Alexander Langlitz: „Viel besser hätte ich es nicht machen können…“
Mit drei Toren verabschiedete sich Alexander Langlitz vom SC Preußen Münster und zugleich von seiner aktiven Fußballer-Karriere. Beim Freundschaftsspiel in Greven führte der 32-Jährige die Preußen als Kapitän an. Im Interview mit 100ProzentMeinSCP blickt Langlitz zurück und spricht auch über seine Pläne.
Dein letztes Spiel: Greven, drei Tore, als Kapitän auf dem Feld. Wie fühlt es sich jetzt an?
Das war ein runder Abschluss, schön. Noch einmal ein Spiel in der Region, das erinnert ein bisschen an meine Jugendzeit, in der ich hier auch schon gegen Greven gespielt habe.
Deine Profikarriere endete am vergangenen Freitag in Oberhausen. Das war auch so ein besonderer Moment, oder?
Ja. Ich gehe mit viel Dankbarkeit und Stolz. Es gefällt mir, dass ich mit so einem Aufstieg aufhören kann und auch mit einer so besonderen Beziehung zum Klub. Ich bin also nicht traurig, sondern einfach froh, dass wir unser Ziel erreicht haben.
Zwickt da wirklich nichts? Ein bisschen Wehmut?
Naja, irgendwann kommt doch ohnehin der Moment, in dem du aufhörst. Und ich glaube, diesen Punkt jetzt so zu treffen – viel besser hätte ich es nicht machen können.
Der Platzverweis war trotzdem ein abruptes Ende deiner Karriere.
Sicher wäre es schön gewesen – und ich hatte mir das immer mal so vorgestellt – gegen Ahlen vielleicht noch mal als Kapitän die Jungs aufs Feld zu führen. Daraus ist nichts geworden, aber die Preußen-Fans in Oberhausen haben das sensationell gemacht, haben mich spontan gefeiert, mich auf den Zaun geholt. Das hat mich total berührt. Und letztlich hat sich alles eben ergeben. So ein Platzverweis passiert mal im Eifer des Gefechts. Mir war auch sofort klar, das war es jetzt. Aber immerhin habe ich meine 100 Pflichtspiele für Münster vollgemacht. Damit bin ich auch zufrieden.
Alexander Langlitz wechselte Anfang August 2020 nach dem Abstieg des SCP aus Lotte zu den Preußen. In der Jugend war er bis 2009 bereits in der U17 und U19 für die Adler aktiv, machte dann seinen Weg über Schalke und RW Essen. In der laufenden Saison stand er in 29 Spielen auf dem Platz, machte dabei 4 Tore. Insgesamt kommt er auf 100 Pflichtspiele für die Preußen, davon 91 in der Regionalliga West. Als Stürmer eingesetzt, kam er 2020/2021 immerhin auf 12 Saisontore.
Gegen Ahlen bist du aber dann im Stadion?
Klar. Ich bin da und schaue, was passiert (lächelt)
Bist du denn auch ein bisschen froh, wenn du ab Sonntag etwas durchatmen kannst?
Es ist nicht selbstverständlich, all das hier mitnehmen zu dürfen. Auf dem Prinzipalmarkt mit so vielen Fans die Meisterschaft feiern zu dürfen, auch das Bündnis zwischen Stadt und Klub zu sehen, das ist außergewöhnlich. Es gab ja auch schon holprigere Zeiten. Aber die Entwicklung der vergangenen Jahre stimmt mich auch positiv für Zeiten, in denen es vielleicht mal nicht ganz glatt läuft. Also: Nach Sonntag atme ich mal durch, aber vorher nehme ich alles gerne mit.
Wenn du also irgendwann später mal über den Prinzipalmarkt läufst …
… ja, dann denke ich daran, dass ich im Goldenen Buch der Stadt stehe. Dass ich da oben auf dem Balkon gefeiert habe. Das ist etwas Besonderes.
Auch weil du Teil einer exklusiven Gruppe von Spielern und Verantwortlichen bist, die in Münster einen Aufstieg feiern konnten.
Das macht schon stolz. Die Preußen sind in der Stadt und im Münsterland der fußballerische Leuchtturm. Wenn man sieht, wie die Fans zum Stadion marschieren. Wie „alle zusammen für Preußen Münster“ stehen, das ist authentisch. Auch und gerade nach Rückschlägen. Und das alles macht den Verein und seine Entwicklung besonders.
Welche Spiele bleiben dir in Erinnerung aus dieser Saison?
Für mich bleibt vor allem das lehrreiche Spiel in Aachen in Erinnerung, als wir verloren haben. Das war als Entwicklungspunkt für uns als Mannschaft ganz wichtig. So wie der späte Sieg in Wattenscheid oder auch das Spiel gegen Köln II, als wir den Rückstand gedreht haben und Henok Teklab drei Tore gemacht hat.
Auch das 0:1 gegen Wuppertal war wichtig, oder?
Das stimmt. Da hatte der Trainer ein glückliches Händchen mit der Umstellung auf zwei Stürmer. Auch wenn das für mich persönlich nicht so gut war (lächelt). Aber wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass es am Ende so läuft, hätte ich es unterschrieben. Fußball ist ein Teamsport. Das habe ich die ganze Saison über gelebt und anders geht es nicht. Überhaupt: Aus Niederlagen zu lernen, war so ein Wendepunkt für uns alle. Die 11 Siege am Stück danach waren stark, da lief es dann.
Und jetzt hängst du deine Fußballschuhe an den berühmten Nagel. Wirklich endgültig?
Ja. Ich hatte einige Anfragen, aber die habe ich alle abgeblockt. Ich möchte mich jetzt auf eine berufliche Karriere fokussieren und die zu 100% machen. Und wenn ich irgendwo noch Fußball spiele, würde ich das auch mit 100% machen wollen. Beides unter einen Hut zu bekommen, geht nicht. Also habe ich mich entschieden, jetzt Beruf und Familie voranzustellen. Manche werden diesen Abschied vielleicht nicht verstehen, weil nicht jeder Fußballer so seine Karriere beendet. Aber es hat sich jetzt so ergeben und ich bin wirklich glücklich damit, wie es gelaufen ist.
Und jetzt? Was steht an?
Ich habe vor, mich als Immobilienmakler selbständig zu machen. Der Einstieg wird sicher spannend werden. Aber erst einmal werde ich den Sommer genießen und vor allem die Geburt unseres Sohnes, die wir im Juni erwarten. Als Fußballer wäre ich dann schon wieder im Training und viel unterwegs. Jetzt will ich die Chance nutzen, näher an der Familie zu sein und dann meinen neuen Job voranzutreiben.
Wie bist du eigentlich auf Immobilien gekommen?
Das hat sich über das Thema Altersvorsorge ergeben. Ich habe selbst viele Makler erlebt und das Gefühl, das könnte ich auch. Ich bin dann etwas tiefer ins Thema eingetaucht, hatte auch einen guten Mentor, der mir geholfen hat. Und es fühlt sich gut an für mich.
Trotzdem ein Sprung ins kalte Wasser?
Klar. Ein bisschen Mut erfordert das schon, keine Frage.
Der Region bleibst du aber treu, oder?
Ich bin ja in Ostbevern sesshaft geworden. Da bleiben wir auch, da sind wir verwurzelt.
Und wirklich kein Fußball mehr?
Nein. Aber ich habe immerhin noch ein paar Trikots von mir im Schrank…