Stadionposse: Bocholt-Partie offiziell abgesagt

Lustig ist diese Posse nicht: Der 20. Spieltag findet ohne den SC Preußen Münster statt. Verantwortlich dafür ist eine ziemlich seltsame „Kooperation“ zwischen 1. FC Bocholt, der Stadt Bocholt und dem Westdeutschen Fußballverband.

Der SC Preußen „bedauert“ die Entscheidung und hätte gerne gespielt. Doch weder das Stadion am Hünting wie auch das Ausweichstadion in Oberhausen standen zur Verfügung, wie der 1. FCB etwas vage erklärt.

Denn diese eher skurrile Geschichte aus Bocholt ist durchaus ein Beleg für die manchmal unprofessionelle Regionalliga. Der 1. FC Bocholt hatte nämlich notwendige Bauarbeiten im Gästeblock erst einmal mitten in die Saison gelegt und auch begonnen, doch dann stoppte die Stadt den Bau. Grund: Bocholt hatte gar keine Baugenehmigung.

Der 1. FC reagierte konsterniert. Stadionsprecher Martin Rudde sitzt für die CDU auch im Sportausschuss und betonte dort zuletzt, „die Situation jetzt ist für uns aber Existenz-bedrohend“. Gemeint war der mögliche Wegfall der beiden Heimspiele, sicher vor allem das gegen Preußen Münster. Eine Situation, in die sich der 1. FC allerdings selbst gebracht hatte.

Zwischenzeitlich war ja erklärt worden, die Partie nach Oberhausen zu verlegen. Eine Entscheidung, die der Westdeutsche Fußballverband offenbar ohne Rücksprache und „nach Aktenlage“ entschied. Denn in Oberhausen war der Platz des Stadions Niederrhein längst wegen anstehender Rasenpflege gesperrt – was schon ein simpler Anruf in Oberhausen gezeigt hätte. Also Kommando zurück. Kein Hünting, kein Ausweichstadion. Eine Posse. Keine gute.

Während der 1. FC Bocholt seitdem unablässig Nachrichten über „gute und konstruktive“ Gespräche verschickte, war eigentlich längst klar, dass es mit einer Austragung des Spiels in 2022 nichts mehr werden würde. Angebote für Ausweichstadien gab es wohl, aber die Kosten dafür dürften kaum stemmbar gewesen sein.

Nun deutet einiges auf einen Spieltermin Ende Januar 2023 hin. Der SCP müsste dann früher wieder ran – ein reines Ärgernis und eine peinliche Panne, die da von verschiedenen Parteien verursacht wurde.

Der Verband müsste sich auch einmal fragen, wie es um die Professionalität bestellt ist, nachdem nun wirklich regelmäßig Probleme mit Auswärtsspielen auftreten. Eingangs der Saison meldete sich reihenweise Klubs beim SCP mit der Bitte um Heimspieltausch. Der SV Lippstadt baute ebenfalls mitten in der Saison um, die Partie wurde in Wiedenbrück gespielt. Gegen Straelen (keine Parkplätze) wurde in Homberg gespielt – kann in dieser Liga eigentlich jeder Klub machen, was er will? Wann schiebt der Verband hier mal einen Riegel vor?

Wie auch immer: der SCP trainiert in dieser Woche noch weiter, verabschiedet sich erst am Wochenende in die Winterpause. Am 20. Spieltag müssen die Preußen dann untätig verfolgen, wie sich die Konkurrenz schlägt. Wuppertal spielt in Wiedenbrück, Mönchengladbach erwartet Düren.

Aachen spielt ebenfalls erst Ende Januar gegen Düsseldorf II. Und die Partie gegen Fortuna Köln steht unverdrossen für den 17. Dezember im Spielplan. Vielleicht geht’s dort auch so.

Denn, ja, das ist auch ein Thema: Dass die Auswärtsspiele der Preußen mit unschöner Regelmäßigkeit als „Hochrisikospiel“ eingestuft werden und damit unter besonderer Beobachtung stehen und unter Auflagen stattfinden, hat natürlich auch etwas damit zu tun, dass es dann und wann zu Problemen kommt. Ganz und gar unbeteiligt ist der Preußen-Anhang eben nicht. Auch wenn die Sicherheitsbehörden gelegentlich den Eindruck erwecken, Preußen-Spiele als „Vorwand“ zu nutzen, um möglichst viele Einsatzstunden zu erreichen. Es hängt vieles mit vielem zusammen. Nur die Bocholt-Posse haben andere Parteien verbockt, ganz allein.

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