über 500, munkelt man.
Weil die Preußen gerade erst das 3000. Mitglied begrüßt hatten und damit schon bei rund 3500 Mitgliedern angekommen waren, drohte das Kartenversprechen in sich zusammenzufallen. Die Reaktion des SCP: Ein Stopp für Neuanträge jeder Art. Erst einmal müsse man sich einen Überblick verschaffen, ehe man weitere Anträge für Dauerkarten oder Mitgliedschaft zulassen könne.
Dabei hilft beides ja den Preußen wirtschaftlich. Für die Mitgliedschaft werden 55 Euro pro Halbjahr fällig, Dauerkarten sind natürlich noch deutlich teurer. Heißt: Der SCP nimmt zumindest einmalig frisches Geld ein, wenngleich dann in einigen Monaten eine ebenso deutlich wahrnehmbare Kündigungswelle über den Klub schwappt. So ist das eben.
Für den Moment gilt: Würden alle Dauerkarteninhaber und Vereinsmitglieder ihr Vorkaufsrecht nutzen, wären schon rund 7000 Karten weg. Abzüglich der Gästekarten, des DFB-Kontingents, Sponsoren und Schiedsrichter bliebe dann nur noch ein kleiner Rest für den freien Verkauf. Sitzplätze sind ohnehin kaum zu bekommen, die Preußen können davon nicht einmal 3000 anbieten.
Das grundsätzliche Problem wird der SCP weder heute noch künftig lösen können. Mit nur rund 12.800 Plätzen bei normalen Spielen ist das Stadion vergleichsweise klein – aus Sicherheitsgründen und wegen des Abrisses der Westkurve dürfen nicht mehr Fans ins Stadion. Bei „Rotspielen“ sind knapp 12.000 Zuschauer zugelassen. Und auch wenn das Stadion ab (hoffentlich) 2027 umgebaut ist, wird die Marke von 20.000 Zuschauern nur annähernd erreicht. Das wäre für so ein Pokalspiel vermutlich auch nicht ausreichend.
Damit muss der SCP leben, diesen Wettbewerbsnachteil wird der SCP dauerhaft mit sich herumschleppen – vor allem in einem (heute allerdings noch ziemlich unrealistischen) Szenario der 2. Bundesliga. Gegen Konkurrenz wie HSV, Kaiserslautern, Karlsruhe, Nürnberg, Magdeburg, Braunschweig oder Hannover wird das Preußenstadion immer eine kleine Bude bleiben. Münsters Kragenweite bleiben Paderborn, Regensburg, Darmstadt oder Heidenheim.