106 Minuten Preußen-Aufstieg im Cineplex
Selten war das Cineplex am Hafen so in schwarz-weiß-grün getaucht wie am Donnerstagabend. Die Premiere der Aufstiegs-Dokumentation im Kino stand an, viele Bilder fügten sich auf der Leinwand zu einer Geschichte. Und hier und da dürfte es ein paar feuchte Augen gegeben haben.
Bis zum Mittwochabend hatten die Macher Michael „Mike“ Schmitz und Daniel Schleusner (Münster4Life) gemeinsam mit Preußens Medienchef Marcel Weskamp an Gestaltung und Schnitt des Films gebastelt. Ein Aufwand, der durchaus etwas über die Jobbeschreibung der Preußen hinausging, wie Moderator (und Präsidiumsmitglied) Christoph Mangelmans andeutete. Aber das Ergebnis war ja dann die Mühe wert.
Gleich am ersten Tag lief der Film in drei Sälen parallel, im größten Saal durften vor allem geladene Gäste Platz nehmen, darunter auch viele Spieler und Klubverantwortliche.
Der Film selbst führt in einem Bogen von 2020 bis hin zum Aufstieg und folgt dabei einem chronologischen Aufbau – einer der emotionalsten Momente dürfte Simon Scherders gequältes Magenta-Interview nach dem 0:3 gegen Meppen und dem Abstieg sein. Mit Tränen in den Augen rang er vor gerade einmal 3 Jahren um Worte. Und die Filmemacher schnitten einen erheblich besser gelaunten Simon Scherder nach dem Aufstieg dagegen. Größer können Kontraste kaum ausfallen. So ist der Sport, so ist Fußball. In den bitteren Momenten und im Aufstiegstaumel.
Scherder – das dürfte keine Überraschung sein – kommt nicht nur als Gesprächspartner im Film vor, sondern auch als Protagonist in einigen relevanten Szenen. Allen voran sei der legendäre Auftritt in Wattenscheid gemeint, als er (gemeinsam mit Torwart Max Schulze Niehues) erst den 4:4-Ausgleich in der 92. Minute ermöglichte, dann aber wütend in der 94. Minute das 5:4 erzielte. Das waren Momente, die kaum ein Preuße vergessen wird, der dabei war.
Applaus gab es zwischendurch im Saal übrigens auch für Henok Teklabs Sololauf über das halbe Feld inklusive seines ausgebufften Treffers zum 4:2 … er verfolgt das sicher bestens gelaunt von den Zuschauerrängen. Ebenso wie u.a. die Kollegen Nicolai Remberg und Dennis Daube, deren Wechsel beim letzten Saisonspiel gegen Ahlen eine ganz eigene emotionale Geschichte bildete.
Alle Termine der noch geplanten Vorstellungen im Cineplex hier… Nach mehreren Vorstellungen über das Pfingstwochenende geht es ab Dienstag immer um 19.06 Uhr los.
Hier und da spürte man im Film schon, dass es schnell gehen musste. Vor allem die erste Hälfte ist doch eher von Interviews bestimmt. Kurzweilig allerdings, vor allem, wenn Trainer Sascha Hildmann sehr offen über Gefühlslagen und Szenen der Saison spricht. Teilweise witzig, wenn Götz Alsmann mit Georg Krimphove zu Wort kommt. Dass der SCP im Frühjahr 2020 komplett am Boden lag (Sportchef weg, Mannschaft weg, unklare Zukunft), war eher am Rande zu ahnen, aber so tief konnte der Film wohl auch nicht einsteigen. Stattdessen nahm der Streifen den Bogen über das Scheitern 2022, das für viele einen Jetzt-erst-recht-Moment auslöste, bis hin zur abgelaufenen Saison. Die Niederlagen blieben außen vor, dabei hatten sie einen großen Anteil am Verlauf der Saison, stattdessen gab es einige Tore zu sehen. Davon hätten es auch noch ein paar mehr sein dürfen, das kam – wenn man denn leise Kritik üben wollte – etwas zu kurz.
Aber, wie sagte Cineplex-Geschäftsführer Ansgar Esch? „Dieser Film hat die große Leinwand verdient.“ Und dafür gab es am Ende auch Applaus, als die Macher sich unten vor die Leinwand stellten und von der Arbeit berichteten.
Marc Lorenz durfte sogar noch einmal das „Alle zusammen für Preußen Münster“ anstimmen. Das klang dann aber im Saal mit den geladenen Gästen, so ehrlich darf man sein, doch ziemlich mau. Es ist eben nicht das Stadion. Und besser ist im Stadion. Aber das war im Film dann auch zu spüren.